KAJAK CLUB GARS

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Ältere Berichte seit 1997 finden Sie im Archiv !

Ecuador 2005

Mandi Hausmann und Dietmar Fries wollen über Silvester nach Ecuador reisen - eine Idee, die mir zunehmend gefällt! Die Berichte bei www.kajak.at sind zwar sehr abenteuerlich, aber Mandi meint, laut Ausschreibung würden wir mit leichtem Wildwasser beginnen. Organisiert von deutschen Kanulehrern ( www.bilder-botschaften.de ) sind wir sicher in guten Händen. Leider ist für mich zum Jahreswechsel kein Platz mehr, dafür kann ich Heinz Eichwalder und Michael Esterlus für einen anschließenden Termin begeistern. Die größte Überseereise des KCG kann beginnen!

Über die Anden

Am 7.1.2005 starten wir mit Iberia in Wien nach Madrid, von wo es tags darauf über den Atlantik nach Quito geht. Nach 13 Stunden Flug landen wir in der 2800 m hoch gelegenen Hauptstadt und werden von unserem Betreuer, Thomas Ahlers, empfangen. Mit zwei weiteren Kameraden, Christine und Rainer, fahren wir am Morgen über den 4000 m hohen Virgen-Pass, von dort geht es steil ins Quijos-Tal hinunter, dann nur mehr auf Schotterstraßen nochmals über einen Pass und der Blick auf den Amazonasdschungel ist frei! Jetzt wechselt die Vegetation von alpinen Rinderweiden zu dichten tropischen Wäldern, und auch die Temperatur steigt von angenehmen 20 Grad in Quito auf schwüle 32 Grad in Tena (500 m), das wir abends erreichen. Noch müssen wir unsere Leihboote auswählen, trotz reichhaltigen Angebotes für unseren großen Rainer nicht ganz einfach. Schließlich landen wir doch in unserem "Hauptquartier", der Villa Belen, eine sehr gepflegte Bungalowanlage, und treffen Mandi, der uns über alle Besonderheiten informiert. Er musste leider am dritten Fluss nach einer Rückenprellung aufgeben, hat aber die Annehmlichkeiten der netten Provinzhauptstadt voll ausgekostet.Jatunyacu

In den Amazonas

Nach einer Stunde im Pickup erreichen wir den "Rafteinstieg" am Jatunyacu. Dieser Oberlauf des Rio Napo (einer der vier Quellflüsse des Amazonas) strömt mächtig (100 m3/s) aus den unzugänglichen Schluchten der Llanagatesberge heraus, wo viele den legendären Schatz der Inkas vermuten. Gespannt klettern wir in die Boote, für viele ist es der erste tropische Wildfluss! Breit und überschaubar strömt der Urwaldriese dahin, dann kommen wiederholt kräftige Schwallstrecken. Die großen Löcher lassen sich aber elegant umgehen, wir genießen die Landschaft. Nach 4 Stunden erreichen wir Puerto Napo, unser Fahrer bringt uns rasch wieder nach Tena. Tena liegt an der Mündung von Tena und Pano in den Misahualli, am Flussufer gibt es schöne Restaurants sowie die "Baumbar", die wir täglich besuchen, um die wechselnden Wasserstände oder jagende Fischotter zu beobachten. Tropische Fruchtsäfte, Bier und Cocktails sind zu äußerst moderaten Preisen zu erwerben.

