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Saisonstart 2009
Manche haben ja gar keine Winterpause gemacht, doch für Langläufer hatte
der Winter einiges zu bieten, wie die neue Internetseite "Langlaufen
im Waldviertel" zeigt. Am 4. März 2009 lieferte die Taffa
jedoch Tagesganglinien wie ein Gletscherfluss, sodass Ricky und ich am Mödringbach
einbooten wollten, dies aber sogar aufwärts bis zur Trampelbachmündung beim
Fischteich von Gallien verlegten. Nur einen niedrigen Steg mussten wir umheben,
durch Mödring schossen wir torpedoartig durch, ebenso bis Horn, nicht ohne
einige Hagebutten und Robinien zu bemerken. Brauhauskatarakt und Taffatal war
eine Genusspartie, bei Pegel Rosenburg 100 cm ( 6 m3/s) gerade richtig, alle
Wehre fahrbar.

Am Drachenbach nach Groß London
Die Braunau ab
Schrems ist schon längst kein Geheimtipp mehr (Pegel Hoheneich ab 190 cm, 6
m3/s), wohl aber der nächste rechte Lainsitzzubringer, der Reißbach, in Tschechien Dračice (Drachenbach) genannt.
In "Österreichs Paddelsport", Heft 8/1971, berichteten zwei heute noch aktive
Paddelhaudegen, Skorepa und Keilitz, von der Erstbefahrung des österreichischen
Abschnittes, von Matz in den Klassiker „WW-Kurzführer Österreich“ übernommen.
Im März 1999 erkundete ich mit Matz den tschechischen Abschnitt, der bis dahin
militärisches Sperrgebiet war. Ich war so begeistert, dass ich mein Boot 4 km
bis zur Staatsgrenze aufwärts schleppte, um die prächtigen Katarakte befahren
zu können. 10 Jahre sollte es dauern, bis eine durchgehende Befahrung möglich
wurde!
Endlich, am 8. März
2009, zeigt der tschechische Pegel in Klikov an der Dračice 12 m3/s, mehr
als genug. Trotz eisiger Kälte booten wir - Ricky, Hannes, Christian, Adi und
ich - in Gopprechts in einer Seenlandschaft ein. Nach 2 km überfluteter Mäanderwiesen
beginnt endlich ein enges Waldtal, und schon rauscht ein wuchtiger Schwall auf
einen querliegenden Baum zu. Gerade noch können wir uns links vorbeischwindeln,
ein Ast fordert dann doch ein Opfer. Noch zwei schöne Katarakte (WW II) folgen,
dann erreichen wir die Staatsgrenze, von der gerade ein paar überschwemmte
Steine ein Stück aus dem Wasser ragen.
Diese Staatsgrenze
wurde im Jahre 1919 neu festgelegt, Österreich musste 13 Gemeinden an die
Tschechoslowakei abtreten (Eisenbahnzentrale Gmünd, Sprachfeststellungen).
Rechtsufrig befand sich die Ortschaft Kösslersdorf (Nova Ves), von der nur mehr
Wiesen und Obstbäume zeugen. Hier
beginnt der steilste Abschnitt des „reißenden Drachenbaches“. Einige der
leicht verblockten Katarakte erreichen durchaus WW III, wobei querliegende Bäume
noch höhere Konzentration erfordern. Gerade
der Hauptkatarakt, der bald nach einer Betonbrücke folgt, ist leider am Ende
der steilen und verblockten Einfahrt versperrt, sodass nur die zweite Hälfte
dieses regional ungewöhnlichen Wildwassers befahren werden konnte.
Das
hohe Gefälle (bis 20 Promille) wurde für die Eisenverarbeitung genutzt,
Hammerwerke und Glashütten sorgten für Arbeit, neue Siedlungen entstanden um
1835, die mit phantasievollen Namen an die Auswanderungswellen erinnern sollten:
Groß- und Klein-London, Paris und New York sorgten lange für Schmunzeln, doch
nach dem 2. Weltkrieg verödeten diese Orte. Heute erinnert ein
Naturschutzgebiet an die Besonderheiten dieser Region. Am besten bootet man in
Františkov rechtsufrig aus, die gesamte Strecke von Gopprechts beträgt 10 km.
