Kajakerlebnisse mit Walter Mück

Flüsse voller Leben!

Aktuell: http://lebendiger-kamp.at/ und http://www.riverwatch.eu/de/node !!

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Rumänien und Bulgarien 2023

Das Frühjahr begann mit einem fröhlichen Anpaddeln auf der tschechischen Chrudimka, gefolgt von einigen sehr schönen Kampfahrten bei bis zu 30 m3/s. Auch neue Bäche wie Michelbach und Piesting konnte ich verbuchen, ebenso lange vermisste Flüsse wie die Krems. Letztlich war es aber soweit, worauf ich seit sechs Jahren hingeplant hatte - der letzte mir unbekannte Winkel Südosteuropas, die Karpaten südöstlich von Brašov (Kronstadt) und das Balkangebirge in Nordbulgarien. Spätestens die Berichte der Balkan River Tour 2019 hatten mich auf die Flüsse Basca und Buzau aufmerksam gemacht, immerhin konnte damit ein Ausleitungsprojekt am Basca Mare gestoppt werden! Detaillierte Planungen hatte ich in den Jahren der Covid Pandemie vorbereitet, da meinte ein Freund, warum nicht gleich auch Nordbulgarien miteinbeziehen? Immerhin waren wir nicht mehr die Jüngsten, wer weiß was noch passiert? Mit dem Ausbruch des Ukrainekrieges mussten wir nochmals verschieben, doch heuer war klar, jetzt oder nie! Glücklicherweise waren alle sechs Sportfreunde noch hochmotiviert und die letzten Informationen rumänischer Paddler waren sehr hilfreich - eine neue, sehr moderne Webseite über rumänische Wildflüsse: https://whitewater.ro/ !

Einstieg am Cibin Cibin Ausstieg am Olt

Wir starten am 7.5.2023 Richtung Sibiu (Hermannstadt), das wir nach zwölfstündiger Fahrt vorwiegend auf Autobahnen abends erreichen. Das Wetter  passt noch für ein schönes Camp südlich der Stadt ( Camp Ananas ).  Der Morgen bringt den befürchteten Wetterumsturz, der uns die Reise begleiten soll - Temperaturen zwischen 8 und 15 Grad lassen uns in der Folge nette Hotels aufsuchen. Nach einer Besichtigung der Altstadt ist endlich "Anpaddeln" angesagt. Über 40 Jahre sind wir großteils gemeinsam auf Wildwasserreisen unterwegs, aber die Verschleißerscheinungen sind bei allen festzustellen. Es gilt leichte Flüsse auszuwählen, auch Ein- und Ausstieg müssen gut erkundet werden. Gleich bei Sibiu fließt der namensgebende Cibin, die Wasserqualität läßt zwar zu wünschen übrig, aber die Menge reicht. In Talmaciu booten wir ein um die letzten 4 km bis zur Mündung in den großen Olt zu paddeln. Es geht durch eine nette Weidelandschaft, zuletzt sogar mit leichten Wildwasserstellen. Der Blick auf die schneebedeckten, 2500 m hohen Fagaras-Berge ist heute leider wolkenverhangen. Am Olt sind es 3 km bis zum Eingang der "Roten Turm" Schlucht, hier durchbricht der Olt die Südkarpaten in einer beeindruckenden tiefen Waldschlucht. Leider sind nur mehr etwa 15 km frei fließend, wir paddeln noch 3 km auf leichten Schwällen bis zu einem Restaurant für Fernfahrer. Bei einsetzendem strömenden Regen reisen wir auf einer überlasteten Fernstraße weiter bis Brašov, Aussenposten des alten Siebenbürgens. Nach einer angenehmen Hotelnacht folgt nochmals ein Kulturspaziergang, dann überqueren wir den Karpatenkamm auf einem unspektakulären, nur 770 m hohen Pass. Bei Intorsura erreichen wir den Buzau, der hier durch eine flache Almlandschaft mäandriert. Das Wasser ist ausreichend und sauber, aber es ist saukalt. Eine Baustelle verschmutzt den Fluss, und die Schlucht unterhalb von Crasna ist durch einen Hangrutsch problematisch, wir verzichten und gehen lieber auf Erkundung des linken Nebenflusses, der Basca, Hauptmotivation unserer Reise! Aus dem Zusammenfuß von Basca Mare (Große Basca) und Basca Mic (Kleine Basca) entsteht die Basca Rosilei, welche wir aufwärts reisen. Die Beschreibung der rumänischen Freunde warnt vor "the concrete", auch bei unserem niederen Wasserstand von 90 cm ein wuchtiger, schwer verblockter Katarakt, den ich eher als WW IV bezeichnen würde. Wir finden eine gute Ausbootstelle kurz davor. Der Fluss ist von der Straße gut einsehbar, wir erreichen bald den Zusammenfluss am spektakulären Felsen "Vitan Rock". Die Basca Mic hat schon zu wenig Wasser, ein kleiner Wildbach mit vielen Felspassagen. Die Basca Mare hingegen führt vom Regen braun gefärbtes Wasser mit wuchtigen Blockstellen, die uns nach 6 km Erkundung auf schlechter Schotterstraße schon eine Nummer zu steil sind. Hier beginnt aber eine Karpatenwildnis, die zu Recht als Schutzgebiet ausgewiesen worden ist, ein Kraftwerksprojekt konnte dank engagierter Umweltschützer gestoppt werden. So bleibt uns für morgen leider nur die Basca Rosilei. Statt der geplanten Campingplätze finden wir das wunderschöne Hotel "Valea Lupului".

