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Saisonstart 2010
Kälterekord
in Gars am Kamp, minus 28 Grad am Mittwoch, 27.1.2010, alle fragen, ob wir noch
leben? Nachdem Ricky und ich sowieso ein Zeichen setzen mussten (zwei frische
55er auf Geburtstagstour), und es am Samstag gleich um 30 Grad wärmer war,
beschlossen wir, uns zu einer Fahrt im Tiefschnee zu treffen. Gemeinsam mit Urli
und Toni (der sein Gewicht gut halten konnte...) starteten wir von Wegscheid
nach Steinegg bei guten 8 m3/s, kraftwerksbedingt eisfrei, schön wie immer, nur beim Ein- und
Ausbooten etwas verfremdet.
Am Sonntag gingen wir doch wieder Langlaufen - Gföhl nach Gars im
Rekordwinter!
Unbekannte Bäche im 100 km Umkreis?
Endlich am 20. März schmilzt der Schnee, ich starte mit Horst am Seebsbach,
dann folgt ein "Hochschmelz-Spezial" mit Michael am Feinitzbach
(auch Zlabingserbach, vergesst ihn gleich wieder) mit randvoller Thaya bis kurz
vor Karlstein.
Am 26.3. wollen wir zwar auch zunächst einen Geheimtipp angehen, doch das
Wasser reicht nur für die Zwettl, deren Oberlauf ab Wurmbrand sich
optimal präsentiert (Zwettl 18 m3/s). Horst, Renate, Ricky und Christl
genießen mit mir den nicht so kleinen Bruder unseres Kamp, Christl tauft das
neue Clubboot Dagger Mamba auf "Märzlüfterl". Das erste Wehr haben
wir meist umtragen, diesmal finden wir eine gute Spur, im Foto beäugt Renate
gerade die Vorfahrt ihres Horst. Wir paddeln durch bis Rosenau Dorf, was den
Vorteil einer kurzen Rückfahrt am Südufer und eine der schönsten Stellen nach
der Klingelmühle bringt, aber auch einen harten Kampf durch die Jagenbacher
Mäander!
Für die Osterwoche haben wir uns viel vorgenommen, allein - Wasser und
Wetter wollen nicht ganz. Doch im Norden sprudelt es schön, wir treffen uns zu
siebent am Reissbach (Dracice) , um die tolle Vorjahrstour über die
Grenze zu wiederholen. Zwar zeigt der Pegel Klikov nur 5 m3/s, doch auch das
reicht noch gut. Ich habe unsere Erstbefahrung (?) letztes Jahr publiziert,
doch wir sind genau so wie der freundliche Mühlenbesitzer sehr erstaunt, als
sich zu uns noch 12 tschechische und slowakische Paddler gesellen, wahrlich eine
internationale Veranstaltung! Die Gopprechtser Mäanderwiese können wir noch
begradigen, für Dietmar Fries gibt es keine Baumhindernisse und auch am
altbekannten Baum im ersten Katarakt kommen wir alle gut vorbei. Nach der
Staatsgrenze der Höhepunkt bei Sonnenschein, wieder sind alle begeistert.
Da
Horst, Christian und Dietmar mit mir in Jindrichuv Hradec übernachten wollen,
erkunden wir noch einige Bäche (...), bevor wir in der beliebten "Zlata
Husa" einchecken. Sogar der Hamersbach ist befahrbar, der neue
Internetpegel befindet sich am alten Platz an der Brücke nach Oldriz am Ende
der Steilzone, mit 9 m3/s mehr als randvoll! Dietmar und ich haben uns aber
Exoten vorgenommen, und die beiden wahren Freunde folgen uns brav auf die Kamenice,
rechter Quellbach der Nezarka. 8 km paddeln wir flott durch ein nettes Waldtal
ohne sportliche Höhepunkte, aber auch ohne nennenswerte Hindernisse, der Pegel
nach dem Zusammenfluss mit der Zirovnice zeigt 11 m3/s. All diese Pegel findet
man leicht auf der südböhmischen Wasserstandsübersicht, wenn man die
Detailübersicht anklickt: http://www.pvl.cz/portal/sap/en/index.htm
!