Alle sind sich einig, dass dies der schönste Wildbach des nördlichsten
Waldviertels ist!
Der Elexenbach
Euphorisch kämpfen
sich zwei Wildwasserpaddler im Spätwinter durch das dicht verwachsene Unterholz
unzähliger Mäanderschlingen: „Die Big Five sind komplett“. Zwar ist ein
neues Spital mit entsprechender Sonderanstalt in Gmünd gerade im Bau, doch die
beiden landen doch noch in der „Latschenhütte“ der Blockheide. Sie kommen
von einer abenteuerlichen, vierstündigen Erstbefahrung des Elexenbaches, und
der gehört zu den Zubringern der Lainsitz, die alle über eine steilere
Randzone in das Becken der südböhmischen Seenplatte Richtung Moldau und Elbe
fließen. Lainsitz, Braunau, Reißbach und Hamersbach bieten alle bei hoher
Wasserführung sportliche Fahrten. Nach einer unerquicklichen Befahrung des
Schwarzabaches 1989 (Jungfichtenmäander, Stichwort Stachelschwein) hat es
Probleme mit der Motivation von Mitpaddlern gegeben, und so musste der letzte
der Fünf eben warten!
Wir schreiben den 14.
März 2009, alle schwärmen aus, Christl und Tom bleiben beim Langlaufen in
Karlstift, andere zieht es zur Triesting, doch Ricky und mich lockt das
unerforschte Waldviertel. Da oberhalb von 700 m noch reichlich Schnee liegt, ist
die tiefer liegende Region Gmünd interessanter. Gemeinsam haben wir einige
Kleinstbäche bei seltenen Wasserständen erpaddelt, heute durchwühlen wir
wieder neugierig die Gegend. Zunächst geht´s zum geheimnisvollen
„Rabenloch“, doch dieser Bach ist doch zu klein, weiter streifen wir
Richtung Gmünd. Einen Blick riskieren wir auf den Elexenbach, und beide sind
wir von der netten Passage unter der Eisenbahnbrücke in Haid begeistert – den
Bach packen wir! Viel erwarte ich nicht vom Oberlauf, daher stellen wir ein Auto
etwas weiter flussab an der Lainsitz ab, schon im Neopren folgen wir dann dem
Bach aufwärts. Erstaunlicherweise reicht das Wasser oberhalb der Albrechtsbachmündung
noch immer, und die Steilzone verspricht einiges. Immer wieder verlegen wir den
Startpunkt aufwärts und landen letztlich - etwa an der großen europäischen
Wasserscheide – bei Groß-Neusiedl.
Der Wiesenbach ist
kaum zwei Meter breit, wir müssen die Paddel steil führen, doch wir kommen
flott voran. Nach 2 km beginnt bei Waldenstein eine steilere Waldschlucht mit
großen Granitblöcken (was sonst bei dem Namen), mit etwas Abrieb lassen sich
alle Passagen gut meistern (WW II). Bis Groß-Höbarten (wie sehen die
Klein-Orte aus?) folgen erste Mäander, doch bald wird das Tal wieder eng. Nach
einer niedrigen Wehranlage sollte man unbedingt rechts ausbooten und den
folgenden Hammerschmiede-Katarakt besichtigen bzw. etwa 200 m umtragen. Ricky stürzt
sich über schräge Platten abwärts und verschwindet unter der Brücke der
Werksgebäude. Da ich nichts mehr von ihm sehe, klettere ich über die steile
Ufermauer und erkunde die Lage. Der Bach führt mitten durch das Werksgelände
eines Metallwarenlagers, eine teilweise künstliche Rinne geht fast nahtlos in
einen extrem steilen Katarakt über, der ziemlich verklaust aussieht. Endlich
finde ich Ricky, der gerade noch bremsen konnte und ebenfalls am Umtragen ist.