Oberer Misahualli, HeinzDer nächste Tag bringt uns zum oberen Misahualli, beschrieben als steiler (29 %o) IVer. Am Einstieg bei "San Francisco" finden wir gutes Wasser nach nächtlichem Regen (15 m3/s), unübersichtliche Blockstellen lassen einiges erwarten. Kaum ist der Fahrer weg, bemerkt Michael, dass er die Spritzdecke vergessen hat. Samt Boot begibt er sich auf den Marsch zum nächsten Dorf, wo er einen Bus Richtung Ausstieg erwischt. Wir starten auf unserer wuchtigen Kellertreppe und müssen schnell feststellen, was mit WW IV hier gemeint ist: Die Kernstellen der Lassing durchgehend, Gefälle und Verblockung der Rodl, Wasserdruck wie Kleine Sölk - Kesslerkreuz! Um die Sache aber exotischer zu machen, brennt die Äquatorsonne brutal herunter, nach jedem Katarakt suchen wir die wenigen Schattenstellen um Atem zu schöpfen. Oberer Misahualli, Thomas Erst in El Reten nach 2 Stunden lässt das Gefälle etwas nach, Rainer reicht es, er wandert hinauf zur nahen Straße. Die Kinder baden im kühlen Wildwasser, als Schwimmhilfe dienen leere Plastikflaschen, die sie sich an die Arme binden. Ein sehr flotter Dreier folgt, langsam gehen auch meine Kräfte zu Ende! Nach 4 Stunden haben wir die nur 8 km lange Strecke bewältigt - oder besser gesagt, sie uns!

Nachdem wir nun wissen, wie die Beschreibungen zu deuten sind, wird die Besprechung der nächsten Flüsse wichtig, wir einigen uns auf einen der wenigen leichten, den Anzu. Breit und gemütlich strömt er dem Rio Napo entgegen, wir können unsere schmerzenden Gelenke etwas schonen. Damit wir wenigstens etwas machen, paddeln wir den Napo gleich weiter bis Misahualli, wo der gleichnamige Fluss von links mündet. Hier beginnt der schiffbare Teil des größten Stromsystems der Welt, allerdings werden vorwiegend Touristen in motorisierten Einbäumen zu Lodges im Dschungel geführt. Vor dem Dorfgasthaus turnen kleine Affen herum, sie necken die Hunde und versuchen, interessante Gegenstände zu stibitzen. Jondachi Einstieg

Die taktisch einfachen Flüsse liegen nun hinter uns, wir entscheiden uns, die große Tour vom Jondachi zum Hollin anzugehen. Die Strecke verläuft durch einsame Schluchten, zudem weiß niemand, wieviel Wasser der Hollin vom Gipfel des Vulkanes Sumaco bringen wird. Wegen der ständigen Hochwassergefahr packen wir auch etwas für ein Notbiwak in die Boote. Wir verzichten auf die schweren ersten 10 km ab der Brücke und wählen den berüchtigten Abstieg von Mondayacu. Jeder Töpfer hätte seine Freude mit dem flüssigen Lehm, durch den wir uns abwärts kämpfen, wir allerdings weniger. Als wir nach einer Stunde bei der Hängebrücke ankommen, ist Körperpflege angesagt. Der Jondachi führt schönes klares Wasser, etwa 15 m3/s, die Blockstellen sind übersichtlich. Wir sind kaum 15 Minuten unterwegs, ich genieße die herrliche Urlandschaft, da sehe ich Heinz schwimmen. Der Fluss ist ruhig, aber als er ans Ufer kommt, sehen wir Blut über sein Gesicht rinnen! Er ist mit dem Helm an einen Stein gestoßen, die Helmkante hat eine Platzwunde an der Stirn verursacht. Mit reichlich Verbandszeug ist die Blutung aber schnell gestoppt, glücklicherweise hat er keine Gehirnerschütterung und fühlt sich fit. Jondachi Kerzerlstufe Wir können die Fahrt fortsetzen und kommen flott voran. Erst kurz vor der Mündung kommen die beiden versprochenen IVer-Stellen, darunter eine hohe Stufe, die mich ordentlich gegen die Prallwand kerzelt. Der Hollin bringt reichlich Wasser, nun wird es wuchtig. Ähnlich der alten Lieser geht es abwärts, Thomas kennt aber die beste Spur und führt uns an den Riesenlöchern vorbei, so auch am finalen "Mandiloch". Nach 5 Stunden erreichen wir die Brücke, wo unser zuverlässiger Fahrer am Ufer steht. Abends in Tena besucht Heinz die benachbarte Klinik, in der seine Wunde mit vier Stichen sehr ordentlich genäht wird. Wir sind wiederholt erstaunt über die tadellose Infrastruktur hier im Oriente von Ecuador. 

