Saisonstart 2004 im Tiefschnee
Der Winter 2003 / 2004 bescherte uns im Waldviertel eine durchgehende
Schneedecke oberhalb von 700 m von Ende Dezember bis Ende März. Gemeinsam
konnten wir oft die Langlaufloipen zwischen Karlstift und Gutenbrunn erleben,
was mir aber seit 20 Jahren vorschwebte, war eine Durchquerung des gesamten
Bereiches. Nach einem Probegalopp zur Lainsitzquelle am Fuße des höchsten
Berges des Waldviertels (Tischberg, 1063 m) startete ich am 28.2. in Karlstift
zur großen Tour. Bis zur Kampquelle an der Liebenauer Loipe ging es
rasch voran, dann folgte ich zunächst dem Großen Kamp. Nach einigen Irrwegen
und einer nassen Querung des Komaubaches (der kommt auch noch dran!) erreichte
ich nach 18 km Wildspur durch tiefen Neuschnee die Loipen von Arbesbach und
Altmelon, wo ich nach insgesamt 7 Stunden mein Quartier bezog. Am nächsten
Morgen ging es bei leichtem Schneefall weiter auf der Loipe bis
Kleinpertenschlag, von wo ich 6 km bis zum Loipenverbund Bärnkopf-Gutenbrunn
spuren musste. Fast hätte mich der Kleine Kamp in eine Sackgasse geführt, der
Weinsberger Forst ist halt nicht zu unterschätzen! Gegen 15 Uhr erreichte ich
das rettende Gh. Marschall in Gutenbrunn, stolz auf meine 63 km von der Lainsitz
zum Weitenbach!
Die Lainsitz von der Quelle weg
Schon
am 5.2.2004 verhalf uns ein Tauwettereinbruch zur Lainsitz mit dem Kajak
aufzubrechen. Eigentlich wollten wir unseren "Kleinstbachprofi"
Raimund Flicker überbieten, doch der erklärte uns trocken, er habe die
Lainsitz bereits von "Grenze bis Grenze" befahren - mehr geht wirklich
nicht, mir blieb nur mehr ein Foto-Shooting am Grenzübertritt bei Joachimstal.
Den folgenden Katarakt werden wir nachholen, angeblich wird er von einem "Local
Hero" öfters befahren! Von Angelbach bis Weitra kämpften wir uns durch
brutale Mäander, würdigten aber auch das schöne Gabrielental, wo wir den
Eingangskatarakt nach Hans Matz tauften ( es war seine letzte Kenterung, am
10.4.2001, im Alter von 78 Jahren).
Am 7.2. folgte eine Kampfahrt von Roiten weg, während unsere "wilden Brüder"
Feldaist und Schwarze Aist besuchten, letztere im aufkommenden Schneesturm!

Eine klassische Schneeschmelze
Wienerwaldfreuden auf der Triesting
Den Höhepunkt der Schneeschmelze konnten Hannes und ich, aber auch Michael
Esterlus im Wienerwald am 19.3.2004 erleben. Aus allen Gräben gurgelte das
Schmelzwasser hinunter, wir konnten auf der Triesting noch oberhalb des "Fersengelders"
einbooten und 19 km bis Pottenstein paddeln, eine sportliche Sache, Michael wird
im "Kajak Kurier" näheres berichten!
Mühlviertler Ritterschmaus
Das folgende Wochenende erlebte eine wackere Truppe im Mühlviertel: Hannes,
Gernot, Michael W., und Christian L., Ernst W. und ich steuerten zunächst die
Gr. Naarn an. Der Kraftwerkskatarakt ist zwar vom Hochwasser ziemlich
durcheinander geraten, aber wieder befahrbar. Die Waldschlucht der Waldaist hat
stark gelitten, Regulierungen und Steinwürfe, aber auch ein "S", das
keines mehr ist. Wird wohl einige Jahre zum Vernarben brauchen!
Am 21.3. wechselten wir zur Gr. Rodl, der Pegel 155 cm entspricht einem alten
Wert von 175-185 cm! Von Untergeng wunderschön, nach Grammastetten kniffen die
meisten, zumal wir gerade erfuhren, die Gr. Mühl hätte Überlauf. Am Abend
schaffte ein Team noch diese einzigartige Gelegenheit bei wechselnd 10-20 m3/s
und entsprechenden Kenterungen.
Vom Schwarzwald heim ins gelobte Waldviertel!
Von 27.3. bis 3.4. war seit langem eine Schwarzwaldtour am Programm, obwohl
uns das Risiko der Wasserführung bekannt war. Wie schreibt Stephan Glocker im
Leitartikel des Kanumagazin 3/2004: "Wer länger als drei Stunden zur Murg
braucht, schafft es einfach nicht"! Wir haben acht Stunden gebraucht, und
außerdem die starken Ausleitungen unterschätzt. Bei herrlichem Frühlingswetter
konnten wir im berühmte Cafe Märchengarten an der Wilden Gutach eine Schwarzwälder
Kirschtorte auf der Gartenterrasse genießen, die Fahrt durch die steile
Waldschlucht war nett, aber mühsam. Ähnlich erging es uns auf der Gr. Enz, der
Gr. Wiese und der Breg, Quellfluss der Donau. Donauquelle u.