Er meint, bei Idealbedingungen machbar (WW IV-V), warnt aber eindringlich vor höheren
Wasserständen! Es folgen noch einige schöne Stufen und Schlitze bis WW III,
dann erreichen wir die Albrechtsbachmündung in Nondorf.
Hier endet die
Zielstrebigkeit unseres Wildbaches, er krümmt sich zu einem Mäanderinferno,
ein Paradies wohl für Bisamratten und andere Nager, uns jedoch nagt bereits
etwas anderes. Nach endlosen Baumverhauen erreichen wir endlich die Siedlung
Haid, wo wir einen Anrainer bei der Gartenarbeit überraschen. Die heimtückische
Fangfrage, wie weit es noch zum Schwarzen Meer wäre, beantwortet der gute Mann
arglos, aber spontan mit „zwei Wochen“. Nun folgt die vorbegutachtete
„Bahnschlucht“, einige kleine Blockstellen geben gute Fotomotive, doch schon
nach 500 m fesseln uns die Mäander wieder. Als wir nach 12 km die Mündung in
die Braunau erreichen, sind wir erleichtert, aber zufrieden. Hier finden wir
auch den Internet-Pegel Hoheneich in Natura, 230 cm sind stolze 14 m3/s, davon
etwa 3 m3/s aus dem Elexenbach (wird nicht jedes Jahr erreicht, hält 2009 aber
über 2 Wochen). Kräftig zieht die Braunau jetzt dahin, die wildeste Stelle
liegt kurz ober der Mündung. Doch beim „Malerwinkel“ der Blockheide kommt
ja noch etwas! Obwohl regelmäßiger Schiffsverkehr hier sicher nicht die Regel
ist, warnt ein Anrainer vor der nahenden Wehranlage, die wir trotz kräftigen Rücklaufes
aber rechtsufrig gut überwinden können. Der folgende Schwall ist prächtig,
dann entscheiden wir uns für den linken Flussarm. Die Unterquerung der
niedrigen Brücke hätte jedem Limbo-Tänzer zur Ehre gereicht. Schon erreichen
wir die Lainsitz, die jetzt alle Wiesen weitflächig überschwemmt, auch ein
Bauerngarten ist dabei, die Gänse freuen sich. Noch 2 km, dann können wir beim
Gasthaus in „Groß“ Eibenstein ausbooten. Vier Stunden paddeln bei mäßigen
Temperaturen fördert die heimische Gastronomie, was will man mehr an einem
Samstag abends?
Ostern in den Rhodopen
Ein Team aus 14 KCG
Mitgliedern und als Gast Dietmar Fries aus Linz durchstreifte mit 4 Autos das
Grenzgebiet Bulgarien – Griechenland, ein Haufen von Individualisten, die aber
gefesselt waren von den vielen Eindrücken eines doch noch europäischen
Randgebietes. Nach 2 Wochen ein stolzer Rückblick – ein Cluburlaub, der an
die großen Fahrten der Jahre 1991 bis 1996 bzw. 2002 erinnert!
Nach langer Anreise
über Budapest, Belgrad, Niš und Sofia erreichen wir den letzten Abendzug der
Schmalspurbahn, die in wilden Kehrschleifen die Rhodopen überwindet und
besonders bei Hannes für nicht enden wollende Begeisterungsstürme sorgt. Der
Rest erkundet inzwischen die entlang fließende Chepinska,
ein Gebirgsbach, der nur im alten tschechischen Führer sehr vage beschrieben
wird. Am 6.4.2009 starten wir frohgemut zur Befahrung der oberen, einsamen
Schluchtstrecke unter Velingrad. „wie am Kamp, wie auf der Krems“ – doch
das Gefälle in der Gneisschlucht steigert sich laufend, die Wände werden
steiler. Schließlich vergleichen einige schon mit dem Ötscherbach, hohe Stufen
im IV. Grad, und wir sind nach über 4 Stunden „Einpaddeln“ doch
erleichtert, unsere Begleiter zu treffen. Die haben sich bis zur Baustelle einer
Staumauer vorgekämpft und und helfen mit den Arbeitern beim Umtragen der 20 m
hohen Mauer. Im schönen Berghotel von Julonda erholen wir uns rasch, dann geht
die Fahrt nach Süden der Mesta entlang,
die wir Richtung Gotse Delchev paddeln. An einer unscheinbaren Stufe versagt
Ricky´s Schultergelenk, für ihn ist der Paddelurlaub leider fast gelaufen,
doch er kann durchhalten. Wir besuchen die schönen Plätze unseres Urlaubes
2002 und nächtigen in Gotse Delchev, wo wir an einer fröhlichen
Geburtstagsfeier teilnehmen.