Am 30.3. wollen wir unsere Erkundungen abrunden, doch das Wasser sinkt zu
schnell. Für Ostern ist aber kein besonderes Wetter angesagt, wir nutzen den
herrlichen Tag auf der obersten Jihlava, auch keine 100 km Luftlinie von Gars am
Kamp. Von Kostelec bis Iglau finden wir ein wunderschönes Waldtal mit flotten
Schwällen bei 8 m3/s (Pegel Dvorce), keine 2 1/2 Stunden brauchen wir für 15
km, dann genießen wir das Essen im Rathaus von Iglau.
Nach kräftigen Regenfällen starten Ricky und ich zum Pohorsky potok (Buchersbach),
der unser Langlaufparadies hinter Karlstift entwässert. Nasskalte Abendstimmung
und Niederwasser (Pegel Licov 37 cm, 5 m3/s am Zusammenfluss an der Cerna)
können uns nicht stoppen, wir paddeln die 7 km lange Waldschlucht von Pohorska
Ves bis Mezirici, welche dem Purzelkamp ähnelt. Schön wäre auch der Cerna
Oberlauf, den wir erkunden, doch mangels Wasser lassen. Unsere Langlaufpensionen
haben wochentags geschlossen, so queren wir wieder die Grenze und nächtigen im
turbulenten Bad Großpertholz (Knödeltag für die Kurgäste). Früh morgens
geht es auf die Lainsitz, die im Gabrielental noch schönes Wasser führt
(Ehrendorf 188 cm = 6 m3/s).
Bei strahlendem Sonnenschein finden sich am 17. April fünf Paddler auf der Krems
vom Krw. Hohenstein bis zum Pegel Imbach (175 cm = 4,5 m3/s), zu wenig Wasser für die
Ausleitung oberhalb, aber noch eine sehr schöne, 20 km lange Fahrt ab
Hohenstein. Alle sind überrascht, wie viele Schwälle und Blockstellen bis WW
II es auch kurz vor Imbach noch gibt. Wir durchqueren zwei Klimazonen, oben noch
kahle Laubwälder, unten blühende Obstbäume neben Weingärten.
Auch beim Clubevent am 24. 4. reicht das Wasser noch, 18 Paddler freuen sich
über die gemeinsame Fahrt am Kamp von Roiten bis Gschwendt. Leider ist
die neue Turbine im Kraftwerk vor Zwettl schon fertiggestellt, da sollte man bei
Pegel 178 cm nichts mehr riskieren (3 m3/s Ausleitung). Der Präsident des
Tauchclub Austria, Eddi Heusler, begleitet uns mit Taucherbrille samt
Videokamera, wir sind auf die Unterwasserszenen sehr gespannt - vielleicht ein
neues Mitglied!
Traumwetter am 27.4. hält mich nicht mehr im Büro, ich starte mit Boot und
Fahrrad nach Laa an der Thaya, um die Thaya ab der Mühlbachausleitung
bei Krhovice 22 km bis Hevlin zu paddeln, eine bei uns unbekannte Strecke. Schon
am Start bin ich von der Urwaldlandschaft begeistert, flott strömend zieht die
Thaya natürlich mäandrierend dahin, Sand- und Schotterbänke, steile
Lehmwände mit Eisvögeln, ein paradiesischer Aufluss! Keine Wehranlage hindert
die Fahrt, kurz quere ich sogar österreichisches Staatsgebiet bei der
Pulkaumündung, dann geht es noch 3 km kanalartig reguliert bis zur Brücke Laa
- Hevlin, wo der Pegel 60 cm = 13 m3/s zeigt, ein sehr guter Wasserstand. Laut
tschechischem Flussführer ist der Abschnitt ganzjährig fahrbar (ab 20 cm).