Basca Mare Einstieg an der Basca Rosilei Basca Rosilei

Bei mageren 12 Grad booten wir am nächsten Tag am Zusammenfluss der Basca Quellflüsse in Varlaam ein. Mit etwa 20 m3/s geht es bei 9 Promille Gefälle flott zur Sache. Zwei Stellen überraschen uns mit WW III, aber alles ist gut einsehbar und so erreichen wir nach 11 km die Ausbootstelle in Paltinis. Als nächster Fluss ist der Buzau geplant, und zwar die bei einheimischen Paddlern sehr beliebte Raftstrecke, auf der vom Kraftwerk in Nehoiu regelmäßig Wasser zugegeben wird. Der Fluss ähnelt der Basca Rozilei, hat aber markante Querrippen ("Waschmaschine") und eine Stelle mit unguter Uferverbauung (gefährliche Tetrapoden). Auch aufgrund der Wetterlage beschließen wir schweren Herzens die Weiterfahrt in den Süden anzutreten. Wir folgen dem Fluss in einem nun weiten Tal bis Berca, wo wir einen Ausflug zu den Schlammvulkanen von Noroiosi unternehmen. Aus 3000 m Tiefe sprudelt hier ein Gemisch aus Gas und Schlamm an die Oberfläche, das größte Gebiet dieser Art in Europa! Nach diesem schlammigen Erlebniss ist besonders für einen Freund ein intensive Wäsche angesagt, wir beschließen spontan, den zuvor kurz erblickten Buzau Unterlauf in Angriff zu nehmen. Von Ciuta bis zur Brücke von Magura nach Parscov entdecken wir einen wunderschönen, 7 km langen Abschnitt, der sogar noch flotte Schwallstrecken (WW I) bietet. So können wir nach einer sehr feinen Nacht im Hotel in Berca die Reise nach Bulgarien mit sehr guten Eindrücken von Rumänien antreten.

Buzau Unterlauf Buzau Buzau vor dem Ausstieg

Uns ist klar, die Wasserständen für die kleinen Wildbäche des Balkangebirges werden nicht mehr reichen, ich hatte viele Informationen aus älteren tschechischen Unterlagen und neuesten bulgarischen Videoclips zusammengestellt. Wir bleiben aber bei unserer geplanten Reiseroute und wollen einfach auch die Landschaft erleben. Die Fahrt über Bukarest und die Donaubrücke von Giurgiu nach Ruse ist wenig ansprechend, erst mit den Vorbergen des Balkan wird es wieder interessant. Hier entwässert die Jantra mit vielen Nebenflüssen ein großes Gebiet, wir folgen dem Fluss bis zur alten Hauptstadt Veliko Tarnovo. Diese 5000 Jahre alte Stadt liegt wie Cesky Krumlov innerhalb mehrfacher Mäanderschleifen des Flusses, der natürlich unsere Aufmerksamkeit erweckt. Nach Stadtbesichtigung und Nächtigung beschließen wir, diesen unbeschriebenen Abschnitt in Angriff zu nehmen und booten an der Belica-Mündung oberhalb der Stadt ein. Die Jantra führt hier 10 m3/s sauberes Wasser, wir paddeln mit geringem Gefälle und gelegentlichen kleinen Schwällen durch eine grüne Schlucht. Hoch über uns die Altstadt nähern wir uns der großen Umlaufschlinge, welche die Festung Tsarevets umringt. Innerhalb einer Stunde sehen wir die Patriarchenkathedrale viermal von allen Seiten! Eine alte Wehranlage müssen wir überwinden, sonst verläuft die Fahrt problemlos bis zum Ausstieg vor der Kläranlage nach 13 km.

