KAJAK CLUB GARS

Flüsse voller Leben!

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Wassersport am Kamp

Der folgende Artikel wurde für die Festschrift anlässlich der Feuerwehr-Landeswasserleistungsbewerbe im Aug. 2001 in Kamegg verfasst. Im Zuge der Studie "Nachhaltige Entwicklung der Kamptal-Flusslandschaft" der BOKU Wien wird eine aktuelle Darstellung aus der Sicht des Jahres 2004 angeschlossen.

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die "Sommerfrischen" im Kamptal, zahlreiche Flußbäder wurden errichtet. Im Rückstau der Wehranlagen konnte man nicht nur schwimmen, sondern auch Sprungbretter, Rutschen und schließlich Ruderboote standen zur Verfügung. Aus den englischen Rudervereinen entwickelte sich um diese Zeit eine neue Sportart, das Flußwandern mit dem Kanu, welches mit einem Paddel mit Blick in die Fahrtrichtung fortbewegt wird. Die verschiedenen Formen - Indianerkanu, Eskimokajak oder Canadier - traten rasch ihren Siegeszug auf vielen Flüssen an, auf denen sie durch ihre Wendigkeit vorzüglich geeignet waren. 
Ich will in der Folge die hundertjährige Geschichte des Kanusportes am Kamp näher darstellen, ein Jahrhundert, in dem der seit 1975 bestehende Kajak Club Gars seinen Beitrag leisten konnte.

100 Jahre KanusportKanu 1910

Seit 1907 produzierte die Rosenheimer Firma Klepper das weltberühmte Faltboot, schon im gleichen Jahr entstand der erste Kajakverein Österreichs in Linz. Ein Postkartenmotiv vom "Gänsehäufl" Thunau um 1910 zeigt unter vielen Badegästen auch ein Kanu in Aktion. Schon seit 1922 werden auf der Donau Kajak-Wettkämpfe ausgetragen, im Jahre 1934 erstmalig ein Slalombewerb, und zwar auf der Mühltraisen bei St.Georgen. Seit 1923 paddelte der Olympiasieger von 1936, der Kremser Gregor Hradetzky, auf der Donau (und vielleicht auch auf ihren Nebenflüssen - leider ist mir darüber noch nichts bekannt).

