Schon im Frühjahr
konnte ich drei neue Pegel der NÖ Wasserstandsseite austesten, besonders ideal
erwischten wir den Großen Kamp im Paradies mit dem heurigen Spitzenwert von 4,8
m3/s (107 cm) an der Brücke Neustift, eine spritzige Tour mit Ricky, Dieter und
Christian am 19. März. Auch der Internetpegel an der Zwettl (Sportplatz) wurde
mit Niederwasser 3 m3/s (152 cm) ab Rosenau erprobt, für die Thaya ab Karlstein
passt der Pegel Dobersberg ab 5 m3/s (230 cm).
Beim Bau des
Donaukraftwerks Altenwörth im Jahr 1973 wurde die Mündung der Traisen von
Traismauer bis kurz vor Zwentendorf verlegt, der Kanal mit unzähligen
Steinwürfen war ein Paradebeispiel für Naturzerstörung. Umso schöner gelang im
Herbst 2016 früher als geplant die Renaturierung, indem der Fluss in alte
Aumäander umgeleitet wurde. Horst, Urli, Rudi und ich booteten am 26. März bei
der Brücke von Traismauer zum Donaugasthaus ein, bei Pegel Herzogenburg mit 9
m3/s bleibt trotz zweier Mühlbäche noch genug Wasser im Flussbett. Im Sommer
könnte man im Mühlbach beim Donaugasthaus einbooten. Die Fahrt auf grünem,
klaren Wasser folgt zunächst dem „Kanal“, ab der Hälfte jedoch, nun dank
Rückführung der Mühlbäche auf 22 m3/s angewachsen, beginnt die neue
Auwaldstrecke. Schöne Schotterbänke, zügige Strömung fernab jeder Zivilisation
geben ein Feeling von exotischen Stränden, unglaublich, so nahe von zu Hause! In
Zwentendorf beenden wir nach 16 km die Entdeckungsreise.
Zwischen Hoher Tatra und den ukrainischen Waldkarpaten liegt der Bieszczady Nationalpark, ein großes Waldgebiet mit leider etwas niedrigen Gipfelhöhen um 1300 m. Hier entspringt die San, und ein Nebenfluss faszinierte mich seit Jahren, die Wetlina, nicht nur wegen der Ähnlichkeit zu unserer Lieblingsrebe, sondern auch wegen interessanter alter tschechischer Beschreibungen. Mehrfach hatten wir geplante Urlaube dorthin wegen Wassermangel verlegt (2016 ins Valtellina) oder abgesagt. Heuer fand sich eine Gruppe von sieben „Freiwilligen“ (Ricky, Dietmar, Andrzej, Christoph, Hannes, Klaus und ich), die es trotz geringer Erwartung versuchen wollten. Am 9. April reisten wir bei Prachtwetter ostwärts, um pünktlich am Abend Andrzej in der Ortschaft Wetlina zu treffen. Er hatte schon eine urige Nationalparkherberge ausgewählt, in der wir zwei Nächte im Siebenbettzimmer verbrachten. Dafür war Speis und Trank sehr wohltuend! Leider erkannten wir schon bei der Anreise, dass die Wasserstände wohl nur ein Minimalprogramm erlauben. Bei unserer Einbootstelle in Kalnica wussten wir aus dem Internet von 6 m3/s, mittlerweile auf 4,5 m3/s gesunken. Leider ist der Bach hier über 30 m breit! Das herrliche Wetter ließ uns jedoch mit Freude einsteigen und langsam verengte sich die schöne Waldschlucht soweit, dass Steinberührungen seltener wurden. WW II-III wurde uns auf den letzten 3 km in dem alten Führer versprochen, erst spät wurde der Fluss doch noch etwas sportlich und erreichte mit der 2 m hohen Felsstufe „Sine Wiry“ mit WW III+ seinen Höhepunkt. Nach 14 km erreichten wir die wunderschöne Mündung in die Solinka, die noch weniger Wasser brachte und jetzt sehr breit wurde. Die 4 km bis Terka waren doch noch nett, das Flussbett ist überall von stehenden Felsrippen geprägt, die letztlich meinem 6 Jahre alten Pyranha den Rest gaben.
Am nächsten Morgen
rasselte die Temperatur in den Keller, es begann zu regnen, zu spät und zu
wenig! Ricky und ich paddelten noch 8 km auf Wolosaty und San durch ein nettes
Waldtal bis Dwernik, wieder zu breit für nur 9 m3/s, dann reisten wir weiter
nach Sanok, wo wir in einem stilvollen Stadthotel nächtigten. Nach einem Besuch
im Heimatdorf meiner Vorfahren kehrten wir zurück zur Hohen Tatra, wo wenigstens
auf die Bialka noch Verlass war. Für Hannes und Klaus reichte es, sie kehrten
nach Wien zurück. Wir konnten am nächsten Tag noch die unbekannte Sola oberhalb
von Zywiec befahren, ein flotter, leichter Wildfluss (Milowka-Wegierska Gorka, 8
km). Von Polen hatten wir einiges gesehen, ohne genug Winterfeuchte leider aber
zu wenig Wasser!
