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Ecuador 2005
Mandi Hausmann und Dietmar Fries wollen über Silvester nach Ecuador reisen -
eine Idee, die mir zunehmend gefällt! Die Berichte bei www.kajak.at
sind zwar sehr abenteuerlich, aber Mandi meint, laut Ausschreibung würden wir
mit leichtem Wildwasser beginnen. Organisiert von deutschen Kanulehrern ( www.bilder-botschaften.de
) sind wir sicher in guten Händen. Leider ist für mich zum Jahreswechsel kein
Platz mehr, dafür kann ich Heinz Eichwalder und Michael Esterlus für einen
anschließenden Termin begeistern. Die größte Überseereise des KCG kann
beginnen!
Über die Anden
Am 7.1.2005 starten wir mit Iberia in Wien nach Madrid, von wo es tags darauf
über den Atlantik nach Quito geht. Nach 13 Stunden Flug landen wir in der 2800
m hoch gelegenen Hauptstadt und werden von unserem Betreuer, Thomas Ahlers,
empfangen. Mit zwei weiteren Kameraden, Christine und Rainer, fahren wir am
Morgen über den 4000 m hohen Virgen-Pass, von dort geht es steil ins Quijos-Tal
hinunter, dann nur mehr auf Schotterstraßen nochmals über einen Pass und der
Blick auf den Amazonasdschungel ist frei! Jetzt wechselt die Vegetation von
alpinen Rinderweiden zu dichten tropischen Wäldern, und auch die Temperatur
steigt von angenehmen 20 Grad in Quito auf schwüle 32 Grad in Tena (500
m), das wir abends erreichen. Noch müssen wir unsere Leihboote auswählen,
trotz reichhaltigen Angebotes für unseren großen Rainer nicht ganz einfach.
Schließlich landen wir doch in unserem "Hauptquartier", der Villa
Belen, eine sehr gepflegte Bungalowanlage, und treffen Mandi, der uns über alle
Besonderheiten informiert. Er musste leider am dritten Fluss nach einer
Rückenprellung aufgeben, hat aber die Annehmlichkeiten der netten
Provinzhauptstadt voll ausgekostet.
In den Amazonas
Nach einer Stunde im Pickup erreichen wir den "Rafteinstieg" am Jatunyacu.
Dieser Oberlauf des Rio Napo (einer der vier Quellflüsse des Amazonas) strömt
mächtig (100 m3/s) aus den unzugänglichen Schluchten der Llanagatesberge heraus, wo viele den legendären Schatz der Inkas vermuten.
Gespannt klettern wir in die Boote, für viele ist es der erste tropische
Wildfluss! Breit und überschaubar strömt der Urwaldriese dahin, dann kommen
wiederholt kräftige Schwallstrecken. Die großen Löcher lassen sich aber
elegant umgehen, wir genießen die Landschaft. Nach 4 Stunden erreichen wir
Puerto Napo, unser Fahrer bringt uns rasch wieder nach Tena. Tena liegt an der
Mündung von Tena und Pano in den Misahualli, am Flussufer gibt es schöne
Restaurants sowie die "Baumbar", die wir täglich besuchen, um die
wechselnden Wasserstände oder jagende Fischotter zu beobachten. Tropische
Fruchtsäfte, Bier und Cocktails sind zu äußerst moderaten Preisen zu
erwerben.