Von den höchsten
Bergen Südosteuropas (Pirin und Rila, über 2900 m) strahlt uns der Schnee
entgegen, wir ziehen ostwärts in die niedrigeren Rhodopenberge. In der Heimat
des Orpheus besichtigen wir die Trigrader Schlucht mit der „Teufelsgurgel“,
eine Höhle, in die der Bach 46 m in die Tiefe stürzt. Weiter flussabwärts
kommen 3 Flüsse sowie die Ableitung des Dospat zusammen und ergeben eine
wuchtige Vacha. Leider ist eine neue Staudammbaustelle so weit fortgeschritten,
dass wir diese Region verlassen und weiter nach Smoljan fahren. Von dieser
Regionshauptstadt mit ihrem Müll sind wir entsetzt, dennoch booten wir am späten
Nachmittag noch in die Cherna Reka ein,
die nach und nach schöner wird. Ausstieg ist bei einer Sportmodefabrik
„Sportalm Kitzbühel“! Wir fahren noch ein Stück die Arda aufwärts und
finden in dem Bergbaustädtchen Rudozem („Rudolfsheim“) ein neues, nettes
Hotel (Viktoria), das zu unserem Basislager für 4 Nächte werden soll.
Früh am Morgen
erkunde ich die obere Arda, von der Hans
Matz im Jahre 1972 nur 2 km befahren hat. Smaragdgrünes Wasser, etwa 5 m3/s,
alle sind zu begeistern, die schlechte Straße aufwärts zu fahren. Die Schlucht
wird eng, Problemstellen sind vage zu erkennen, dennoch booten wir 10 km ober
Rudozem in Smiljan ein, begeistert von den Betreibern eines neuen Hotels
eingeklatscht. Die Arda verhält sich sportlich und fair, WW III, die
Problemstelle ist unbefahrbar, aber leicht zu umtragen. Begeistert feiern wir
den zweiten Höhepunkt dieses Urlaubes im Hotelrestaurant bei Spezialitäten wie
Kutteln, Zunge, Polenta mit Schaffleisch und Käse.
Nur 10 km südlich
von Rudozem verläuft die griechische Grenze am Bergkamm. Ein Grenzübergang ist
seit langem im Gespräch, doch ein Polizist meint dazu „No Checkpoint“. Ich
bin neugierig und folge der Ortsstraße südwärts, plötzlich befinde ich mich
auf einer nagelneuen Schnellstraße, Verkehrsschilder nach „Ksandi, 58 km“!
In wenigen Minuten bin ich am Bergkamm und muss abrupt bremsen – ein Erdwall
beendet die Ausbaustrecke! Auf griechischer Seite gibt es keinerlei Aktivitäten,
die Soldaten meinen, vielleicht in 3 Jahren. Auf 300 km keine Grenzübergänge
zwischen 2 EU-Mitgliedern (einer soll bei Zlatograd in 2 Monaten eröffnet
werden)!
Am nächsten Tag
paddeln wir die mittlere Arda, eine sehr
schöne Schluchtstrecke mit Straßenbegleitung. Von der Mündung der Cherna weg
warten wir auf die beschrieben „völlig verrammelte Stelle“ nach 2 km, doch
erst nach 4 km taucht die Barriere aus Felsrippen vor uns auf. Für Dietmar kein
Grund anzuhalten, er entdeckt ganz rechts eine Durchfahrt, bei Fahrfehlern nicht
ungefährlich (WW IV). Sonst zeigt sich der Fluss abwechslungsreich, gemütlich
WW II mit Stellen bis III.