Neues aus Montenegro
Nach einem Vierteljahrhundert wieder im Land der Schwarzen Berge, und das mit
meinem alten Wegbegleiter Horst Weber und vier anderen guten Freunden! Wie viele
Pläne habe ich in den Jahren gewälzt, zunächst mit öst.-ung. Generalkarten,
zuletzt mit Google Earth, da hat sich einiges angestaut! Die Anreise führt uns
über die neue Autobahn von Zagreb nach Dalmatien, wo wir an der Neretvamündung
beim "Brückenwirt" in Rogatin eine zünftige Paddlerunterkunft
finden. Das Wetter spielt völlig verrückt, eiskalt und Dauerregen (100 mm in 2
Tagen). Wir besichtigen Dubrovnik und staunen vor gewaltigen Karstquellen in der
Bucht von Kotor, bevor wir über die alte Bergstraße über Cetinje die
Hauptstadt Podgorica erreichen, ein Vorgeschmack kommender Passüberquerungen.
Im strömenden Regen flüchten wir aus dem Stadtverkehr nach Danilovgrad, wo wir
das sehr gepflegte Motel "Perjanik" heimsuchen. Wir sind frustriert,
das Wetter, Hochwasser, ich habe mir auch noch eine Plombe ausgebissen...
.
Doch der nächste Morgen, der 18. Mai, beginnt mit strahlendem Sonnenschein, wir
beraten, welchen leichten Bach wir riskieren können. Fast vor der Haustür
fließt die Zeta, zwar 1-2 m höher als normal, aber grün und klar! Sie
entwässert das Becken von Niksic, verschwindet dort unterirdisch und kommt
teils aus einem Kraftwerk, teils aus Quellen, wieder ans Tageslicht. Dort booten
wir ein, beim Hotel Glava Zete, wo im Sommer auch Kanusafaris angeboten werden.
Gut 60 m3/s sorgen auf dem ersten Kilometer für eine wuchtige Highspeed Abfahrt
auf dem breiten Fluss (WW II), doch schnell beruhigt sich der Mäanderriese mit
kaum 1 Promille Gefälle. Wir können über Blumenwiesen paddeln und bei einem
Mühlenrestaurant mit starker Quelle auf Terrassenniveau anlegen. Nach
13 km ist eine Staustufe zu überheben, dann folgen noch 10 km harter
Schauflerei auf fast stehendem Wasser bis Danilovgrad. Wir sind froh, wenigstens
den ersten Tag sportlich genutzt und einen schönen Wanderfluss erkundet zu
haben (erst rund 20 km weiter rauscht die Zeta mit einem mächtigen
Brückenschwall in die Moraca, WW III ?).
Albanische Grenzerlebnisse
Noch am Abend besichtigen wir jenen Fluss, den ich seit Jahren im Visier
habe, Ricky war bereits letzten Sommer hier - die Cijevna oder albanisch
"Cem". Dieser spektakuläre Wildbach kommt von den höchsten
albanischen Bergen und gräbt sich nach einem Riesencanyon schon in der
Tiefebene noch einen unglaublichen Schlitz in das Konglomerat vor der Mündung
in die Moraca unterhalb von Podgorica. Dieser kaum zwei Meter breite Schlitz ist
im Sommer bis 10 m tief, diesmal füllen satte 40 m3/s den Spalt bis zum Rand.
