2002
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Frühjahr 2002 Beim Langlaufen in Bärnkopf Anfang Jänner kamen wir beim Forsthaus Zilleck an einigen Quellbächen vorbei, die, eingebettet in fast einem Meter Pulverschnee, sich als Sarmingbach herausstellten. Dieser Bach fließt, ähnlich seinem östlichen Nachbarn, der Kleinen Ysper, geradewegs nach Süden zur Donau und überwindet dabei 770m auf nur 25 km, ein Rekord im Bereich der linken Donauzubringer! Im Gegensatz zur Ysper befindet sich seine spektakuläre Steilstufe unmittelbar an der Mündung, 170 m auf nur 1200 m, unbefahrbar, aber sehenswert. Unterhalb von Waldhausen ist der Bach etwa 3 m breit, ein Projekt für expeditionshungrige Paddler. Beim Durchsurfen der Kajak.at - Flußdatenbank entdeckte
ich vor kurzem den Giessenbach (westlicher Nachbar), der bis zum Eingang der
Stillensteinklamm bereits befahren worden ist, ein Ansporn mehr. Am Mittwoch, 30.1.2002, folgte das „Paradies“ am Großen Kamp. Luksch Christian und Junior, Christl und ich standen traurig beim Pegel Zwettl, nur mehr 205 cm. Auch in Ritterkamp eigentlich zuwenig, nur 100 cm, wir wollten schon zur Zwettl wechseln, aber ein Blick auf den Pegel Neustift änderte die Lage: 75 cm, warum weiß keiner, vielleicht weil der Schnee nur oberhalb von 800 m lag? Nach langer Zeit wieder einmal ein wildromantischer Umtrager des Eisgrabens, dann genossen wir das Paradies bei 13 Plusgraden, eisfrei und kaum Bäume! Aber auch andere waren aktiv: Hannes befuhr schon am 27.1. den Braunaubach von Eugenia bei Schrems bis Breitensee, seit 17.3.1979 vermutlich die zweite Befahrung! Am 2. und 3. Februar folgten Großausfahrten von Roiten bis Zwettl und Wegscheid bis Steinegg. Eine Zwischenschneeschmelze, wie sie schon lange nicht mehr da war! Bootshaus ("Sporthaus am Wörth"): Die von der Gemeinde mit einer Variantenstudie beauftragte Architektin, Andrea Linsbauer, war bis 11.4. mit dem Chinazentrum beschäftigt. Sie hat mir versprochen, binnen 2 Wochen einen Entwurf vorzulegen, aufgrund dessen dann der Gemeinderat entscheiden soll. Weiters war GGR Horst Gruber nebst Firmenproblemen mit der Organisation des neuen Musikprobenraumes beschäftigt, wo die Kapelle (mit mir als Hilfsarbeiter) zur Zeit Erfahrung beim Innenausbau sammelt. Sollte unser Projekt nach Fluss-Säuberung und Sonnwendfahrt noch immer nicht reifen, so glaube ich, meine Motivation wird in Zukunft nur mehr für meine unmittelbare Sportausübung reichen.