Die schönsten
Erinnerungen an Griechenland zu verbinden mit den Abenteuern in Albanien, das
war schon vor 4 Jahren mein Ziel, leider aus vielen Gründen nicht wirklich
gelungen. Diesmal ging ich entspannter an die Sache heran, ganz gemütlich nach
Griechenland mit der Fähre von Venedig nach Igoumenitsa, erst in der zweiten
Woche sollte mich das Entdeckerfieber wiederum packen.
Das Kremser Truppe
(Tom, Christl, Gerhard und Andrzej) wie gewohnt überwiegend in Hotels unterwegs,
Poldi mit Elin und Ricky sowie ich mit Rudi und Balu als Campingfreaks bildeten
ein starkes Team. In Ioannina errichteten wir für 4 Tage unser Hauptquartier,
der Campingplatz beim Ruderclub hat sich seit 34 Jahren kaum verändert, noch
immer wunderbar!
Am 2. Mai starten wir alle gemeinsam am Kalamas, um uns in der 20 km langen Waldschlucht bis Vrosina einzupaddeln. Ein trockenes Jahr auch in Griechenland, aber das Wetter ist herrlich! Ein abendliches Hagelgewitter stört da wenig, schon am Morgen stehen wir bei Prachtwetter in Vikos hoch über dem Canyon. Fünf Kämpfer schultern die Boote, die in den letzten 20 Jahren kaum leichter geworden sind, zur „Tor-tour“ hinunter zur Voidomatis - Quelle. Nach 50 min baden wir im eiskalten Quellwasser, die schöne Tour beginnt. Bei Niederwasser erleben wir die alten Klassiker wir Waschmaschine und Labyrinth wieder einmal, nach 5 km stoßen auch die restlichen Freunde zu uns, um durch die Platanenschlucht zum berühmten Forellenrestaurant zu paddeln. Im Abendlicht besuchen wir das Paraskevikloster in Monodendri in den steilen Schluchtwänden, wo wir auch für unseren verstorbenen „Rasputin“ ein Kerze entzünden, dann genießen wir die Annehmlichkeiten der Altstadt von Ioannina. Die neue Autobahn ermöglicht am Folgetag einen Tagestrip zum Venetikos, die schwarze Schlucht bis zur Mündung in den Aliakmon begeistert alle, vom folgenden Stausee wollen wir nichts mehr sehen (ein Blick in Google Earth war genug). Erst nach 4 Nächten verlassen wir Ioannina Richtung Plaka, wo wir bei Nikos Camp bleiben. Das Schluchten „Traumpaar“ Kallaritikos – Arachthos zeigt sich von seiner besten Seite, auch wir geben unser Bestes. Am Folgetag paddeln auch Balu und Andrzej die 12 km Waldschlucht von Plaka abwärts, auch bei „nur“ 30 m3/s sind die Blockstellen mit wuchtigen Schwällen nicht zu unterschätzen (WW III), gut kommen alle bei der Brücke von Skoupa an. Wir besuchen unsere netten Damen im Kafeneion Loutras, wo wir vor 4 Jahren unsere schönsten Momente erlebt haben. Abends wird für 25 Niederösterreicher gegrillt, neben uns sind noch zwei Gruppen aus Pernitz und Uttissenbach am Platz! Nach einer knappen Woche in Griechenland zieht es uns jetzt in das angrenzende Albanien, wo neue Abenteuer locken!