Versickerung, Aachquelle und Rheinfall bildeten die Höhepunkte der Reise, einen
würdigen Abschluss fanden wir noch im Donaudurchbruch bei Kelheim sowie auf der
Dießensteiner Leiten der Ilz.
Nach einem Ruhetag daheim (immerhin 2200 km Autofahrt) konnte ich nicht
widerstehen , die tollen Wasserstände im Waldviertel zu nutzen und befuhr mit
Sportwart Christian die obere Zwettl und das "Paradies" am Gr. Kamp,
beide nach dem Hochwasser wieder sehr schön! Die Osterfeiertage brachten wieder
einmal den üblichen Wintereinbruch, was uns nicht daran hinderte, am oberen
Kamp oder auf der Erlauf im Schneetreiben zu paddeln.
Das Resumee von Michael Widhalm: Fast alle Wald-u. Mühlviertler Highlights
befahren, ein Frühjahr wie es auch der Präsident schon lange vermisst hat!
1. Mai 2004: Paddeln ohne Grenzen?
Zufällig hatte ich vom Plan erfahren, eine Paddeltour auf der Mährischen
Thaya über die Staatsgrenze am EU-Erweiterungstag zu veranstalten. Leider
waren die Organisatoren aus Slavonice auf ungeahnte Probleme gestoßen: Ein
Gutachten des NÖ Naturschutzes stellte fest, der Fluss sei Naturdenkmal und
daher Befahrungsverbot während der Brut-u. Nestlingszeit vom 1.3. - 31.5.! Gnädigerweise
bewilligte man eine Ausnahme für 40 Boote von 9-11 Uhr, was zur Beendigung der Fahrt
in Weikertschlag statt in Raabs zwang. Zwängen mußten wir auch Duke und George
in ein Kanu mit reichlich Gepäck, Sigi und mich ins Duo-Topo, für Balu und
Andrzej gingen sich noch zwei Kajak-Einer aus.
Um 8:30 Uhr versammelten sich 80 Paddler aus Slavonive, Dacice und wenige Österreicher
im Grenzort Pisecne, wo nach feierlicher Eröffnung mit TV, Fahnen und Politik
die Fahrt startete. Nach 2 km überquerten wir die Staatsgrenze, die nur durch
ein paar Tafeln und Grenzsteine erkenntlich war. Die tschechischen Grenzbeamten
verabschiedeten uns an einer in keinem Flussführer erwähnten Wehranlage, die für
erste Kenterungen sorgte. Spektakulärer ging es am Wehr in Unterpertholz zu, wo
ein kräftiger Schwall gegen eine unterspülte Felswand zog. Kenterrate über 70
%, gerade noch ohne Nasenbeinbruch für einige! Nach
9 km Fahrt landeten alle in Weikertschlag, wo wir von Gemeinde und Stockschützenverein
sehr nett empfangen wurden (Klobasa und Freibier). Ich konnte einige
Gastgeschenke überreichen sowie alte und neue Verbindungen knüpfen
(Kampmarathon 1991, Dacice).
Walter Mück, Gars am Kamp, 3.5.2004
49. Internationale Donautour 2004
Nach
dem Ausfall eines Frankreich-Urlaubes war ich auf der Suche nach sportlichem
Ersatz und stellte fest, dass die TID dem gleichen Jubiläum entgegensieht wie
ich selbst. Von 13.-28.7. konnte ich mich für die Etappe Wien -
Mohacs freimachen, auch der Rücktransport mit den deutschen Kameraden war
schnell gesichert. Mein gelbes Seayak lag schon lange im Bootskeller, die
Campingausrüstung für 2 Wochen musste noch ergänzt werden. Am Vorabend traf
ich in der Marina Wien-Freudenau (Strom-km 1926) die etwa 150-köpfige Truppe,
die aus allen Donauanrainerstaaten, aber auch aus Australien oder Dänemark
kamen und mit Kanus, Faltbooten oder schnellen Kajaks unterwegs waren. Bei kühlen
Regenschauern starteten wir zeitig (TID´ler sind meist um 6 Uhr schon unruhig),
um die Schleusung durch das Kraftwerk nicht zu versäumen. Endlich freie Fahrt
bis Hainburg, wo die erste Etappe endete. Wie in allen Stationen erfolgte
abends die "Fütterung" mittels pannonisch-paprizierter Spezialitäten
aus dem Kessel. Sonst
bestand die einzige Arbeit im Ent-u. Bepacken der oft 100 kg schweren Boote
sowie Zeltaufbau. Bald lernte ich meine Mitpaddler kennen, darunter alte
Bekannte aus Ybbs, aber auch Linzer und Wiener Freunde. Die Ungarn
stellten eine lustige, junge Truppe, während der Altersschnitt der deutschen
Teilnehmer doch eher über 60 Jahren lag. Nach einer kurzen Etappe bis Bratislava
war bereits ein Ruhetag zur Besichtigung der Stadt angesagt. Die Livemusik am
Campingplatz tröstete uns über das hartnäckige Schlechtwetter hinweg.