Wasserstandsprognosen aus Niederschlagsmengen Als ich am 20.3.2002 den ersten Teil dieses Beitrages begann, wollte ich nach einer Diskussion mit Thomas Rettenbacher (www.kajak.at) nur das Hochwasser vom 14.5.1996 für Prognosen auswerten. Zwei Tage später standen mir aber aktuellere Werte zur Verfügung, da es mittlerweile 50 mm geregnet hatte und der Kamp auf 60 m3/s gestiegen war! Wir
haben zwar mittlerweile Internet-Pegeldienste aus Niederösterreich, Bayern,
Tschechien, Slowenien und viele mehr, aber aus einigen exotischen Teilen Europas
wie Griechenland, Italien und
dem Mühlviertel gibt es leider nur Berichte über die Niederschlagsmengen (www.wetteronline.de
: Das 72 Stunden Farbbild der Niederschläge in Europa zeigt, wo was los ist:
Die rotbraune Zone mit 100 mm verspricht satte Abflüsse!) Wieviel Regen brauche ich also, um ein zartes Hochwasser zu wecken? Würden die gesamten 700 mm, die im Waldviertel so im Jahr niederrieseln, vollständig oberirdisch abfließen, so wären das 22 m3/s auf 1000 km2 Einzugsgebiet (Pegel Rosenburg 1150 km2). Tatsächlich fließt aber auf den Landmassen der Erde nur etwa 37,5 % des Niederschlages ab, und davon ein Teil als Grundwasser. Die restlichen 62,5 % verdunsten, und zwar von der Oberfläche und im Umweg über die Pflanzen (Buchtipp: "Das Wasser des Festlandes", von J.Marcinek). Mit 37.5% von 22 m3/s, das sind 8,3 m3/s, kommen wir schon sehr gut an die realen Werte (offenbar gibt es im Urgestein wenig Grundwasserabfluss). Das Hochwasser vom 14.5.1996: Ich habe in folgender Tabelle die Jahresabflüsse und Niederschläge gegenübergestellt, die Daten stammen aus dem "Hydrographischen Jahrbuch von Österreich 1996". Uns interessieren aber keine Jahresmittel, sondern Prognosen für das nächste Wochenende! Was passiert, wenn der Regenmesser im Garten (in jedem Baumarkt erhätlich) 50 mm anzeigt? – Er geht über, aber tut das auch unser Bach? Zuletzt hatten wir flächendeckend solche Mengen am 13.5.1996 (40 bis 51 mm in 24 Stunden von Zwettl bis Aigen-Schlägl). Am Tag darauf stand unser altes Bootshaus unter Wasser (und wir waren in Griechenland paddeln).
Interessant ist, dass im Jahresschnitt etwa 44 % zum Abfluss kommt, bei dem Tagesereignis hingegen nur 27 %. Vermutlich sorgt das Speichervermögen des Bodens und die natürlichen Rückhaltezonen (Überschwemmungsgebiete) für die verminderten Tageswerte. In einem zu - betoniertem Waldviertel wären statt 105 m3/s in Zwettl 361 m3/s abgeflossen! Die Abflussmengen sind abhängig vom Geländerelief und Gestein, und außerdem jahreszeitlich verschieden, vom Pflanzenwachstum und Boden. Wenn flächenhafte 50 mm/Tag für ein 5-jährliches Hochwasser sorgen, dann wird mit 20 mm meist auch der Paddler zufrieden sein können. Exakte Prognosen sind eine Herausforderung an Geowissenschaften und Computersimulationen, mit Erfahrungswerten lässt sich aber auch einiges erreichen! Einige Spitzenwerte: Star bei den Tagesniederschlägen im Waldviertel ist Rappottenstein am 12.8.1959 mit 143 mm (heute, am 20.3.2002, regnete es in Warth 104 mm – in der Breitachklamm stieg der Fluss von 5 m3/s auf 120 m3/s!). Ö-Spitze liegt etwa bei 250 mm/Tag. Starkniederschläge gibt es bis 2,9 Liter pro Minute, meist aber nur kurz und regional. Das Hochwasser vom 22.3.2002: Innerhalb von 2 Tagen 50 mm Regen ist zwar kein Spitzenwert, aber offenbar im zeitigen Frühjahr ausreichend, um bei nassem und harten Boden die Bäche zu füllen. 300 cm in Zwettl, Pegel Bahnbrücke, das sind ca. 60 m3/s! Die 105 m3/s (370 cm) vom 14.5.1996 waren vermutlich nur möglich, weil es Tage zuvor schon geregnet hatte (leider keine Werte vorrätig). Während Taffa, Seebsbach und Krems aufgrund geringerer Regenmengen schon nach 2-3 Tagen wieder unbefahrbar waren, hielten die westlichen "Waldviertler" ihr Wasser besser und normalisierten sich erst ab 8.4.2002. Warum kann sich Wasser nicht erst bei plus 10 Grad verflüssigen?! Es war manchmal saukalt, siehe Tourenberichte!