Beim "Niagara", einer Wehranlage mit nettem Restaurant, tobt die
Cijevna in die Tiefe, kein Gedanke an eine Befahrung zu dieser Zeit! Wir fahren
aufwärts zum Ausgang des Canyons und finden einen Paradefluss bei
Idealwasserstand vor, hier in Dinosha wollen wir morgen jedenfalls ausbooten,
den Rest müssen wir noch erkunden. Zeitig
sind wir wieder vom bewährten Hotel zurück und arbeiten uns auf der guten
Begleitstraße am linken Ufer Kurve für Kurve aufwärts - die Schluchtkulisse
wird immer großartiger, nur zwei Problemstellen lokalisieren wir. Schließlich
gelangen wir nach einer aufgelassenen Polizeistation direkt an die albanische
Grenze, wo die Straße endet. Den obersten Teil konnten wir zwar nicht genau
einsehen, doch scheint die Cijevna mit 4 Promille einen gutartigen Verlauf zu
nehmen. Bei der Brücke unterhalb der Grenze booten wir alle ein, begleitet von
unserem Spitzenchauffeur Pierre Ferrari. 900 m hoch ragen die
Schluchtwände empor, wir gleiten in eine Verdon - ähnliche Landschaft hinein.
Außer einigen wuchtigen Schwällen bis WW III treffen wir auf keine Probleme,
meist WW II-III. Nach 5 km kommt die bereits von der Straße erkannte Wehrstufe
einer zerfallenen Mühle, unfahrbar und leider sehr mühsam zu umtragen. Wir
booten kurz davor bei einer Brücke aus und umfahren 500 m mit den Autos, wo wir
bei einem kleinen Friedhof wieder einsteigen können. Die folgende
"Friedhofsstrecke" ist zwar etwa ruhiger, vor einer kleinen Brücke
erwartet uns aber ein kräftiger, verblockter Katarakt, der in den nur 4 m
breiten Brückenschlitz führt, WW III-IV. Einige Kilometer danach folgt ein
Felssturz mit einem wuchtigen Abfall, WW IV. Nach rund drei Stunden Fahrt und 15
km Gesamtstrecke erreichen wir den geplanten Ausstieg, freudig von der
Dorfjugend begrüßt. Das Wetter hat sich so gebessert, dass wir eine
wunderschöne Wiese bei einem Badeplatz am Fluss zum Zelten nutzen, ein
herrlicher Abend nach der großartigen Tour.
Unser nächstes Ziel ist der Lim. Um dort hin zu kommen, teilen
wir die Gruppe - Horst reist mit dem Wohnmobil über Moraca und Taraoberlauf,
ich möchte der Cijevna zur Quelle folgen. Abends wollen wir uns in Plav wieder
treffen. Da am Fluss weder Straße noch Grenzübergang existiert, muss ich über
den "großen" Übergang" am Skutarisee fahren, der
Grenzübertritt dauert nur 5 Minuten, nicht einmal die
"Desinfektionsgebühr" ist fällig! Ich habe mit den albanischen
Straßen noch eine Rechnung aus dem Jahr 2006 offen, mein
"Tiguan" muss dass jetzt schaffen! Eine
asphaltierte Serpentinenstraße geht es 700 m steil bergauf, dann blicken wir tief
hinunter in die Schlucht, dorthin, wo wir gestern eingebootet haben. Die
abenteuerliche Passstraße wurde gerade frisch geräumt, so erreichen wir sicher
den Talgrund und folgen dem Fluss aufwärts. Vom Zusammenfluss der beiden
Quellbäche bei Tamare könnte man 8 km bis zur Grenze paddeln, deutlich
gefällstärker und verblockt, ein toller Fluss! War die Straße bis hier gerade
noch alltagstauglich, beginnt jetzt ein wilder Anstieg zum 1350 m hohen Bordolec
- Pass, der mit einigen Bodenkontakten gerade noch zu machen ist. Hier sind wir
auf der großen Wasserscheide, der Bach rinnt von hier nordwärts zur Donau,
aber auch das Wetter ändert sich drastisch, eisig und feucht. Bald sind wir
wieder unten im Tal von Vermosh, wo der junge Lim entspringt. Noch ein
Grenzübertritt, und wir sind wieder in Montenegro und treffen pünktlich um 17
Uhr unsere Freunde beim vereinbarten Hotel am Plavsee.