Schon am nächsten Tag nehmen Heinz und Michael die wildeste Tour in Angriff, den unteren Misahualli, kurz "Lower Mis". Mit über 100 m3/s strömt dieser dem Rio Napo entgegen, zur Überraschung durchbricht er aber zuvor noch eine letzte Barriere. Die Schlüsselstelle in einer steilen Klamm, ein 10 m hoher Abbruch, muss mühsam umtragen werden (2 h!). Hier mussten Sepp und Winnie vor 12 Jahren mit ihren Metzeler-Spezi eine Nacht im Urwald verbringen und waren sehr froh, als sie die vermeintliche Wandertour überstanden hatten!

Zwischen den Vulkanen

Quijos bei BorjaLeider wird es Zeit, das lieb gewonnene Tena zu verlassen, unser neues Hauptquartier ist Baeza im Tal des Quijos. Das kleine Bergdorf liegt in 2000 m Seehöhe, das Klima ist angenehmer, die Berge erinnern an unsere Alpen. Beim Bootsvermieter, Gemeindepolitiker und Pickup-Fahrer Rodrigo "Raffzahn" werden wir in ein Dreibettzimmer mit Stockbett gepfercht, nicht der gewohnte Luxus. Dafür ist das gute Restaurant direkt gegenüber, es gibt herrliche Forellen, Kotellets,  Fruchtsäfte, Bier und sogar chilenischen Wein. Wie schon in Tena stellen wir Paddler die Hälfte der Touristen, wir treffen Freunde aus Tamsweg und Passau, natürlich auch viele amerikanische Wildwasserfreaks.

Die nächsten Tage werden wir dem Lauf des Quijos folgen. Der Fluss entspringt an den Gletscherflanken des Vulkanes Antisana (5758 m), er fließt durch ein Hochtal, begleitet von der Hauptstraße Richtung Kolumbien. An der Brücke bei Baeza booten wir ein, hohes Gefälle sorgt für Spannung. Ab der Cosanga-Mündung wird es wuchtig, aber auch flacher, bei der Mündung des Sardinas Grande steigen wir aus. Quijos Pillow Die nächste Etappe, den El Chaco-Canyon, erspare ich mir, die Freunde erzählen von wuchtigen Katarakten und enger Basaltklamm. Dafür sind wir am Folgetag wieder vereint am "Bombon-Run" unterwegs, der mir eigentlich auch nicht geheuer ist (WW IV). Etwa 80 m3/s bilden wiederholt wuchtige Katarakte, einer wird mir zum Verhängnis: Trotz idealer Einfahrt am Rand erwischt mich beim Wechsel in die Hauptströmung eine Welle, die mich schlagartig versenkt. Nach vielen Jahren ungewohnt - ich schwimme! Einige hohe Brecher gilt es zu meistern, dann kann ich im ruhigen Unterwasser an Land. Christine birgt mein Boot, dann geht es weiter. Nach der 5 km langen Strecke wird es gemütlicher, eine Stelle (gringos revueltos) umtragen wir, während Thomas und Christine ihre Perfektion demonstrieren. Weitab der Straße durchströmt der Quijos eine riesige Waldschlucht, die Vegetation wird schon wieder "dschungeliger". Zur Abwechslung geraten jetzt die Spielbootfahrer in Unruhe: Flachwasser und Gegenwind auf den letzten Kilometern! Quijos Bombon An der Saladomündung booten wir aus und fahren mit dem Auto flussab, bis der Quijos mit einem 140 m - Wasserfall in einer Schlucht verschwindet, ein steiler Abgang! Leider beginnt es stark zu regnen, und der Parkwächter besteht auf unglaublichen 10 Dollar Zutrittsgebühr, wir verzichten auf eine Wanderung zum Fall. Auch der Verursacher dieses Naturschauspieles ist nur zu ahnen, der Vulkan Reventador, der regelmäßig gewaltige Ausbrüche produziert.