Den Nachmittag
nutzen wir, um die große untere
Ardaschlucht gründlich zu erkunden. Diese 28 km lange Strecke wird mit WW
IV bewertet, Fahrzeit über 6 Stunden sind realistisch. Glücklicherweise können
wir in der Mitte von Ardino aus auf einem Fahrweg mit dem Auto die „Teufelsbrücke“
erreichen, eine phantastische 600 Jahre alte Türkenbrücke. Weniger begeistert
sind wir von den wuchtigen Felsgassen, die vor der Brücke im Gegenlicht schäumen.
Nach der Erkundung der Ausbootstelle am Staubeginn (gute Asphaltstraße) beginnt
eine unruhige Nacht. Nur die halbe Mannschaft startet am Folgetag am
Schluchtanfang, dafür hat sie ein perfektes Begleitteam, zu dem auch ich zähle.
Nach 3 ½ Stunden tauchen die Paddler vor dem Brückenkatarakt auf, einige
meistern ihn perfekt, andere umtragen. Ricky, der es nochmals wissen wollte,
muss die Fahrt beenden, die anderen erzählen von einigen schwierigen Stellen (WW
IV), aber auch langen ruhigen Partien am Anfang. Nach einer kräftigen Jause
paddeln sie weiter und erreichen nach 2 Stunden das Ziel (weiterhin WW III-IV).
Die bereits absinkende Wassermenge von 20 m3/s war sicher von Vorteil, alle sind
begeistert von dieser Großschlucht Südosteuropas!
Am nächsten Morgen
heißt es Abschied nehmen, unsere Lehrer müssen am Mittwoch wieder arbeiten.
Sie reisen nordwärts Richtung Plovdiv, paddeln noch die sportliche Jugovska
Reka, bevor sie über Sofia heimwärts fahren.
Unsere Resttruppe
zieht westwärts zurück bis Dospat, wo wir mit einer Erkundung des letzten
Grenzabschnittes der Mesta beginnen. Ich
habe eine Ausbootmöglichkeit 500 m vor der Grenze in Google Earth entdeckt,
vorsichtig frage ich zwei Grenzpolizisten, ob das vorstellbar wäre. Sie stimmen
begeistert zu und begleiten und sogar bis Slashten, von wo der Fahrweg holprig
zum Fluss führt. Unten findet ein Grillfest statt, wir beeilen uns, 20 km
flussauf bei Blatsko einzubooten. Schon nach 2 km verlässt die Mesta die weite
Ebene von Gotse Delchev und beginnt einen Gebirgsdurchbruch, der vor Paranestos
endet. Vor über 40 Jahren beschrieben Faltbootfahrer die abenteuerliche Fahrt
von Potamoi abwärts, heute eine Folge von riesigen Speicherseen. Wir können
vielleicht als erste Paddler die schöne bulgarische Seite erleben. Zunächst
ein Wanderfluss, kommen dann doch kräftige Schwälle auf (WW II), besonders
unterhalb von Beslen (III). Schon nach 2 ½ Stunden erreichen wir den Steg beim
Grillplatz mit einem markanten Felsen, durch dessen Höhle wir durchpaddeln können.
Die Festgäste sind begeistert, wir filmen uns gegenseitig. Während ich die
Boote bergauf führe, darf der Rest am Fest teilnehmen (siehe im Video „der
mit dem Fisch tanzt“).
Nach einer Nacht im
schönen Hotel von Gotse Delchev überqueren wir am 13.4. beim neuen Übergang
von Exochi die griechische Grenze (eigentlich unten durch, der Tunnel ist ein
„Freundschaftstunnel“, war wohl Geld über?). Bei Kato Nevrokopi sammelt
sich der Angitis in einem riesigen Karstbecken, in dem er wieder verschwindet.