Am 16.7. erwartete uns der breite Stausee vor Cunovo, auf dem wegen des
Nieselregens kaum ein Ufer zu erkennen war. Endlich die Schleusung in den
Donau-Altarm, dann weiter auf stehendem Wasser bis zur Stufe von Dunakiliti,
deren Schleuse uns wieder in fließendes Wasser entließ. Nach über 6 Stunden
Fahrzeit erreichten wir das berüchtigte "Gelsencamp" bei Gabcikovo.
Wenigstens gab es überall kaltes Bier, denn mittlerweile stieg die Temperatur
sprunghaft von 14 auf 34 Grad! Durch die Tiefebene der riesigen Schüttinsel führte
uns die Tour über Komarno (Camp im Yachtclub) weiter nach Esztergom,
dessen großer Dom uns bereits von weitem entgegenblickte.
Neben abendlichen Csarda-Besuchen luden auch unterwegs nette Donau-Gasthäuser
zur Mittagsrast ein, besonders gemütlich das "TID-Buffet" beim
Campingplatz Dunapart am Beginn der Donauenge vor Visegrad. Abgesehen
davon hatten die Ybbser Freunde in ihrem Riesenkanu wesentliche Bestände der
Wieselburger Brauerei eingelagert. 
Am 20.7. bogen wir am "Donauknie" nach Süden in den rechten Arm der
Szentendre-Insel, die 31 km bis Budapest reicht. Bei dieser Gelegenheit konnte
ich die gewaltige Schlagstärke unseres Linzer Fahrtenleiters Wilfried mit
Partner Gustl im Faltbootzweier kennenlernen. Nach 3 Stunden voller Fahrt
beschloss ich, nicht mehr gegen Flachwasser-Rennsportler anzutreten, die etwa
100.000 km hinter sich haben!
In
Budapest waren wir am Platz des Kanuvereines Tungsram untergebracht, glücklicherweise
neben einem großen Schwimmbad, denn bei 37 Grad war Erfrischung gefragt. Am
folgenden Ruhetag wanderte ich durch die Fußgängerzone und besuchte das
prunkvolle Gellertbad. Am 22.7. starteten wir zu meinem letzten großen
Abschnitt, quer durch die ungarische Tiefebene nach Süden. Höhepunkt des
Vormittags jedoch war die Stadtdurchfahrt, vorbei an Parlament und
Fischerbastei.
In Ercsi konnten wir neben einer schönen Csarda zelten, tagsdarauf ging
es weiter nach Dunajvaros. Ein Schiffsrestaurant sorgte für angenehme
Mittagsrast mitten in der nun endlos weiten Donauebene.
Bei Dunajföldvar passierte ich die Brücke, die ich oft mit Hans und Horst nach
Griechenland überquerte, wobei Hans oft die Augen schloss, um sich den
qualvollen Anblick eines träge fließenden, ruhigen Stromes ersparen zu können!
Tatsächlich wirkte die Wandertour mit ihrer Regelmäßigkeit, frei von großen
Entscheidungen, ohne Auto und Kritikerschar, äußerst entspannend auf mich,
wenn ich auch allmählich das Ziel in Mohacs herbeisehnte.
In
Harta, einem Dorf mit Donauschwaben, trafen wir einander (das bayrische TID-Präsidiale
um Max Scharnböck und wir "Estareicher") "zufällig" im
nahegelegenen Uferwirtshaus. Nach Fischsuppe und Welspaprikasch konnte das Boot
gerade noch in die Strommitte bewegen. Inseln mit herrlichen Sandbänken luden
aber ohnedies bald zu einem Badestop ein. Abends stand eine Führung durch das
Kellerviertel von Paks am Programm, natürlich mit gründlicher
Verkostung. Eine große 50 km-Etappe war noch bis Baja zu bewältigen, wo
wir über einen Seitenarm die nette Altstadt erreichten. Solo paddelte ich am
26.7. die letzten 33 km bis Mohacs, mein Ziel bei Strom-km 1447. Eine schöne
Abschiedsfeier beendete für viele Teilnehmer den Urlaub, andere setzten die
Fahrt bis Silistra fort. Im komfortablen Reisebus wurde ich am Folgetag bis
Korneuburg gebracht, wo Fredi bereits wartete. Die 50. TID sieht mich wieder,
hoffentlich auch mit anderen Freunden! http://www.tid.at/
Rückblick:
2 Wochen Campingurlaub ohne Auto, minimale Kosten (Teilnahme 50.-, Rücktransport
80.- Euro, sonst nur Mittag und Getränke), organisierte Zeltplätze in Stadtnähe
mit Sanitäreinrichtungen (manchmal leider laut, aber 150 Paddler können nicht
wild campen), keinerlei Zeitdruck (außer abendliche Besprechungen oder
Schleusenzeiten), nette Freunde, die neue Geschichten von großen Gepäcksfahrten
erzählen (Lettland, Tiber, Drina, Donaudelta), mit zwei Worten: neue
Perspektiven!
Walter Mück, 19.8.2004
|