Der letzte Paddeltag führt uns zum Cosanga. Dessen Mittellauf ist von der Straße gut einzusehen, das klare Wasser mit einfachen Katarakten hätte mir gefallen, doch als Finale ist es eben nicht vorgesehen. So finde ich mich am Einstieg zur Schlucht des Unterlaufes wieder (IV), das Wasser ist auch gestiegen, das kann ja lustig werden. Thomas erläutert uns die Kriterien, sein Trost: Wenn ihr die Spur nicht erwischt, wählt eure eigene, sie ist machbar! Wie versprochen, geht es gleich am Anfang brutal zur Sache - schwer verblockt, steil und wuchtig! Heinz bleibt mit seinem gelben Nomad mitten im Katarakt senkrecht stecken, kann sich aber selbst befreien. Rainer schießt mit seinem Flachschiff eine Kerze nach der anderen, ich zwinge mich als Nachfolgender, ruhig zu bleiben. 3 Stellen umtrage ich lieber, dann wird der Fluss endlich leichter. Nach 4 Stunden bin nicht nur ich sehr froh, auch dieses "Finale furioso" gut geschafft zu haben. Das war mehr Wildwasser als die letzten drei Jahre zusammengerechnet, von körperlichen und klimatischen Anforderungen nicht zu reden.Cosanga

Quito & Cuy

Bei der Rückfahrt über den Andenpass haben wir herrliches Wetter, wir können sogar den Eisriesen Antisana wolkenfrei bewundern. Nach zwei Wochen in der Natur bedrückt uns der Verkehrslärm und Gestank von Quito. Die koloniale Altstadt ist aber sehenswert, prachtvolle Kirchen voll mit Inka-Gold, schöne Plätze und Parkanlagen. Abends haben Heinz und ich nur mehr eine offene Rechnung für diesen Urlaub: Die Südamerika-Spezialität Cuy (Meerschweinchen oder Guinea-Pig) muss auf den Tisch. Der kleine Nager wird gebacken serviert und schmeckt wie ein fetter Hase. Nun können wir beruhigt die Koffer packen und den langen Heimflug antreten! Am 23.1.2005 landen wir in Wien, ein erster Schneesturm fegt über das Land.

Frühjahr 2005

Kleine TaffaMitte März sorgt ein Warmwettereinbruch für ein explosives Abschmelzen der erfreulich hohen Schneedecke im Wald-u. Mühlviertel. Von den Langlaufschiern geht es ins Kajak. Unsere  Kampftruppe schafft Befahrungen wie die Steilabbrüche von Sarmingbach und Weitenbach, später im Voralpenland Rotbach und Neuhauserbach - einige Berichte sind unter www.kajak.at zu lesen. "Wo gehobelt wird, fliegen auch Späne" - eine geknackte Rippe und eine vom Stacheldraht zerschnittene Hand sind die Bilanz, inzwischen sind aber alle wieder wohlauf! Mir gelingt mit Ricky endlich die durchgehende Befahrung der Kleinen Taffa und Taffa bei "Hochschmelze", dann ist Osterurlaub angesagt.