Durch die wasserlose Schlucht von Granitis geht es endlos abwärts, dann biegen
wir rechts zur Höhle des Angitis ab, wo
ein mächtiger Fluss entspringt. Hier waren wir im Jahr 1996, und zufällig
treffen wir auch den alten Flötenspieler wieder, der uns durch die Höhle geführt
hat. Er freut sich sehr über die alten Bekannten, die damals von der Höhle weg
gepaddelt sind!
Wir reisen flussabwärts
bis zur Höhle von Alistrati, wirklich eine der großartigsten Tropfsteinhöhlen
Europas! Hoch über der Angitis Klamm gelegen, gehört eine Kajaktour mit dazu.
Das gesamte Becken von Drama wird durch diese enge Klamm entwässert, diesmal
weit höhere Wasserführung, rund 30 m3/s! Ich vertraue meiner eigenen
Beschreibung, doch die beiden III er Stellen verdienen Respekt. Eigentlich
wollen wir bei Kavala am Meer nächtigen, mangels einsamer Strandhotels
erreichen wir etwas ermüdet ein Motel in Xanthi.
Der Kosinthos führt
wiederum kaum Wasser, somit zieht es uns direkt zum „Bärenbach“
(Arkudo Rema), den Bettinger vor einigen Jahren erstbefahren hat. Am kältesten
Tag des Urlaubs erkunden wir beide Zubringer des Nestos (Mesta), die gegenüber
der Ardaquelle entspringen. Der „Teufelsbach“ (Diavolo Rema) ist uns zu höllisch,
dafür besuchen wir die heißen Quellen von Thermos – auch ein höllisches
Vergnügen! Am letzten Paddeltag starten wir am Bärenbach beim Barbara –
Wasserfall. Glasklares Wasser, 5 m3/s, schwer verblockte Granitstufen, für
Aktion ist gesorgt. Michael befährt sogar die Doppelstufe (V), dann booten wir
nach 8 km aus. Es folgt eine korsische Steilzone mit Paradesiphonen. Der Bus von
Hannes verlässt uns Richtung Heimat, Horst, Renate und Gerhard paddeln noch den
Unterlauf hinaus auf den Nestos bis Paranestos. Nach einem gemütlichen Abend
reisen auch wir lange 1300 km mit einer Nacht vor Belgrad heimwärts.
Alle (fast) gesund
zu Hause, alle Autos (fast völlig) in Ordnung, es war ein großartiger Urlaub
mit einem großartigen Team, für mich eine Abrundung offener Punkte der letzten
13 Jahre!
Vereinsevents 2009:
Die Idee,
gesellige Treffen am Wasser zu veranstalten, an der möglichst viele Mitglieder,
aber auch Gäste teilnehmen können, hat sich beim 1. Termin bestens bewährt -
am 9.5. fanden sich 16 Paddler am Kamp in Roiten, um bei gerade noch
ausreichendem Wasserstand und Traumwetter gemütlich bis Gschwendt zu fahren,
für einige das erste Mal, so Michi aus Pernegg, die sich trotz Langboot sehr
geschickt anstellte.
Beinahe "Eventcharakter" hatten Ausfahrten nach Südbayern
(Ammer, Loisach, Leutasch, Isar, Tiroler Ache), auf die Schwarza und an die Gurk
(Wanderfahrt von der Klammstrecke bis Brückl). Im
Holzverhau der Rantenklamm wunderten sich zwei Garser Paddler über merkwürdige
Spuren, sie stammten von zwei anderen KCG´lern, die tags zuvor hier umtragen
hatten!
Weniger
massenwirksam war der 2. Event am 21.6., die Sonnwendfahrt auf der Salza - bei
Kälte und Regen fanden sich nur 6 Paddler ein, diese aber paddelten 2 Tage von
Sonnenauf- bis -untergang (Klausgraben, Lassing, untere Salza) und feierten mit
Jungfamilie Dimarco am Lagerfeuer noch bis spät in die Nacht!