Der nächste Tag bringt uns zum oberen Misahualli, beschrieben als
steiler (29 %o) IVer. Am Einstieg bei "San Francisco" finden wir gutes
Wasser nach nächtlichem Regen (15 m3/s), unübersichtliche Blockstellen lassen
einiges erwarten. Kaum ist der Fahrer weg, bemerkt Michael, dass er die
Spritzdecke vergessen hat. Samt Boot begibt er sich auf den Marsch zum nächsten
Dorf, wo er einen Bus Richtung Ausstieg erwischt. Wir starten auf unserer
wuchtigen Kellertreppe und müssen schnell feststellen, was mit WW IV hier
gemeint ist: Die Kernstellen der Lassing durchgehend, Gefälle und Verblockung
der Rodl, Wasserdruck wie Kleine Sölk - Kesslerkreuz! Um die Sache aber
exotischer zu machen, brennt die Äquatorsonne brutal herunter, nach jedem
Katarakt suchen wir die wenigen Schattenstellen um Atem zu schöpfen. Erst in El
Reten nach 2 Stunden lässt das Gefälle etwas nach, Rainer reicht es, er
wandert hinauf zur nahen Straße. Die Kinder baden im kühlen Wildwasser, als
Schwimmhilfe dienen leere Plastikflaschen, die sie sich an die Arme binden. Ein
sehr flotter Dreier folgt, langsam gehen auch meine Kräfte zu Ende! Nach 4
Stunden haben wir die nur 8 km lange Strecke bewältigt - oder besser gesagt,
sie uns!
Nachdem wir nun wissen, wie die Beschreibungen zu deuten sind, wird die
Besprechung der nächsten Flüsse wichtig, wir einigen uns auf einen der wenigen
leichten, den Anzu. Breit und gemütlich strömt er dem Rio Napo
entgegen, wir können unsere schmerzenden Gelenke etwas schonen. Damit wir
wenigstens etwas machen, paddeln wir den Napo gleich weiter bis Misahualli, wo
der gleichnamige Fluss von links mündet. Hier beginnt der schiffbare Teil des
größten Stromsystems der Welt, allerdings werden vorwiegend Touristen in
motorisierten Einbäumen zu Lodges im Dschungel geführt. Vor dem Dorfgasthaus
turnen kleine Affen herum, sie necken die Hunde und versuchen, interessante
Gegenstände zu stibitzen. 
Die taktisch einfachen Flüsse liegen nun hinter uns, wir entscheiden uns, die
große Tour vom Jondachi zum Hollin anzugehen. Die Strecke
verläuft durch einsame Schluchten, zudem weiß niemand, wieviel Wasser der
Hollin vom Gipfel des Vulkanes Sumaco bringen wird. Wegen der ständigen
Hochwassergefahr packen wir auch etwas für ein Notbiwak in die Boote. Wir verzichten auf die
schweren ersten 10 km ab der Brücke und wählen den berüchtigten Abstieg von
Mondayacu. Jeder Töpfer hätte seine Freude mit dem flüssigen Lehm, durch den
wir uns abwärts kämpfen, wir allerdings weniger. Als wir nach einer Stunde bei
der Hängebrücke ankommen, ist Körperpflege angesagt. Der Jondachi führt
schönes klares Wasser, etwa 15 m3/s, die Blockstellen sind übersichtlich. Wir
sind kaum 15 Minuten unterwegs, ich genieße die herrliche Urlandschaft, da sehe
ich Heinz schwimmen. Der Fluss ist ruhig, aber als er ans Ufer kommt, sehen wir
Blut über sein Gesicht rinnen! Er ist mit dem Helm an einen Stein gestoßen,
die Helmkante hat eine Platzwunde an der Stirn verursacht. Mit reichlich
Verbandszeug ist die Blutung aber schnell gestoppt, glücklicherweise hat er
keine Gehirnerschütterung und fühlt sich fit. Wir können die Fahrt fortsetzen
und kommen flott voran. Erst kurz vor der Mündung kommen die beiden
versprochenen IVer-Stellen, darunter eine hohe Stufe, die mich ordentlich gegen
die Prallwand kerzelt. Der Hollin bringt reichlich Wasser, nun wird es wuchtig.
Ähnlich der alten Lieser geht es abwärts, Thomas kennt aber die beste Spur und
führt uns an den Riesenlöchern vorbei, so auch am finalen
"Mandiloch". Nach 5 Stunden erreichen wir die Brücke, wo unser
zuverlässiger Fahrer am Ufer steht. Abends in Tena besucht Heinz die
benachbarte Klinik, in der seine Wunde mit vier Stichen sehr ordentlich genäht
wird. Wir sind wiederholt erstaunt über die tadellose Infrastruktur hier im
Oriente von Ecuador.