Erst vom Jahre 1954 berichtet die Zeitschrift "Österreichs Paddelsport" von einer "Wertungsfahrt auf dem Kamp" von Hadersdorf bis Jettsdorf: 
"Jettsdorf, beim Ziel, 23.Juni 1954. Die mörderische Prüfung ist zu Ende! Aus der harmlos klingenden Wanderwertungsfahrt wurde ein erbittertes Ringen zwischen routinierten Könnern! Sekundenabstände entschieden auf einer 12 km langen Strecke die Plazierung. "Stellenweise war der Kamp wie Honig", konnte man vernehmen, "nicht so süß, sondern zäh!". Insgesamt waren etwa 60 Boote anwesend. 36 Startende von 10 Vereinen nahmen an der Fahrt teil." 
Sieger dieses Rennen war Fritz Navratil aus Wien. Beim Abpaddeln im Herbst 2000 traf ich den alten Bekannten und befragte ihn über diese Zeit: "Wir befuhren seit dem Jahre 1951 häufig den Kamp. Mit dem Faltboot konnten wir mit der Eisenbahn nach Hadersdorf fahren und von dort bis Wien paddeln. Gelegentlich starteten wir auch schon vom Bahnhof Rosenburg. Besonders schön war die alte Kampmündung, die heute vom Kraftwerksdamm verbaut ist. Eine große Sandbank mit dem goldbraunen Sand des Kamp-Oberlaufes lud uns zum Rasten ein. Lange planten wir, mit den Faltbooten die Waldschluchten zwischen Zwettl und Rosenburg zu erkunden. Vom Bahnhof Zwettl weg gab es aber auf 57 km nur drei Ortschaften (Krumau, Wegscheid, Steinegg), bei einem Bootsschaden hätten wir Probleme gehabt. Wir haben das Projekt immer wieder verschoben, bis dann die Staumauern fertig waren."Navratil 1959
Ab 1960 wurde das Faltboot vom stabilen Kunststoffboot verdrängt, das am Dach des nun eigenen Autos transportiert werden konnte. Beliebt waren auch kleine Schlauchboote wie die berühmte "Forelle" von Semperit. 
Mit Prof. Hans Matz als Direktor der Erziehungsanstalt "Lindenhof" in Eggenburg begann eine neue Zeit für den Kanusport am Kamp. Er gründete gemeinsam mit den Naturfreunden eine Kanugruppe, die ab 1962 nicht nur am Kamp aktiv war. Prof. Matz, heute u.a. Ehrenmitglied des Kajak Club Gars, schuf mit Hunderten von neuen Flussbeschreibungen die Basis für den neuen, "alpinen" Stil des Kajaksportes. Mit den robusten Booten konnte man jetzt auch zu den steinigen Oberläufen vordringen. So beschrieb er bis 1975 bereits viele Nebenbäche des Kamp: Großer und Kleiner Kamp, Purzelkamp und Zwettl.
Zwischen 1967 und 1978 werden von der Paddelgruppe Eggenburg Regatten auf der Strecke Wegscheid bis Steinegg (9 km) ausgetragen, so am 16. April 1967 mit 72 Teilnehmern.
Nach einigen "Pionierfahrten" mit Schlauchbooten und Holzzillen wird im Jahre 1975 der Kajak Club Gars gegründet. Kein Bach ist vor der jungen Truppe sicher, gerade die Schneeschmelze im Februar ist richtig für Kampzubringer wie Sierningbach, Dobrabach, Töbernitzbach, Taffa oder Stiefernbach. 
Seit 1979 wird der "Kampmarathon" durchgeführt, zunächst auf der "Mörderstrecke" von 89 km von Wegscheid bis Tulln. Bei Hochwasser (30 m3/s) siegt der Linzer Dietmar Fries nach 7 h 24 min. Bei einigen Wehranlagen kommt es zu brenzligen Situationen unter den 36 Startern, doch alles verläuft gut. Der 20.4.1980 steht unter dem Motto "Eisbärentreffen im Waldviertel", bei Schneeschauer schaffen 11 Paddler die lange Distanz mit Zeiten zwischen 7 1/2 und 11 Stunden! Ab 1981 wird das Ziel nach Altenwörth verlegt, es siegen Weltklassepaddler wie Haiberger (Steyr, 5.48), Schlögelmann (Linz, 5.28), Grothaus (Berlin, 5.27) und Bosina (Wien, 5.20). Es waren bis zu 83 Paddler aus 16 Vereinen am Start, vielen genügten die Etappenziel in Gars und Langenlois. 1984 mußte wegen Niederwasser am Kamp auf die Thaya verlegt werden. Bei schwerem Hochwasser (50 m3/s) konnte der Bewerb im Jahre 1987 nach Verkürzung mit Ziel in Rosenburg unfallfrei durchgeführt werden. Ab 1988 wird nur mehr auf der klassischen Marathondistanz von 42 km bis Schönberg gefahren, die Spitzenzeiten liegen unter 3 Stunden! Mit der Öffnung des Eisernen Vorhanges erlebt auch der Kampmarathon eine Blüte: Am 7. April 1991 starten 200 Paddler aus 11 österreichischen und 9 tschechischen Vereinen! Ein letztes Mal findet das Rennen im Jahre 1993 statt, Schwierigkeiten mit der Fischerei und den unsicheren Wasserständen sind dem Veranstalter zu viel. Kampmarathon Aufkleber Der 14. Kampmarathon soll aus Anlass der Wasserleistungsbewerbe der Feuerwehr in Stiefern am 21.7.2001 - erstmalig im Sommer - stattfinden!
Etwa ab 1985 beginnt eine Auffächerung des Paddelsportes: Im Zuge der Ökologie-Bewegung wird das Kanuwandern mit Gepäck über mehrtägige Distanzen wieder beliebt, andererseits drängen zahlungskräftige Kunden zu den Rafting-Firmen mit ihren großen Schlauchbooten. Für den Kamp ist dies zunächst kein großes Problem, beide Bootstypen sind bei Niederwasser nur schwer verwendbar. 
Seit 1985 besteht der Kanuclub Rosenburg, der vorrangig Gästefahrten und Bootsverleih betreibt. Die gestiegene Zahl von Paddlern, insbesonders während der trockenen Sommermonate, schafft nicht nur Freunde. Fischerei, Jagd und Naturschutz beginnen zu klagen, die ursprünglich freie Ausübung unserer Sportart wird durch neue Gesetze eingeengt. 