Das Sommerhochwasser brachte im
Nahbereich viele Fahrten, Purzelkamp, Großer Kamp, Mährische Thaya mit
Quellbach Vapovka bei Dacice, usw.!
Wiedersehen mit der Una
Im „Flussführer über
Jugoslawien“ schreibt Mustafa Ziric im Jahre 1973 über die Una: „Einer der
schönsten jugoslawischen Flüsse. Den Namen gaben ihm die alten Römer und er
heisst in der Übersetzung „die Einzige“.“ Einzigartig ist sie wirklich,
das Paradebeispiel eines Karstflusses. Ganzjährig gespeist aus zwei starken
Quellen durchströmt sie Nordbosnien Richtung Save, durchquert tiefe Schluchten
und weite Ebenen über 200 km mit smaragdgrünem Wasser. 
Vor 30 Jahren führte unsere erste Balkantour hier in Bihac vorbei; bis zum Jahr
1987 erlebten wir dann auch mit Hans Matz Fluss, Land und Leute von der schönsten
Seite. Als Matz sein Buch „Wildwasserfahrten in Jugoslawien“ im Jahr 1989
fertig stellte, blieb gerade noch ein Jahr bis zur Katastrophe des Krieges. Die
Frontlinien zwischen den Kampftruppen des zerfallenden Jugoslawiens
konzentrierten sich gerade entlang der Una, innerhalb von 4 Jahren wurden 80 %
der Häuser zerschossen, furchtbare Gräueltaten begangen und letztlich auch
Landminen verstreut.
Nur wenige Freunde hatten ein Bedürfnis, dieses Land wieder zu sehen. Einige
jedoch konnten bereits wieder über Neretva, Una und Vrbas berichten; und eine
Einladung zur „37. Internationalen Una-Regatta“ brach auch meinen
Widerstand.
Seit etwa 1965 findet diese Traditionsveranstaltung statt, unterbrochen nur
sechs Jahre durch den Krieg. Ursprünglich eine Kajakregatta der Vereine, bei
der aber auch schwere Zillen die Stromschnellen bewältigten, hat sich die
Veranstaltung seit 2002 zu einem der größten Raftingtreffen Europas gewandelt.
Die kommerziellen Anbieter rund um Bihac können über 100 Schlauchboote auf´s
Wasser bringen, aber auch Kajakfahrer sind gerne gesehen. Im Mittelpunkt steht
nach wie vor die durchgehende Befahrung der Una von Kulen Vakuf 3 Tage bis
Bosanska Krupa (110 km), heuer erstmals wieder 5 Tage bis Kostajnica (180 km).
Montag, 20.7.2009 - am alten Fußballplatz des Dörfchen Kulen Vakuf sammeln
sich die Teilnehmer, so auch wir beiden Garser, Balu und ich, betreut vom
Exilbosnier Sandi aus Berlin, der an der Una bei Bosanska Krupa einen schönen
Campingplatz führt (www.unacamping.de
). Sein Angebot auf eine Woche „all inclusive“ haben wir gerne angenommen
und nicht bereut (wer es billiger haben möchte, kann aber auch direkt beim
Veranstalter der Regatta buchen - www.tzusk.net
). Gespannt beobachten wir die Szene - zunächst wird die Bühne mit Starkstrom
versorgt! Eine Zeltstadt wächst heran, und erste Beschallungsversuche
beseitigen jeden Zweifel - heavy metal ist angesagt! Immerhin werden wir als
internationale Teilnehmer begrüßt, vom Landesfernsehen interviewt und erhalten
die Startnummern Eins und Zwei. Die folgende Eröffnungsparty sprengt dann den
Rahmen vergleichbarer tschechischer Events, obwohl die bosnischen Musiker
durchaus (auch ohne Megawatt-Verstärkung) hörenswert sind.