Schon am nächsten Tag nehmen Heinz und Michael die wildeste Tour in Angriff,
den unteren Misahualli, kurz "Lower Mis". Mit über 100 m3/s
strömt dieser dem Rio Napo entgegen, zur Überraschung durchbricht er aber
zuvor noch eine letzte Barriere. Die Schlüsselstelle in einer steilen Klamm,
ein 10 m hoher Abbruch, muss mühsam umtragen werden (2 h!). Hier mussten Sepp
und Winnie vor 12 Jahren mit ihren Metzeler-Spezi eine Nacht im Urwald
verbringen und waren sehr froh, als sie die vermeintliche Wandertour
überstanden hatten!
Zwischen den Vulkanen
Leider wird es Zeit, das lieb gewonnene Tena zu verlassen, unser neues
Hauptquartier ist Baeza im Tal des Quijos. Das kleine Bergdorf liegt in 2000 m
Seehöhe, das Klima ist angenehmer, die Berge erinnern an unsere Alpen. Beim
Bootsvermieter, Gemeindepolitiker und Pickup-Fahrer Rodrigo "Raffzahn"
werden wir in ein Dreibettzimmer mit Stockbett gepfercht, nicht der gewohnte
Luxus. Dafür ist das gute Restaurant direkt gegenüber, es gibt herrliche
Forellen, Kotellets, Fruchtsäfte, Bier und sogar chilenischen Wein. Wie
schon in Tena stellen wir Paddler die Hälfte der Touristen, wir treffen Freunde
aus Tamsweg und Passau, natürlich auch viele amerikanische Wildwasserfreaks.
Die nächsten Tage werden wir dem Lauf des Quijos folgen. Der Fluss
entspringt an den Gletscherflanken des Vulkanes Antisana (5758 m), er fließt
durch ein Hochtal, begleitet von der Hauptstraße Richtung Kolumbien. An der
Brücke bei Baeza booten wir ein, hohes Gefälle sorgt für Spannung. Ab der
Cosanga-Mündung wird es wuchtig, aber auch flacher, bei der Mündung des
Sardinas Grande steigen wir aus. Die nächste Etappe, den El Chaco-Canyon,
erspare ich mir, die Freunde erzählen von wuchtigen Katarakten und enger
Basaltklamm. Dafür sind wir am Folgetag wieder vereint am "Bombon-Run"
unterwegs, der mir eigentlich auch nicht geheuer ist (WW IV). Etwa 80 m3/s
bilden wiederholt wuchtige Katarakte, einer wird mir zum Verhängnis: Trotz
idealer Einfahrt am Rand erwischt mich beim Wechsel in die Hauptströmung eine
Welle, die mich schlagartig versenkt. Nach vielen Jahren ungewohnt - ich
schwimme! Einige hohe Brecher gilt es zu meistern, dann kann ich im ruhigen
Unterwasser an Land. Christine birgt mein Boot, dann geht es weiter. Nach der 5
km langen Strecke wird es gemütlicher, eine Stelle (gringos revueltos) umtragen
wir, während Thomas und Christine ihre Perfektion demonstrieren. Weitab der
Straße durchströmt der Quijos eine riesige Waldschlucht, die Vegetation wird
schon wieder "dschungeliger". Zur Abwechslung geraten jetzt die
Spielbootfahrer in Unruhe: Flachwasser und Gegenwind auf den letzten Kilometern!
An der Saladomündung booten wir aus und fahren mit dem Auto flussab, bis der
Quijos mit einem 140 m - Wasserfall in einer Schlucht verschwindet, ein steiler
Abgang! Leider beginnt es stark zu regnen, und der Parkwächter besteht auf
unglaublichen 10 Dollar Zutrittsgebühr, wir verzichten auf eine Wanderung zum
Fall. Auch der Verursacher dieses Naturschauspieles ist nur zu ahnen, der Vulkan
Reventador, der regelmäßig gewaltige Ausbrüche produziert.