Prof. Hans Matz ist tot! Am 29.5.2002 verstarb nach schwerer Krankheit unser
Ehrenmitglied Hans Matz. Die Beisetzung fand am Freitag, 7.6.2002 in Eggenburg
statt. Viele Freunde aus dem Kanusport, die rechtzeitig von seinem Tod erfahren
hatten, waren erschienen: Der Präsident des Öst. Kanuverbandes, Walter Aumayr,
AKC-Präsident Klaus Herkströter mit "Altpräsident" Holger
Machatschek, Pepi Kutil für die Naturfreunde Österreichs und viele mehr. DI
Walter Mück hielt die Trauerrede: Aktiv im hohen Alter Prof. Hans Matz hat bis zuletzt seine Aktivitäten selbst beschrieben - für
seine Bücher über die Salza, den Kamp, die Thaya und die Gail hat er in den
Jahren 1995 bis 2001 Monate in der Gegend verbracht, ist gepaddelt, hat
photographiert und recherchiert. Da ihm seine Schreibmaschine doch schon etwas
altmodisch erschien, besuchte er mit 77 Jahren einen Computerkurs und begann
bald darauf auch im Internet zu surfen. Als Ausgleich erwarb er im Okt. 2001 ein
Motorrad, eine Honda 500, mit der er im Herbst noch einige Testfahrten
unternahm. Venetikos, 1998 >>
Buchbesprechung "Anekdoten und Kajakiaden" von Hans Matz erschienen im Pollner-Verlag www.pollner-verlag.de , ISBN 3-925660-41-0 Als mir Prof. Hans Matz im Herbst 2001 die Entwürfe
zu diesem Buch zeigte und meinte, dies würde definitiv das letzte seiner über
20 Werke, ahnte er wohl noch nicht, wie schrecklich recht er damit haben würde.
Er starb 2 Tage nachdem er den Probedruck gesehen hatte! Das Werk ist gleichsam
sein Vermächtnis, ein Querschnitt von Anekdoten eines reichen Paddlerlebens. Walter Mück Bulgarien Hans Matz hatte in den Jahren 1969 bis 1972 Kundfahrten nach Slowenien, Korsika, Rumänien und Bulgarien unternommen, wir folgten seinen Spuren 1977, 1982 und 1983, nur Bulgarien blieb offen. Bis 1990 waren wir oft auf der "Autoput" durch Jugoslawien nach Griechenland gefahren, doch dann verwehrte uns der Krieg diese Route. Endlich im Mai 2002 wurde es möglich, nach Beschaffung von Transitvisa für Jugoslawien (oder sollte es schon Serbien oder/und Montenegro heißen?) konnte uns nichts mehr aufhalten. Ricky, Renate, Rudi, Pierre, Günther und ich starteten am 18.5. mittags und erreichten nach einer problemlosen Durchquerung der ungarischen Tiefebene abends Kiskunhalas, kurz vor der serbischen Grenze. Auch diese Grenze war morgens leicht zu passieren, wenn auch kurz darauf ein uniformierter Straßenräuber für das Abblendlicht eine "Maut" kassierte. Belgrad und Nis erschienen mir so wie vor 12 Jahren, auch die Autoput ließ keine Bombenschäden erkennen. Zur bulgarischen Grenze hin wurde es mühsamer, aber wir erreichten selbige in den frühen Abendstunden. Leider mußte ich mit dem Zöllner eine Grundsatzdiskussion über den Import von Kajaks führen, während dieser sich der Himmel verdunkelte. Wir blieben aber Sieger und näherten uns nach Entrichtung einer Desinfektionsgebühr Sofia. Dort war neuerlich eine Straßenräubermaut fällig, so dass sich die Gesamtkosten für Visa, Maut und Grenzübertritt auf etwa 300 Euro für 6 Personen erhöhten, etwa mit den Kosten für die Fähre ab Venedig vergleichbar, aber schneller und abwechslungsreicher. Die Industrieruinen von Pernik, im Quellbereich der Struma gelegen, ließen uns Schlimmes befürchten, dennoch fanden wir noch vor 22 Uhr einen traumhaften Zeltplatz am Flussufer. Erstaunlicherweise reichte nach einem Zufluss sogar das Wasser (5 m3/s), sodass wir am Morgen gleich in Zemen in die Kajaks steigen konnten. Alle folgenden Flüsse sind im DKV recht gut beschrieben, uns erwartete eine schöne Schlucht mit wenigen Stellen WW III, sonst I-II. Die Verschmutzung hielt sich in Grenzen, unsere Angst war somit lediglich, ob Günther auch die geplante Ausbootstelle in "Rushdavita" finden würde, auf keiner Karte eingezeichnet. Die mitgegebenen zyrillischen Ortsnamen halfen ihm wenig, da eine Ortstafel fehlte, aber er stand nach 4 Stunden auf der richtigen Brücke! Sehr gut gelaunt folgten wir mit dem Auto dem