Vor Konitsa verlassen
wir die Hauptstraße und blicken noch einmal auf die Mündung des Voidomatis, dann
queren wir den Aoos und finden die ziemlich einsame Grenzstation an der Brücke
über den Sarandaporos. Wir suchen das Wachpersonal, dann geht es gemütlich zur
Sache und 20 min später stehen wir in Albanien. Der Aoos heißt hier Vjosa, wir
wollen gleich eine schöne Einbootstelle suchen. Zunächst folgt aber ein
Einkehrschwung in das Eckkaffee in Carshove, wo wir vor 4 Jahren das Flusstal
Richtung Korce verlassen haben, um nach Unwetter und Motorschaden den Urlaub in
Debar vorzeitig abzubrechen. Nach der Gedenkminute geht es weiter auf
Entdeckungsfahrt, die Vjosa ist hier nur vage mit WW II-III beschrieben. Die
schmale und kurvige Hauptstraße windet sich zunächst den Berghang hinauf, wir
können nur tief hinunter in die herrliche Flusslandschaft schauen. Nach rund 10
km erreichen wir aber wieder das Flussniveau und erkunden die Ein- und
Ausbootmöglichkeiten. In Permet finden wir die ideale Ausbootstelle
blitzschnell, das Hotel „Trifon Kludhi“ liegt direkt an der Brücke mit eigenem
Aufgang vom Fluss, unser „Hauptquartier“ für 2 Tage! Noch am Nachmittag fahren
wir 20 km zurück zur kleinen Brücke nach Kanikol, wo wir unter der gewaltigen
Kulisse des Nemercka-Massives einbooten. Einige wuchtige Schwälle haben wir
gesehen, aber auch mit tschechischen Paddlern gesprochen, die gerade mit
„Palavas“ angekommen sind. Auch Andrzej wagt die unbekannte Tour, zu schön ist
die Landschaft. Bei dem niedrigen Wasserstand, rund 40 m3/s, können wir die
Fahrt genießen, nur wenige Stellen im 3. Grad erfordern Konzentration. Nach über
3 Stunden erreichen wir abends unser Hotel, wo die Chefin bereits ein Küchenteam
für die hungrige Gästeschar bereitgestellt hat. Trotz gewisser Sprachprobleme
bekommen wir genau was wir brauchen, Unmengen von Fleisch und Salat, Bier und
Raki.
Am 8. Mai folgen wir
der Vjosa bis zur Einmündung des Drinos. Hier standen wir am 18. Mai 1994
erstmals auf albanischen Boden und blickten auf die Vjosa, die wir bei einer
Griechenlandreise unbedingt mit einem Kurztrip befahren wollten. Die Schlucht
von Kelcyre bis zur Drinosmündung konnten wir damals paddeln, dann flüchteten
wir zurück ins sichere Ioannina. Wie positiv hat sich das Land entwickelt, sogar
erste Umweltschutzprojekte scheinen zu gelingen (Vjosa, Rettet das blaue Herz
Europas -
http://balkanrivers.net/de/aktuell) .
Tatsächlich führt der
Drinos an der Brücke vor der Mündung genug Wasser, er wird ja von starken
Karstquellen unterhalb von Gjirokaster gespeist. Wir folgen der Schnellstraße 8
km flussauf und booten wunderschön bei einer kleinen Brücke ein. Umrahmt von
mächtigen Bergen paddeln wir durch eine Allee abgestorbener Platanen, was ist
hier passiert? Alle genießen nochmals das leichte Wildwasser, denn dann heißt es
Abschied nehmen von der Kremser Gruppe, die mit der Fähre von Igoumenitsa abends
heimreist. Nach einer Besichtigung von Gjirokaster kehrt der Rest zurück nach
Permet, wo wir die nette Kleinstadt abends ausgiebig erkunden.
Wir wollen bei der
Heimreise noch zwei Höhepunkte Albaniens mitnehmen, zunächst die berühmte Osum -
Schlucht bei Corovoda. Eigentlich sind das nur 48 km von Permet, das Navi meint
1 ½ Stunden, doch wir wissen von der berüchtigten Strecke und empfehlen Poldi
den Umweg über Fier, 219 km! Bei trockener Piste wird das mein SUV schaffen,
frohgemut fahren wir die ersten 7 km taleinwärts. Von hier steigt der Fahrweg
kräftig an, wunderschöne Fotomotive sorgen für Abwechslung. Die letzten
Höhenmeter vor der rund 1000 m gelegenen Passhöhe haben es allerdings in sich,
Bodenfreiheit und Allrad sind gefragt. Für zwei Motorradfahrer aus Steyr kein
Problem, sie sind aber auch die einzigen Passanten, die wir treffen. Ein
überraschender Pausenstopp bei einem Imker, der auch Getränke und Gebäck
anbietet, hebt die Stimmung, doch dann zieht ein Gewitter auf. Durch
Schlammlöcher und Sturzbäche erreichen wir nach 3 Stunden Fahrt endlich die neue
Asphaltstraße, die den ganzen Osumcanyon entlang führt. In Corovoda warten wir
bei strömendem Regen in einem kleinen Restaurant noch 2 Stunden auf Poldi, wenn
wir später aufgebrochen wären, würden wir wohl irgendwo hoch oben stecken!