Jantra vor Veliko Tarnovo alte Wehranlage rund um die Festung Tsarevets

Westwärts reisen wir weiter, um einige kleinere Flüsse zu erkunden. Am Nordabhang des Balkan-Gebirges blicken wir auf den schneebedeckten Hauptgipfel, der Botev mit 2376 m. Drjanovska, Rosica, schöne Bäche, aber wie befürchtet zu wenig Wasser. Durch dichte Lauburwälder erreichen wir Apriltsi, ein beliebter Ausgangspunkt für Bergtouren. Vom Hotel Panorama haben wir tatsächlich einen großartigen Blick auf die Bergkette. Die Tourismusbranche ist aber, ähnlich wie zuvor in Rumänien, auf einheimische Sommergäste ausgerichtet und hat ihre beste Zeit wohl eher in der Zukunft oder Vergangenheit. Überall werden wir aber sehr freundlich bewirtet. Morgens besichtigen wir die Vidima mit sehr schönen Stellen zwischen Skandaloto und Debnevo, etwa 10 cm Wasser fehlen. Wir besuchen das Trojanski Monastir, eines von vielen prächtigen Klöstern in dieser Region. Trojan selbst und der Osam sind wenig einladend, so fahren wir weiter bis Ribarica, wo wir am Ufer des Beli Vit ein schönes Hotel finden. Auch dieser Wildbach wäre sehr fein zu paddeln, uns bleibt nur der Vit vom Zusammenfluss bei Teteven bis zu einer 5 km entfernten Wehranlage vor Glozene, ein spritziger, sauberer Fluss (WW I). Die Weiterreise führt uns durch das entlegene Tal des Malik Iskar, ein wasserreicher Fluss mit kurzen sportlichen Stellen, straßentechnisch aber herausfordernd. So erreichen wir am Abend die große Iskarschlucht beim Kloster Cherepishki, wunderschön, aber leider ein neuer Stausee am Schluchteingang. Wir finden aber unser schönstes Quartier der Reise, hoch über der Schlucht in Ochin Dol, hier im Naturpark kann ich noch einmal eine Nacht im Bus verbringen.

Vit Iskar Ochin Dol

Der Iskar fließt durch Sofia, was ebenso wie einige Bergwerke seine Wasserqualität mindert, aber der 75 km lange Durchbruch des Balkangebirges ist landschaftlich so herausragend, dass es einen Besuch jedenfalls wert ist. Leider sind durch einige neue Stauseen die Befahrungsmöglichkeiten eingeschränkt, sehr gute Beschreibungen findet man hier: adventure-bulgaria.org ! Wir haben schon die weite Heimreise vor Augen und entschließen uns nur mehr für ein kurzes Stück von Zli Dol bis Zverino, 5 km flotte Fahrt bei 24 m3/s, WW I. Für die Heimfahrt wählen wir die Route über die neue Donaubrücke bei Vidin, wir reisen durch eine menschenleere, von Abwanderung geprägte ebene Gegend und erreichen Herkulesbad am Abend. Hier, an der Cerna, haben wir vor 39 Jahren unsere ersten Wildwassertouren in Rumänien unternommen. Nach einem langen Reisetag sind alle wieder wohlbehalten zu Hause, zufrieden, dass uns noch ein erlebnisreicher Urlaub ohne Zwischenfälle gelungen ist!

Herbstfahrten

Im Zuge einer Istrienreise legten wir einen Zwischenstop an der Save unterhalb von Laibach ein. War dieser Flussabschnitt früher extrem verschmutzt, so präsentiert sich die Save ebenso wie die Ljubjanica heute grün und sauber, ein mächtiger Alpenfluss. Nachdem Michael im Frühjahr bereits den schwierigeren Abschnitt im Gebirgsdurchbruch zwischen Zagorje und Zidani Most befahren hatte, genossen wir bei NW (120 m3/s) die leichte Fahrt von Dol (netter kleiner Campingplatz) bis Hotic (13 km, WW I, ein kleiner Brückenschwall).

Save Lomnice Mündung der Skalice

Für den 14.10.2023 kündigten die tschechischen Freunde einen Teichablass an der Lomnice bei Pisek an, ein Bach, der schon lange auf meiner Liste stand. Nach  dem Start in Mirotice gräbt sich die Lomnice langsam in die Granitschlucht der Otava und Moldau ein. Nach einigen Buschmäandern, bestens freigeschnitten vom örtlichen Verein, wurde der Bach sportlicher mit leichter Verblockung (WW II). Bei prachtvoller Herbststimmung erreichten wir nach 12 km den Ausstieg an der Mündung der Skalice, wo wir die Boote 500 m bachaufwärts zur Zufahrt ziehen mussten. Auch die Skalice werden wir uns noch vorknöpfen, diesmal leider trocken!

Aktuelle Kurzinformationen mit Fotos und Filmen findet ihr immer häufiger auf unserer Facebookseite: https://www.facebook.com/Kajak.Club.Gars !

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