Fluss abwärts nach Rila, wo wir ein Hotel aufsuchten. Vom höchsten Berg des
Balkans, dem 2925 m hohen Mussala, stürzt hier mit beachtlichem Gefälle der Rila-Fluss
zu Tal. Frühmorgens besuchten wir das berühmte Rilakloster, ein Kunstjuwel in
1100 m Seehöhe. Nach einem Gewitterregen booteten wir im obersten Abschnitt
ein. Eine wuchtige "Sölk" mit zahlreichen Problemstellen erwartete
uns, Renate meinte, die Steigerung gegenüber gestern wäre bemerkenswert, doch
alle meisterten den rassigen Bach. Nach einem Forellengericht verließen wir die
eisige Bergwelt wieder, nur 30 km weiter in Blagoevgrad war es deutlich wärmer.
Trotzdem überzeugte uns das phantastische Hotel Christo, gleich neben dem
pulsierendem Stadtplatz gelegen, hier zu nächtigen. Der "Homerun"
dauerte etwas länger, wir erkundeten auch gleich die Ausbootstelle, ein
Biergarten mitten im Stadtzentrum! Hier wurden Hans Matz und seine Freunde von
tausenden Einwohnern bei seiner Erstbefahrung bejubelt. 11 km bachaufwärts
booteten wir am 22.5. ein, ein sauberer Wildbach mit 4 m3/s, nicht so hektisch
wie tags zuvor, aber doch schnell und steinig (WW III). Als wir uns schon der
Stadtgrenze näherten, überprüfte Rudi eine unübersichtliche Passage und
winkte mich dann vorbei. Die Stelle war nicht das Problem, aber dahinter im
Schatten einer Brücke erkannte ich plötzlich 3 m vor mir eine engmaschige
Stacheldrahtsperre! Im letzten Moment konnte ich mein Boot zwischen zwei Felsen
verkeilen und den Rest warnen. Das Gelände war wegen einer unbewohnten Anstalt
hermetisch abgeriegelt, aber unbewacht. Wir krochen unter dem Zaun durch, bald
darauf ebenso beim anderen Ende. Mit viel Hallo wurden wir wenig später im
Biergarten empfangen. Nachmittags wechselten wir über eine gute Passstraße ins Tal der Mesta (Nestos), wo wir leider wieder mit Gewitterregen empfangen wurden und ins nächste Hotel flüchteten. Mitten in Dobriniste, einem unansehnlichen Bergdorf, ein Schihotel mit allem Komfort! Zwischen den Wolken leuchteten abends die schneebedeckten Gipfel des Pirin-Gebirges durch. Klares Schmelzwasser führte auch der Iztok, auf dem wir morgens einbooteten, leider nur 2 km, dann versaute ein Seitenbach mit der Fracht einer Papierfabrik die Folgestrecke. Die Mündung in die Mesta hätten wir fast übersehen, erst in der wunderschönen Schlucht erkannten wir die Situation. Das Wetter war wieder herrlich, und so konnten wir uns abends einen idealen Zeltplatz am Ufer auswählen. Ricky zauberte aus dem Wok Kostbarkeiten über dem Lagerfeuer, traumhafte bulgarische Rotweine dazu, die Zirpen grillten,.... . Die untere Schlucht hatten wir von der Straße
gut einsehen können, die vielen Schwallstrecken erwiesen sich aber als
sportlich, fast eine zweite Salza. Etwa 15 km vor Goce Delcev beendeten wir die
Fahrt, hier tritt die Mesta in eine weite Ebene hinaus, bevor sie die
griechische Grenze überquert und als Nestos von Staumauer zu Staumauer gestaut