Trotz leichtem Regen
wollen alle noch heute den großartigen Canyon befahren, die 9 km lange Strecke
mit geringen Schwierigkeiten begeistert alle auch bei Niederwasser (5 m3/s). Wir
reisen noch abends weiter bis Berat, wo wir im besten Hotel der bekannten
Altstadt (Weltkulturerbe) absteigen. Den nächsten Vormittag haben wir uns alle
einen kulturellen Spaziergang verdient, hoch ragt die Festung Berat über dem
Ausgang des Osum - Tales. Mittags reisen wir auf neuen Autobahnen über Durres
zügig nach Norden. Unglaublich ist der Bauabschnitt von der Adria quer durch die
Berge nach Kukes, hier in der Schlucht des Fan i Vogel haben wir im Jahr 2006
wilde Abenteuer erlebt, das Tal ist nicht wieder zu erkennen! Schon am frühen
Abend erreichen wir Kukes an der Grenze zum Kosovo, eine wenig attraktive Stadt
am Rande des Drin - Staussees, welcher die ursprüngliche Stadt überflutet hat.
Ich bin nervös, immerhin verfolge ich das Projekt „Schwarzer Drin“ seit 10
Jahren! Noch bei unserem Albanien – Trip 2006 war ich der Meinung, von diesem
Fluss wäre nichts mehr übrig, die Faltbootlegende der 1930er Jahre im Stau
abgesoffen. Dann registrierte ich, dass es zwar sehr aktuelle Kraftwerksprojekte
gäbe, tatsächlich aber noch 70 km Fließstrecke über waren. Leider scheiterten
zwei Urlaubsplanungen, nun aber sind wir da! Wir finden in Kukes überraschend
ein kleines, nettes Hotel, das Shqiponia, dessen Besitzer sogar gut Deutsch
spricht und uns einiges erzählen kann über die schwierige Lage hier und die
Straßenverhältnisse abseits der Autobahn. Am 11. Mai starten wir auf guter
Asphaltstraße Richtung Peshkopi, nach 8 km soll die Schotterstraße zum
Schluchtengrund abzweigen. 400 Höhenmeter tiefer erblicken wir den
Schluchtausgang der Skavica - Schlucht, doch welchen Weg sollen wir nehmen? Die
Navis zeigen zwei unterschiedliche Varianten, beide erweisen sich als wenig
ideal, aber wir schaffen es auch mit dem "normalen" VW Touran. Von der geplanten
Ausbootsstelle bei Ujmisht geht es wieder hoch hinauf nach Skavica, aber die
Straße ist etwas besser. Endlich erreichen wir die Brücke am Schluchteingang, das
Ziel meiner Träume! Der Schwarze Drin zieht hier schnell, aber gleichmäßig mit
rund 50 m3/s dahin, schnell booten wir ein. Genau wissen wir nicht was uns
erwartet, aber einige Paddler dürften die letzten Jahre schon hier gewesen sein,
und es gibt ja Google Earth. Was werden wohl die Erstbefahrer empfunden haben,
als sie hier in die Felsschlucht eingefahren sind? In den Jahren 1934 und 1935
haben Franz von Alber und Walter Frentz mit Kameraden die Fahrt gewagt, mit
Faltbooten tagelang unterwegs, ohne Begleitung, auf Maultiere und Eisenbahn
angewiesen!
Wir sind in einer "absoluten Landschaft", dass es so etwas in Europa
noch gibt! Mit langen Schwallstrecken zieht der Drin durch die klammmartige
Schlucht, wir entdecken starke Quellen mit alten Wassermühlen, die wohl schon zu
Skanderbeg´s Zeiten hier gestanden sind. Schon nach einer Stunde öffnet sich die
Schlucht wieder, wir sind von den geringen Schwierigkeiten (WW I-II) angenehm überrascht,
hätte auch wilder sein können. Nach 9 km erreichen wir die Mündung des Caje -
Wildbaches, unsere traumhaft schöne Ausbootstelle, bevor der Drin im Stausee
versinkt. Jetzt kennen wir auch die richtige Straße zurück, spektakulär, aber
gut zu befahren. In Kukes feiern wir noch gemeinsam den Erfolg, dann treten wir
getrennt die Heimreise an. Poldi zieht es noch in das Valbona - Tal, wir
durchqueren den Kosovo auf nagelneuer Autobahn. Leider spielt der serbische
Staat bei der Einreise direkt Richtung Nis nicht mit, wir müssen über
Mazedonien reisen, wo dann unser Auto auch noch ordentlich zerlegt wird -
irgendwo muss das albanische Marihuana doch versteckt sein? Dadurch kommen wir
aber auch zu einem sehr netten Abend in Szeged, wo wir uns mitten im größten
Weinfestival Ungarn´s finden.
Zurück in der Heimat
ziehen wir Bilanz: Ein Traumurlaub mit einer Traumkombination zweier
Balkanländer, und das wichtigste überhaupt - eine Traum - Mannschaft, das Dream
- Team!
aktuelle Kurzinformationen mit Fotos und Filmen findet ihr immer häufiger auf unserer Facebookseite: https://www.facebook.com/Kajak.Club.Gars !
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