Der Stellenwert des Kamp als Kanusportrevier im Vergleich:

Der Kamp wird in der Kanuliteratur als landschaftlich schöner, leichter Wildfluss geführt, der leider nur im Frühjahr bzw. bei höheren Wasserständen sportlich empfohlen werden kann. Die Standardstrecke von Wegscheid bis Rosenburg wird jährlich von etwa 500 Paddlern befahren. Im Umkreis von 150 km finden sich zahlreiche Flüsse, die wesentlich beliebter sind als unser Kamp: Für den Wildwasserpaddler vor allem die Salza bei Wildalpen, für den Kanuwanderer zu allererst die böhmische Moldau, beide Flüsse werden jährlich von Zehntausenden Paddlern besucht. Dennoch hat das Kamptal durch seine geologische Entstehungsgeschichte eine einmalige Sonderstellung in Mitteleuropa, vergleichbar nur mit den benachbarten Flüssen der mährischen Höhen zwischen Znaim und Brünn (Jihlava, Oslava). Für uns Kamptaler ist der Kamp jedenfalls ein Freizeitparadies der Sonderklasse, ob das jetzt in den Flussbädern zwischen Langenlois und Gars liegt, oder in den wilden Wellen unterhalb der Ruine Schauenstein!

Ein Blick in die Zukunft

Zweifellos haben alle Sportarten, die man in unserer schönen Natur ausüben kann, in den letzten Jahren gewaltig an Attraktivität gewonnen. In Tschechien ist der Paddelsport ein Volkssport wie bei uns das Schifahren. Die gleichfalls geringen Niederschlagsmengen des böhmischen Beckens werden durch Wasserabgaben von Staumauern und sogar auch von Fischteichen ausgeglichen, mehrmals jährlich wird Wasser für Kanuveranstaltungen abgegeben. Im Kamptal ließe sich dadurch einerseits das traditionelle Kanuwandern von Rosenburg bis Altenwörth wieder beleben (Eisenbahn und Radweg vorhanden, Campingplätze geplant), andererseits wären Wildwasserkurse und Wettkämpfe im Abschnitt Wegscheid bis Rosenburg möglich. Bis zu einer konfliktfreien Lösung dieser Frage bleibt vorläufig das Internet als optimale Informationsquelle, um die Paddlerströme wasserstandsgerecht im Land zu verteilen. 