Mittelitalien

Nachdem ich am 14.4.1995 die Erkundung der Abruzzen im Schneesturm abbrechen musste, erkundeten Hans Matz und ich noch einige vielversprechende Bäche auf der Rückreise. Am 20.3.2005 stehe ich wieder hier mit Christl, Horst und Dietmar Fries, am Metauro, jenen Fluss südlich von Rimini, den ich einmal unseren Jungpaddlern empfohlen hatte. Der im Granacci-Führer schön beschrieben Fluss wurde seit damals immer wieder vorgehalten; in so eine Kloake hätte ich meine Mitglieder geschickt! Die Wasserführung ist aber hervorragend, die Schneeschmelze ist voll im Gange, Dietmar und ich sind wild auf Unbekanntes! Naturslalom am BossoSo steigt auch Christl ein zweites Mal in den "vermaledeiten Fluss", aber schon von weiter oben, obwohl die Angaben im Führer sehr diffus sind. Auf klarem, grünen Wasser paddeln wir über Schrägrippen aus Kalk, ein Phänomen, das uns im Appennin begleiten wird. Nach vielen spielerischen Stellen rauscht es plötzlich hinter dichtem Buschwerk, wir stehen unvermitelt oberhalb eines 2 m hohen Naturabfalles. Dietmar weist uns ein, dann kracht auch er hinunter. Bald erreichen wir die berühmt-berüchtigte Stadtdurchfahrt von Urbania. Die mittelalterliche Stadt klebt förmlich an den Wänden der engen Klamm, die wir mit gemischten Gefühlen durchpaddeln. Leider entsprechen auch die "Kläranlagen" dem frühen Mittelalter. Nach gesamt 25 km erreichen wir Fermignano. Nun gilt es, die Chiascio Nebenflüsse des Metauro zu erkunden, die Wasserführung ist optimal und ich habe im Internet einige Neubeschreibungen gefunden (Marchexplorer). In Cagli bleiben wir zwei Nächte in einem netten Hotel. Am Morgen ist es nur wenige Kilometer bis zum Bosso, der unbekannten Schönheit der Marken. Eine herrliche 9 km lange Strecke liegt vor uns, bei 5 m3/s mit einem Bilderbuch-Naurslalom ein Genuss! Vor der folgenden Klamm booten wir aus und besichtigen diese am Abend - der "Arzino" Mittelitaliens, mit heiklen Umtragern gespickt, aber machbar! Wir sind aber nicht so sportlich und fahren am nächsten Tag zum Candigliano, wo wir schon am Quellfluss Biscubo einbooten können. Wir paddeln hier buchstäblich durch den Hauptkamm des Apennin, steile weiße und rote Felswände begrenzen die Ufer. Nach gesamt 8 km beginnt der große Durchbruch des Candigliano mit den "Marmitti del Diavolo", den Teufelskesseln. Den 4 m hohen Abfall könnte man zwar befahren, aber in der 3 km Folgestrecke bis zur absolut unbefahrbaren Klamm von Scalinata lauern noch tückische Stellen. Wir beenden die Fahrt hier mit einem schönen Picknick im Grünen. De Reise führt uns über einen 900 m hohen Pass in das Tal des Tiber, der breit und reguliert dahinströmt. Abends erreichen wir Assisi und finden ein herrliches Quartier mit Gartenterrasse hoch über der Flussebene. Nach der obligatorischen Stadtbesichtigung lassen wir uns vom Chiascio überraschen, auch ein Geheimtipp, diesmal vom Canoa Club Perugia. Die Wasserführung ist ebenfalls sehr gut, leider etwas verschmutzt, und die berühmten Stellen wie "Loch des Professore" oder "Zambesi" entpuppen sich als spielerische Schreze des lokalen Vereines. Nachmittags erkunden wir noch den Oberlauf  (Wanderfluss) und erwerben kostbarstes Olivenöl direkt beim Produzenten. Der nächste Tipp ist der Corno, BisellischluchtCorno, der sogar von Raftingfirmen beworben wird ( www.asgaia.it ). Gespeist von Karstquellen soll er sogar ganzjährig befahrbar sein, was wir uns im Angesicht der Einbootstelle aber kaum vorstellen können. Auf knapp 2 m3/s geht es los, ein klarer Wiesenbach zunächst, aber bald folgt die beeindruckende, viel zu kurze und leichte Schlucht von Biselli. Danach zwingt uns eine 500 m lange Ausleitung zu Fischzuchtanlagen zum Treideln, immerhin verstärkt eine Quelle anschließend die Wasserführung. Einige schöne Katarakte beschließen die 7 km Fahrt bei einem Stausee. Wir booten erst 20 km flussab in die Nera ein, ein beliebter Wanderfluss im landschaftlich reizenden Valnerina, den wir 14 km bis Ferentillo befahren. Kurz vor Terni speist ein bemerkeswerter Zubringer die Nera: Der Velino, der mit 100 km Länge bereits die doppelte Wassermenge der Nera führt, stürzt über eine 165 m hohe Travertinbarriere aus einer Hochebene in die Schlucht der Nera. Leider ist das Spektakel kraftwerksbedingt nur zweimal täglich zu bewundern, dann nutzen auch einheimische Paddelcreeks die folgenden 500 m für turbulente WW-Aktionen. Uns führt die Tour weiter nach Orvieto, wo wir nach stundenlangen Umfahrungen die untere Waldschlucht der PagliaPaglia befahren. Fast hätte uns das trübe Niederwasser abgeschreckt, doch dann erweist sich der einsame und schwer verblockte Fluss als absolut lohnend bei höherer Wasserführung (eine umbrische Uttissenbachstrecke!). Am Karfreitag verlässt uns das Wetterglück, immerhin residieren wir jetzt im toskanischen Montepulciano. Nach einer Überquerung des schneebedeckten Monte Amiata bleibt uns nur der Unterlauf des großen Ombrone, ein netter Wanderfluss ohne Höhepunkte. Die interessanten Quellflüsse führen leider bereits zu wenig Wasser. Umso stärker regnet es auf der Heimreise, aber wir dürfen über diesen Urlaub nicht klagen. Kaum eine unserer Touren ist im DKV-Auslandsführer brauchbar beschrieben, Dietmar wird dies nachholen. Leider fehlen von Mittelitalien Pegelinformationen im Internet, dafür kann man auf zahlreichen Webcams die Schneelage bewundern und mit viel Glück auf Tauwetter hoffen. Wir hatten dieses Glück!