wird. Eine gewaltige, aber gute Passstraße führte uns zurück ins Struma-Tal,
wo wir noch die Sandanski Bistrica besichtigten. Zu wenig Wasser, also auf nach
Griechenland! Eine knappe Stunde dauerte die Ausreise, dann folgten wir dem
letzten Engtal der Struma (Strymon) nach Süden. Die geplante Befahrung dieser
Strecke unterließen wir mangels Wildwasser. Bei der erstbesten Taverne bauten
wir unsere Zelte auf und ließen unsere Bulgarien-Eindrücke bei Retsina Revue
passieren: Insgesamt eine sehr positive Überraschung, wobei die persönlichen Maßstäbe sicher sehr unterschiedlich waren, Wildwasser schön/verschmutzt, Essen reichlich/cholesterinreich, Kellnerinnen sehr nett/mager, Wetter mitteleuropäisch/saukalt, Duschen vorhanden/kalt, Weine außer Diskussion! Der Ruhetag am Meer fiel ins Wasser, dafür staubte die Straße den Pinios entlang nicht! Die "Professorenschleuder" meisterten alle vorbildlich. Abends trafen wir auf die Griechen-Truppe in Meteora, welche über die Trockenheit und schlechtes Wetter klagte. Gemeinsam konnten wir noch die große untere Aliakmonschlucht, den Venetikos, Arachthos und Voidomatis befahren, bevor wir die Heimreise gemütlich mit der Fähre bis Venedig antraten. Überschattet wurde der erlebnisreiche Urlaub durch die Todesnachricht von Prof. Hans Matz, dessen Spuren mit allen befahrenen Flüssen verbunden sind! Kajak Club Gars – 5 Jahre im Internet ! Mit Stolz darf ich auf ein Jubiläum hinweisen: Im Juni 1997 präsentierten wir als erster Kajakverein Österreichs unsere Seiten im Web! Seit damals haben etwa 85.000 Surfer unsere 7 Seiten besucht, die Anzahl der beantworteten emails werden wohl an die Tausend heranreichen! Sucht man bei "Google" unter "Kajak" in Österreich, findet man uns nach www.kajak.at an zweiter Stelle. Auch das deutsche Kanumagazin hat in der letzten Nummer unter "Kanuland Österreich" diese beiden Adressen hervorgehoben. Für die Zukunft sollen alle Mitglieder zur Gestaltung eingeladen werden, auch ein Forum wäre sinnvoll, immerhin haben 50 % eine email-Adresse. Flusssäuberung war spannend! Vielen Dank den teilnehmenden Aktivisten bei der Säuberungsaktion im Rahmen der Garser Umweltwoche am 4.5.2002! Der im Fluss vorhandene Müll hätte zwar auch eine höhere Beteiligung gerechtfertigt, aber immerhin wurden über 10 Müllsäcke gefüllt. Dramatischer Höhepunkt war dabei die Entdeckung von zwei Flaschen mit "Flaschenpost": Die eine von einem 11 Jahre alten Horner Mädchen, die andere schwer leserlich, die Botschaft sollte offenbar einen Adressaten in Ungarn oder Bulgarien erreichen. Walter Mück, Gars am Kamp, am 18.6.2002 Jahrhundertflut im Kamptal!Das Katastrophenhochwasser von 7.-14.8.2002 hat im Kamptal eine Schneise der
Verwüstung hinterlassen. Häuser, die seit Jahrhunderten vom Wasser verschont
geblieben waren, standen unvermutet im reissenden Fluss, entsprechend enorm ist
der Schaden. Eine Chronik der Ereignisse: In der Nacht auf Mittwoch waren 60 mm Regen gefallen, Pegel Zwettl 406 cm, keiner dachte noch an eine Katastrophe, wir wollten einfach den "letzten" der Waldviertler Kleinstbäche, den Wultschaubach, befahren. Daraus wurde aber nichts, statt dessen wurden wir Zeugen einer entstehenden Naturkatastrophe. Neben den vielen Dokumentationen in den Medien soll hier die Perspektive eines Paddlers dargestellt werden, der seine Waldviertler Bäche seit 27 Jahren kennt und liebt, aber erst nach einigen Tagen die Tragweite der Ereignisse begreift.