Walter Mück, Gars, am 4.12.2000

Der Wassersport nach der Hochwasserkatastrophe 2002:

Das Hochwasser hat alle Freizeiteinrichtungen am Kamp schwer beschädigt. Die Frei- und Strandbäder konnten mittlerweile wieder neu renoviert in Betrieb gehen, auch das Bootshaus des Kanuclub Rosenburg ist erneuert worden. Das durch die Errichtung des Chinazentrums fällig gewordene Bootshausprojekt des Kajak Club Gars am Wörth ist nach Neufestlegung der Hochwasser - Anschlaglinien neu zu überdenken, ein Provisorium am ehem. Sägewerksgelände in Thunau reicht für eine Übergangszeit.
Die Integration des Flusses und seiner Uferbereiche in die Freizeit-u. Erholungsräume der Gemeinden muss trotz Hochwasserschutz erhalten bzw. verbessert werden!
Der Wildwassersport am Kamp hat durch das Hochwasser teilweise sogar gewonnen: In den naturnahen Bereichen sind vielfältigere, dynamischere Strukturen entstanden, die Landschaft ist urtümlicher als zuvor. Im Siedlungsgebiet sind allerdings oft wenig ästhetische, harte Uferbauten festzustellen.

Möglichkeiten und Risiken für den Kanusport:

Im Zuge der Diskussionen zur nachhaltigen Entwicklung der Kamptal - Flusslandschaft sind einige Punkte von verschiedenen Interessensgruppen angesprochen worden, die für den Kanusport von Bedeutung sind:
Wehranlagen:
Im Gespräch sind Umbauten, die eine Entleerung des Staubereiches ermöglichen sowie Aufstieghilfen für Fische. Dabei könnte auch an Umtragemöglichkeiten, Bootsrutschen oder sogar Trainingsstellen für Paddler gedacht werden. Fragen der Sicherheit, Haftung und des Eigentums stehen im Vordergrund. Eine wesentliche Studie dazu hat der Deutsche Kanuverband im Feb. 2004 herausgegeben: Unter www.kanu.de findet man unter Info&Service, Gewässer und Download: "Wehrüberwindungsanlagen für Kanusportler". Zitat: "Die gewählten Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Forderungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie nach einer Durchgängigkeit der Fließgewässer für alle Lebewesen im Wasser zu erfüllen."
Wasserführung:
Die bisherigen Abflussregelungen werden mehrfach in Frage gestellt. Für den Kanufahrer wäre eine vorhersehbare Wasserführung von mehr als 5 m3/s wesentlich. Neben der Erweiterung des Internetangebotes an Online-Pegel im Zuge des Hochwasser-Prognosesystems wäre eine Bekanntgabe der geplanten Abflussmengen durch die EVN auch im Niederwasserfall wünschenswert. Damit wäre eine wesentliche Lenkung des Kanutourismus möglich.
Restwasserfrage:
Die Restwassermenge im Rosenburger Umlauf (ev. auch Dobra - Krumau) ist interessant, der Bereich kann jedoch auch umtragen werden.
Interessenskonflikte:
Die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass die traditionelle Wassersportnutzung wenig Konfliktstoff bietet. Sowohl das Angebot an Bootsvermietern als auch die befürchtete Invasion aus Nachbarländern ist im Rahmen geblieben. Jede zusätzliche Erweiterung des Angebotes würde allerdings mit Sicherheit Interessen des Naturschutzes, der Jagd- u. Fischerei, sowie Privatrechte von Grundbesitzern, Mühlenbesitzern etc. berühren. Die mühsamen Verhandlungen im Thayatal bei Raabs sollen eine Warnung sein!
Oberstes Ziel aller Aktivitäten sollte es sein, die nachhaltige Nutzung einem verständigen und rücksichtsvollen Publikum, insbesonders aber der einheimischen Bevölkerung (Jugend !) als Naherholungsmöglichkeit und Lernerlebnis weiterhin zu ermöglichen.
Insbesonders vor dem Hintergrund der Natura 2000 Managementpläne sollten kommerzielle Nutzungspläne, die über eine punktuelle Verbesserung des Angebotes hinausgehen, sehr sorgfältig geprüft werden. Einvernehmliche Lösungen (Lenkung durch Wasserstandsinformationen) sollen bei Konflikten im Vordergrund stehen, der Öst. Kanuverband (www.okv.at) soll in alle Regelungen eingebunden werden. 

Gars am Kamp, 14.11.2004

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