Der letzte Paddeltag führt uns zum Cosanga. Dessen Mittellauf ist von
der Straße gut einzusehen, das klare Wasser mit einfachen Katarakten hätte mir
gefallen, doch als Finale ist es eben nicht vorgesehen. So finde ich mich am
Einstieg zur Schlucht des Unterlaufes wieder (IV), das Wasser ist auch
gestiegen, das kann ja lustig werden. Thomas erläutert uns die Kriterien, sein
Trost: Wenn ihr die Spur nicht erwischt, wählt eure eigene, sie ist machbar!
Wie versprochen, geht es gleich am Anfang brutal zur Sache - schwer verblockt,
steil und wuchtig! Heinz bleibt mit seinem gelben Nomad mitten im Katarakt
senkrecht stecken, kann sich aber selbst befreien. Rainer schießt mit seinem
Flachschiff eine Kerze nach der anderen, ich zwinge mich als Nachfolgender,
ruhig zu bleiben. 3 Stellen umtrage ich lieber, dann wird der Fluss endlich
leichter. Nach 4 Stunden bin nicht nur ich sehr froh, auch dieses "Finale
furioso" gut geschafft zu haben. Das war mehr Wildwasser als die letzten
drei Jahre zusammengerechnet, von körperlichen und klimatischen Anforderungen
nicht zu reden.
Quito & Cuy
Bei der Rückfahrt über den Andenpass haben wir herrliches Wetter, wir
können sogar den Eisriesen Antisana wolkenfrei bewundern. Nach zwei Wochen in
der Natur bedrückt uns der Verkehrslärm und Gestank von Quito. Die koloniale
Altstadt ist aber sehenswert, prachtvolle Kirchen voll mit Inka-Gold, schöne
Plätze und Parkanlagen. Abends haben Heinz und ich nur mehr eine offene
Rechnung für diesen Urlaub: Die Südamerika-Spezialität Cuy (Meerschweinchen
oder Guinea-Pig) muss auf den Tisch. Der kleine Nager wird gebacken serviert und
schmeckt wie ein fetter Hase. Nun können wir beruhigt die Koffer packen und den
langen Heimflug antreten! Am 23.1.2005 landen wir in Wien, ein erster
Schneesturm fegt über das Land.
Frühjahr 2005
Mitte
März sorgt ein Warmwettereinbruch für ein explosives Abschmelzen der
erfreulich hohen Schneedecke im Wald-u. Mühlviertel. Von den Langlaufschiern
geht es ins Kajak. Unsere Kampftruppe schafft Befahrungen wie die
Steilabbrüche von Sarmingbach und Weitenbach, später im Voralpenland Rotbach
und Neuhauserbach - einige Berichte sind unter www.kajak.at
zu lesen. "Wo gehobelt wird, fliegen auch Späne" - eine geknackte
Rippe und eine vom Stacheldraht zerschnittene Hand sind die Bilanz, inzwischen
sind aber alle wieder wohlauf! Mir gelingt mit Ricky endlich die durchgehende Befahrung
der Kleinen Taffa und Taffa bei "Hochschmelze", dann ist
Osterurlaub angesagt.
Mittelitalien
Nachdem ich am 14.4.1995 die Erkundung der Abruzzen im Schneesturm abbrechen
musste, erkundeten Hans Matz und ich noch einige vielversprechende Bäche auf
der Rückreise. Am 20.3.2005 stehe ich wieder hier mit Christl, Horst und
Dietmar Fries, am Metauro, jenen Fluss südlich von Rimini, den ich
einmal unseren Jungpaddlern empfohlen hatte. Der im Granacci-Führer schön
beschrieben Fluss wurde seit damals immer wieder vorgehalten; in so eine Kloake
hätte ich meine Mitglieder geschickt! Die Wasserführung ist aber hervorragend,
die Schneeschmelze ist voll im Gange, Dietmar und ich sind wild auf
Unbekanntes! So steigt auch Christl ein zweites Mal in den
"vermaledeiten Fluss", aber schon von weiter oben, obwohl die Angaben
im Führer sehr diffus sind. Auf klarem, grünen Wasser paddeln wir über
Schrägrippen aus Kalk, ein Phänomen, das uns im Appennin begleiten wird. Nach
vielen spielerischen Stellen rauscht es plötzlich hinter dichtem Buschwerk, wir
stehen unvermitelt oberhalb eines 2 m hohen Naturabfalles. Dietmar weist uns
ein, dann kracht auch er hinunter. Bald erreichen wir die berühmt-berüchtigte
Stadtdurchfahrt von Urbania. Die mittelalterliche Stadt klebt förmlich an den
Wänden der engen Klamm, die wir mit gemischten Gefühlen durchpaddeln. Leider
entsprechen auch die "Kläranlagen" dem frühen Mittelalter. Nach
gesamt 25 km erreichen wir Fermignano. Nun gilt es, die Nebenflüsse des Metauro
zu erkunden, die Wasserführung ist optimal und ich habe im Internet einige
Neubeschreibungen gefunden (Marchexplorer).