Am nächsten Morgen Nebelwetter, 10 Grad, die Motivation für den wuchtigen Lim
ist am Minimum. Wir besichtigen den oberen Abschnitt und booten dann doch mit
einigen serbischen Raftern in Plav ein. Dass 50 m3/s ein anderes Paddelerlebnis
werden als Horst nach 30 Jahren erinnerlich ist, ist uns klar. Doch nach 3 km
ruhiger Fahrt beginnt eine Serie von Walzen und Löchern quer über den 30 m
breiten Fluss, die nur Michaels Herz jubeln lässt. Nach 2 km WW IV beruhigen
sich Lim und Nerven, es geht leichter bis Murino, wo wir wegen der Kälte
ausbooten. Leider versäumen wir dadurch die wunderschöne Schluchtstrecke kurz
vor Andrijevica, doch uns reicht es. Wir fahren über den Pass nach Matesovo am
Oberlauf der Tara, endlich wieder Sonne, wenn auch nur 13 Grad. Wir sind von der
jungen Tara und dem Wetter so angetan, dass wir - entgegen meinen
Prinzipien - nochmals ins Boot steigen. Am Zusammenfluss der Quellbäche Verusa
und Opasanica starten wir in 1110 m Seehöhe, wahrlich kein mediterranes Umfeld,
sondern vertraute Buchenwälder. Mit der Begleitstraße am Ufer gehen wir kein
Risiko ein, schnell sind wir die 13 km auf leichtem Wildwasser (I-II) bis
Matesovo gepaddelt, wo erst die regulär beschrieben Strecke beginnt. Die Nacht
verbringen wir in einem Hotel am Hauptplatz von Kolasin mit einer netten "Konoba"
nebenbei (Ethno-Restaurant).
Wir werden von strömendem Regen geweckt, auch das üppige Frühstück kann
nichts mehr ändern, bei 5 Grad haben wir hier in den Bergen nichts zu suchen,
alle wollen zurück auf Meeresniveau! Horst
hat die Moracaschlucht schon bei der Anfahrt erkundet, viel zu viel Wasser für
die Zwangspassage, einige Engländern sind am Vortag mit Seileinsatz
herausgeklettert! Ich schlage eine Erkundungstour von der Taraquelle aufwärts
und entlang der wilden Mala Rijeka Schlucht abwärts bis Bioce vor.
Bekannt ist dieser Fluss wegen des höchsten Eisenbahnviadukts Europas, das hier
198 m über dem Talgrund die Schlucht überspannt. Von der Passhöhe auf 1200 m
geht es steil in die Tiefebene, die Temperatur springt förmlich in die Höhe.
Ein Abstieg zur Brücke ist kaum möglich, auch sehen wir noch wenig Wasser in
der tiefen Klamm. Zwei Kilometer später jedoch leuchtet ein blaugrüner Fluss
zu uns herauf, der gehört uns! Wir erkunden noch den restlichen Verlauf bis zur
Mündung, scheint in Ordnung, und kehren zum Aussichtspunkt zurück. Es gibt nur
einen Weg, steil über die Wiesen hinunter (von 280m auf 100m), leider ist die
Wiese eine grasbedeckte Karstwüste, wir sind eine Stunde in praller Sonne
unterwegs (wir wollten es ja wärmer). Dafür belohnt uns die Mala Rijeka mit
kräftigen Quellen (10 m3/s) und leichten Schwällen in der ausklingenden
Schlucht. Nur eine Kurve wird spannend, es ist die erkundete Stelle, kein
ernstliches Problem (WW III). Viel zu schnell haben wir die 5 km bis zur Moraca
hinter uns, genau hier bin ich ja vor 31 Jahren ausgestiegen! Auch der Unterlauf
der Moraca bis zum Ortsanfang von Podgorica (7 km) ist noch sehr beeindruckend,
ein tiefer Canyon mit wuchtigen Passagen (WW II-III bei 70 m3/s). Die
erfolgreiche Expedition gilt es zünftig zu feiern, im bekannten Hotel Perjanik
spielt die Band für uns den Donauwalzer (und leider noch mehr bis 3 Uhr
früh...). Nun wollen wir das letzte Ziel von Süden her aufrollen!