Die Strasse droht in Kürze überflutet zu werden, aber der Anrainer ist ohne Sorge, dass sein Haus bedroht wäre (das Wasser stieg hier bis in Kopfhöhe!!). Immerhin regnet es seit Stunden nicht mehr, also wollen wir doch zur Lainsitz weiterschauen. Auch dort viel Wasser, aber alles im Flussbett. Wir beginnen eine Wanderung entlang des Wultschaubaches, welcher durch den einsetzenden Starkregen laufend steigt. Um 15 Uhr brechen wir ab, ich fahre heimwärts. Von Weitra bis Zwettl kann ich gerade noch zwei tiefe Furten auf der Bundestrasse passieren, der Scheibenwischer ist überfordert. In Zwettl will ich noch den Zwettl-Pegel beim Sportplatz ablesen, doch der gesamte Platz ist bereits 50 cm überflutet.
Der Parkplatz beim Waldbad ist bereits tief unter Wasser, aber auch hier verlässt sich ein Anrainer auf die neue Betonbefestigung. Die rechtsufrige Hauptstrasse ist schon gesperrt, ich kann gerade noch über beide Brücken ausweichen. Der Pegel ist seit 14.45 Uhr bei 571 cm (ca. 500 m3/s ?) ausgefallen, eine fatale Sache für die Prognostik.Es schüttet weiter in einer Menge, die jeden Strassengraben zum reissenden Wildbach flache Wiesen zu Seen macht. Allmählich wird im Radio auf den Zusammenbruch der Verkehrs-Infrastruktur hingewiesen, in Ottenstein sehe ich noch den beginnenden Überlauf. In Stallegg kurz vor Gars kann ich als letzter PKW die überflutete Strasse passieren, dann bin ich froh daheim zu sein. 7.8.2002, 19:11, Gars, Schönbichler, ca. 300 m3/s Die Flut ist zwar bereits in Rekordhöhe von 1951, noch sind aber nur wenige
Häuser bedroht. Keiner kann sich vorstellen, wie es weitergeht.
7.8.2002, 18:30, Gars Hochenbichlerwehr, ca. 300 m3/s
Erst in den späten Nachtstunden erreicht die Flut mit ca. 600 m3/s ihr Maximum, ein Wert, der in keinen historischen Berichten erkennbar ist. Das Wasser übersteigt sogar teilweise die im Jahre 1889 errichtete Kamptalbahn und zerstört Mühlen, die seit Jahrhunderten hier stehen. Am Morgen gibt es weder Strom noch Telefon, Bahn und Strasse im Kamptal sind überschwemmt, hunderte Häuser bis 2 m unter Wasser! Der Pegel Stiefern beendet um 23 Uhr mit 560 cm seinen Dienst (Spitze ca. 700 cm).
Das Wasser ist bereits 150 cm gesunken, aber das herrliche Ufergasthaus ist nicht mehr zu retten, es muss abgerissen werden .
Unser Lieblingsgasthaus am Kamp in Steinegg stand fast 3 m unter Wasser, der
Kamp hat sein Bett begradigt, aber es besteht Hoffnung für einen Neubeginn, den
wir gerne unterstützen werden! Nach einer zweiten Flut am 13.8., welche unterhalb der Stauseen etwa 70 cm unter dem Höchstwert blieb, beginnen sich die Wasserstände im Waldviertel zu stabilisieren, die Flutwelle der Lainsitz erreicht aber am 20.8. Magdeburg, jene des Kamp Südungarn. Von 1.-13.8.2002 hat es etwa 250 mm geregnet, fast die Hälfte der Jahresmenge. Ein Vergleich mit den Überschwemmungen an Oder und Theiss drängt sich auf, deren Schäden wir eindrucksvoll erlebt haben. Diese wiederholten sich leider binnen weniger Jahre! Übrigens: Die Hochwassermarken des Jahres 1996 (etwa HQ 30) wurden am
7.8.2002 in Zwettl (397 cm) bereits gegen 5 Uhr früh, in Schwarzenau (282 cm)
gegen 14 Uhr und in Stiefern (480 cm korr.) ca. um 19 Uhr überschritten! DI Walter Mück, Gars am Kamp, am 21.8.2002 |
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