In Cagli bleiben wir zwei Nächte in einem netten Hotel. Am Morgen ist es nur
wenige Kilometer bis zum Bosso,
der unbekannten Schönheit der Marken. Eine herrliche 9 km lange Strecke liegt
vor uns, bei 5 m3/s mit einem Bilderbuch-Naurslalom ein Genuss! Vor der
folgenden Klamm booten wir aus und besichtigen diese am Abend - der "Arzino"
Mittelitaliens, mit heiklen Umtragern gespickt, aber machbar! Wir sind aber
nicht so sportlich und fahren am nächsten Tag zum Candigliano, wo wir
schon am Quellfluss Biscubo einbooten können. Wir paddeln hier
buchstäblich durch den Hauptkamm des Apennin, steile weiße und rote Felswände
begrenzen die Ufer. Nach gesamt 8 km beginnt der große Durchbruch des
Candigliano mit den "Marmitti del Diavolo", den Teufelskesseln. Den 4
m hohen Abfall könnte man zwar befahren, aber in der 3 km Folgestrecke bis zur
absolut unbefahrbaren Klamm von Scalinata lauern noch tückische Stellen. Wir
beenden die Fahrt hier mit einem schönen Picknick im Grünen. De Reise führt
uns über einen 900 m hohen Pass in das Tal des Tiber, der breit und reguliert
dahinströmt. Abends erreichen wir Assisi und finden ein herrliches Quartier mit
Gartenterrasse hoch über der Flussebene. Nach der obligatorischen
Stadtbesichtigung lassen wir uns vom Chiascio überraschen, auch ein
Geheimtipp, diesmal vom Canoa Club Perugia. Die Wasserführung ist ebenfalls
sehr gut, leider etwas verschmutzt, und die berühmten Stellen wie "Loch
des Professore" oder "Zambesi" entpuppen sich als spielerische
Schreze des lokalen Vereines. Nachmittags erkunden wir noch den Oberlauf
(Wanderfluss) und erwerben kostbarstes Olivenöl direkt beim Produzenten. Der
nächste Tipp ist der Corno, der sogar von Raftingfirmen beworben wird ( www.asgaia.it
). Gespeist von Karstquellen soll er sogar ganzjährig befahrbar sein, was
wir uns im Angesicht der Einbootstelle aber kaum vorstellen können. Auf knapp 2
m3/s geht es los, ein klarer Wiesenbach zunächst, aber bald folgt die
beeindruckende, viel zu kurze und leichte Schlucht von Biselli. Danach zwingt
uns eine 500 m lange Ausleitung zu Fischzuchtanlagen zum Treideln, immerhin
verstärkt eine Quelle anschließend die Wasserführung. Einige schöne
Katarakte beschließen die 7 km Fahrt bei einem Stausee. Wir booten erst 20 km
flussab in die Nera ein, ein beliebter Wanderfluss im landschaftlich
reizenden Valnerina, den wir 14 km bis Ferentillo befahren. Kurz vor Terni
speist ein bemerkeswerter Zubringer die Nera: Der Velino, der mit 100 km Länge
bereits die doppelte Wassermenge der Nera führt, stürzt über eine 165 m hohe
Travertinbarriere aus einer Hochebene in die Schlucht der Nera. Leider ist das
Spektakel kraftwerksbedingt nur zweimal täglich zu bewundern, dann nutzen auch
einheimische Paddelcreeks die folgenden 500 m für turbulente WW-Aktionen. Uns
führt die Tour weiter nach Orvieto, wo wir nach stundenlangen Umfahrungen die
untere Waldschlucht der Paglia befahren. Fast hätte uns das trübe