Einzelheiten überspringend (Hauptsponsor Brauerei Bihac, immer kaltes Bier…),
folgt der Start morgens um 13 Uhr. Nur 17 km sind zu paddeln, wenige Abfälle,
lange Staustrecken in schöner Schlucht. Unmittelbar vor dem 20 m Wasserfall „Strbacki
Buk“ ist in der Wildnis das nächste Camp errichtet. Wir paddeln noch zum
linken Ufer, um den grandiosen Fall im Abendlicht zu sehen, doch ein Polizist
weist uns ab – „hrvatske hranice“ – die kroatische Grenze verläuft hier
einige Kilometer in Flussmitte, kein Zutritt! Dabei wird für den geplanten
Nationalpark sogar die alte Eisenbahn wieder restauriert, die mehrfach die
Landesgrenze wechselt.
Um 9 Uhr beginnt die Umtragung des Falles, für Rafts auf einfache Art - die
Boote segeln in die Tiefe! Unten ist gute Security aufgebaut, die auch uns
Kajakfahrer gut betreuen. Dank Niederwasser (Pegel Kostajnica 40 cm) können wir
auch durchaus kneifen, sonst sind auf 4 km durchaus längere Abfälle mit WW
III-IV zu bewältigen, bei HW auch darüber. Die herrliche Schlucht von Loskun
endet nach etwa 9 km, es folgen lange Staustrecken, gebildet durch
Travertinterassen, die bei Ripac eine Höhe von 7 m erreichen. Irgendwie haben
es die Veranstalter geschafft, auch einige Außenborder durch die Schlucht zu
befördern, jetzt kommt ihre Stunde - die Rafts bilden einen Bandwurm von gut 10
Booten und lassen sich schleppen, eine sportliche Glanzleistung. Dazu kommt die
„geniale“ Idee, gratis Hupen zu verteilen, damit ja keine Sentimentalität
aufkommt. Mein Kommentar dazu ist bereits der bosnischen Regierung bekannt.
Nach 9 Stunden Fahrt über 35 km bei glühender Hitze erreichen wir Bihac, von
der Bevölkerung begeistert begrüßt. Der Zeltplatz liegt auf einer Insel in
Ortsmitte, Gelegenheit um die Stadt zu besichtigen. Eine moderne Fußgängerzone
mit fröhlichen jungen Menschen, schöne Restaurants am Flussufer, kaum Hinweise
auf die Kriegsereignisse! 
Am Folgetag kneifen wir 12 km, erst ab dem Kraftwerk Kostela beginnt die Una
wieder zu strömen, hier beginnt die lohnende untere Schluchtstrecke. Der
Karstfluss bildet selbst seine Hindernisse, zwischen die er flott verwirbelt
durchrauscht (WW II). Wie am Vortag gibt es eine Mittelstation mit Verpflegung,
auch eine junge Tanzgruppe in bosnischen Trachten spielt auf. 33 km sind es bis
zu unserem Campingplatz, wieder lange 7 Stunden. Wir haben viele nette Menschen
kennen gelernt, Urgestein Hassan in der Zille, der Serbe aus Novi Sad im
Schlauchkajak, das er mit öffentlichen Verkehrsmitteln hertransportiert hat,
viele Exilbosnier aus ganz Europa und letztlich die lebhafte Bevölkerung, die
stets am Ufer oder im Wasser anzutreffen war.
Nach einem Rasttag, bei dem wir im reizenden Städtchen Otoka nachmals die
Regatta treffen, reisen wir heimwärts, nur 300 km bis zur Grenze bei Bad
Radkersburg!
Zusammenfassung:
Die Regatta selbst
ist ideal zum kennen lernen, jedoch anstrengend für Individualisten. Ideal
eignet sich der nette Campingplatz für eine 2-3 Tagestour von Kostela bis Otoka,
ganzjährig auch mit Schlauchbooten wie Grabner oder Gumotex Palava gut
befahrbar. Die Grenzübergänge nach Bosnien sind kein Problem, und die
regionalen Einheiten (Republik Srpska) sind nur an einigen zweisprachigen
(kyrillischen) Ortstafeln zu erkennen. Wer einmal in den Tiefen der grünen Una
die Fische beobachtet hat, kommt gerne wieder!
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