Der Glöckner von Pridvorica
Eine schaurige Geschichte, vor allem aber eine Unvollendete! Sie beginnt im
Jahre 1955 (starker Jahrgang) mit einer Erstbefahrung (siehe "Der
Hadernkahn"), mit Berichten in "Österreichs Paddelsport" 1962
und 1963 sowie dann nach Bau einer riesigen Staumauer endet sie vorläufig mit
dem Bericht von Hans Matz in "Wildwasserfahrten in Jugoslawien" 1989.
Er war im Oberlauf stecken geblieben, Notausstieg, irrte jedoch, was den
Mittellauf betrifft. Nun bin ich wieder hier, wo wir im Jahr 1979 zur
Nächtigung gezwungen waren, fest entschlossen, die letzten Fragen zu klären!
Herrliches Wetter, reichlich Wasser, wir nehmen uns einen Tag Zeit zum Erkunden,
was bei der engen Klamm kaum wirklich möglich ist, befragen Einheimische und
beschließen, früh morgens zu starten. Verpflegung und Mobiltelefone werden
wasserdicht verpackt, unser Fahrer Pierre soll vorsichtshalber noch zwei Stunden
am Einstieg warten, bevor er zur 28 km entfernten Brücke aufbricht. Renate,
Horst, Michael, Ricky und ich brechen tatendurstig auf, doch merken wir schnell,
dass hier weit mehr Wasser unterwegs ist, als zuvor eingeschätzt! Nach wenigen
Kilometern kommt der Punkt der Entscheidung, letzter Notausstieg oder Risiko?
Alle Varianten werden diskutiert, dann einigen wir uns auf ein frühes Ende. Zu
wuchtig ist der Fluss, um in einer unbekannten Klamm sicher voran oder zurück
zu kommen! Pierre wird verständigt, Renate und ich gehen ihm am Ufer entgegen.
Wir wollen eine Zufahrt erkunden, ich umfahre mit dem Tiguan den Berg nördlich
und finde bald eine Abzweigung steil hinunter, wo mir auch schon Pierre
verschwitzt entgegeneilt. Als
wir über eine holprige Piste den Talgrund erreichen, läutet die Glocke der
kleinen Friedhofskirche, wer kann das wohl sein? Die Freunde und die Boote sind
gerettet, eine Stunde später sind wir wieder am Einstieg zurück. Horst meint
"schreib´ nichts darüber, das ist unser Fluss, da kommen wir bei
Normalwasser wieder her". Wir feiern im Herbst übrigens seinen 70.
Geburtstag, eine Paddellegende mehr!
Meine Freunde paddeln anschließend noch zwei Tage die großartige
Taraschlucht, kein billiges Vergnügen (58.- Euro pro Paddler), dafür mit guter
Infrastruktur (Camps auf beiden Ufern). In Scepan Polje zwischen den
Grenzstationen von Montenegro und Bosnien Herzegowina endet unser Abenteuer.
Über Sarajevo reisen wir die Bosna entlang nordwärts - jetzt müssen wir nur
noch über den Manhartsberg!
Wasserstandinformationen:
Seit Monaten habe ich die Wasserstände
Montenegros beobachtet. Der Pegel Moraca Zlatica zeigte vorher und nachher
rund 115 cm, allerdings stiegen die Flüsse während unserer Anreise bis zu zwei
Meter! Montenegro kann jedenfalls ganzjährig herrliche Wildflüsse bieten, wir
kommen wieder!
Walter Mück, 17.6.2010
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