Niederwasser abgeschreckt, doch dann erweist sich der einsame und schwer
verblockte Fluss als absolut lohnend bei höherer Wasserführung (eine umbrische
Uttissenbachstrecke!). Am Karfreitag verlässt uns das Wetterglück, immerhin
residieren wir jetzt im toskanischen Montepulciano. Nach einer Überquerung des
schneebedeckten Monte Amiata bleibt uns nur der Unterlauf des großen Ombrone,
ein netter Wanderfluss ohne Höhepunkte. Die interessanten Quellflüsse führen
leider bereits zu wenig Wasser. Umso stärker regnet es auf der Heimreise, aber
wir dürfen über diesen Urlaub nicht klagen. Kaum eine unserer Touren ist im
DKV-Auslandsführer brauchbar beschrieben, Dietmar wird dies nachholen. Leider
fehlen von Mittelitalien Pegelinformationen im Internet, dafür kann man auf
zahlreichen Webcams die Schneelage bewundern und mit viel Glück auf Tauwetter
hoffen. Wir hatten dieses Glück!
Hohe Tatra
Während andere Vereinsmitglieder Griechenland und die Türkei sehr
erfolgreich durchstreiften, hatte ich mir die Hohe Tatra vorgenommen. Unser
Freund Andrzej wohnt nur 60 km nördlich, er hatte uns schon mehrmals
eingeladen. Am 5.5.2005 konnte ich endlich mit ihm, Balu, Christian und Hannes
Richtung Slowakei aufbrechen. Unseren ersten Fluss, die Bela liptovska,
kannten wir schon, diesmal sorgten aber 20 m3/s in Podbanske (100 cm) für
Tempo. zu dritt wagten wir den abendlichen Ritt, doch schon nach 200 m der erste
Baumverhau! Ein gewaltiger Windbruch hat die ersten 3 km völlig verklaust, das
Umtragen war äußerst mühsam und gefährlich! Wir wollten schon mehrmals
aufgeben, doch endlich hatten wir auf den letzten 6 km freie Fahrt auf wuchtigem
Schmelzwasser. Nach einer drückenden Nacht (von der Völlerei) im Hotel Club in
Kezmarok wollten wir die Spisska Bela befahren, laut www.dundak.de
die "Koritnica" der Tatra. Leider waren auch hier gerade die wirklich
anspruchsvollen Schlüsselstellen verklaust, sodass wir über die grenze nach
Polen zur gegenüberliegenden Bialka weiterfuhren. Dieser nur bei Dundak
beschriebene Bach entpuppte sich als mächtiger Gebirgsfluss, sodass wir die
obere Waldschlucht bei 15 m3/s nicht riskieren wollten (WW IV). Wir booteten an
der Einmündung der Javorina ein, nun bereits bei 30 m3/s! Hannes wähnte sich
in Norwegen, Wasserwucht und unverbaute Urlandschaft, wir hatten einiges zu tun,
um den großen Löchern auszuweichen. An der Brücke vor Czarna Gora gesellte
sich auch Balu zu uns, der erstmalig ein Kurzboot im Wuchtwasser testen durfte
und dafür beim Ausstieg in Trybsz mit einer Kreuzotterbegegnung belohnt wurde.
Leider fiel das Thermometer auf unter 7 Grad, aber der Fluss sieht uns wieder!
Mit einer wodkaschweren Nacht in Andrzejs Heimatgemeinde endete der sportliche
Teil der Reise, eine Besichtigung von Krakau war angesagt. Bei der
Heimreise erkundeten wir noch einige südpolnische Bäche, die Sola oberhalb von
Zywiec sieht uns auch wieder, aber nicht bei Schneesturm!
Walter Mück, 25.5.2005
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