Hohe Tatra

Bialka bei JurgowWährend andere Vereinsmitglieder Griechenland und die Türkei sehr erfolgreich durchstreiften, hatte ich mir die Hohe Tatra vorgenommen. Unser Freund Andrzej wohnt nur 60 km nördlich, er hatte uns schon mehrmals eingeladen. Am 5.5.2005 konnte ich endlich mit ihm, Balu, Christian und Hannes Richtung Slowakei aufbrechen. Unseren ersten Fluss, die Bela liptovska, kannten wir schon, diesmal sorgten aber 20 m3/s in Podbanske (100 cm) für Tempo. zu dritt wagten wir den abendlichen Ritt, doch schon nach 200 m der erste Baumverhau! Ein gewaltiger Windbruch hat die ersten 3 km völlig verklaust, das Umtragen war äußerst mühsam und gefährlich! Wir wollten schon mehrmals aufgeben, doch endlich hatten wir auf den letzten 6 km freie Fahrt auf wuchtigem Schmelzwasser. Nach einer drückenden Nacht (von der Völlerei) im Hotel Club in Kezmarok wollten wir die Spisska Bela befahren, laut www.dundak.de die "Koritnica" der Tatra. Leider waren auch hier gerade die wirklich anspruchsvollen Schlüsselstellen verklaust, sodass wir über die grenze nach Polen zur gegenüberliegenden Bialka weiterfuhren. Bialka mit Balu Dieser nur bei Dundak beschriebene Bach entpuppte sich als mächtiger Gebirgsfluss, sodass wir die obere Waldschlucht bei 15 m3/s nicht riskieren wollten (WW IV). Wir booteten an der Einmündung der Javorina ein, nun bereits bei 30 m3/s! Hannes wähnte sich in Norwegen, Wasserwucht und unverbaute Urlandschaft, wir hatten einiges zu tun, um den großen Löchern auszuweichen. An der Brücke vor Czarna Gora gesellte sich auch Balu zu uns, der erstmalig ein Kurzboot im Wuchtwasser testen durfte und dafür beim Ausstieg in Trybsz mit einer Kreuzotterbegegnung belohnt wurde. Leider fiel das Thermometer auf unter 7 Grad, aber der Fluss sieht uns wieder! Mit einer wodkaschweren Nacht in Andrzejs Heimatgemeinde endete der sportliche Teil der Reise, eine Besichtigung von Krakau war angesagt.  Bei der Heimreise erkundeten wir noch einige südpolnische Bäche, die Sola oberhalb von Zywiec sieht uns auch wieder, aber nicht bei Schneesturm!

Walter Mück, 25.5.2005

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