KAJAK CLUB GARS

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Saisonstart 2010Wegscheid am 30.1.2010

Kälterekord in Gars am Kamp, minus 28 Grad am Mittwoch, 27.1.2010, alle fragen, ob wir noch leben? Nachdem Ricky und ich sowieso ein Zeichen setzen mussten (zwei frische 55er auf Geburtstagstour), und es am Samstag gleich um 30 Grad wärmer war, beschlossen wir, uns zu einer Fahrt im Tiefschnee zu treffen. Gemeinsam mit Urli und Toni (der sein Gewicht gut halten konnte...) starteten wir von Wegscheid nach Steinegg bei guten 8 m3/s, kraftwerksbedingt eisfrei, schön wie immer, nur beim Ein- und Ausbooten etwas verfremdet.Pfeilerkriterium

Am Sonntag gingen wir doch wieder Langlaufen - Gföhl nach Gars im Rekordwinter!

 

Unbekannte Bäche im 100 km Umkreis?

Endlich am 20. März schmilzt der Schnee, ich starte mit Horst am Seebsbach, dann folgt ein "Hochschmelz-Spezial" mit Michael am Feinitzbach (auch Zlabingserbach, vergesst ihn gleich wieder) mit randvoller Thaya bis kurz vor Karlstein. 

Am 26.3. wollen wir zwar auch zunächst einen Geheimtipp angehen, doch das Wasser reicht nur für die Zwettl, deren Oberlauf ab Wurmbrand sich optimal präsentiert (Zwettl 18 m3/s). Horst, Renate, Ricky und Christl genießen mit mir den nicht so kleinen Bruder unseres Kamp, Christl tauft das neue Clubboot Dagger Mamba auf "Märzlüfterl". Das erste Wehr haben wir meist umtragen, diesmal finden wir eine gute Spur, im Foto beäugt Renate gerade die Vorfahrt ihres Horst. Wir paddeln durch bis Rosenau Dorf, was den Vorteil einer kurzen Rückfahrt am Südufer und eine der schönsten Stellen nach der Klingelmühle bringt, aber auch einen harten Kampf durch die Jagenbacher Mäander! 

Eingang zur Waldschlucht nach Wurmbrand Horst im ersten Wehr Zwettl nach Klingelmühle

Für die Osterwoche haben wir uns viel vorgenommen, allein - Wasser und Wetter wollen nicht ganz. Doch im Norden sprudelt es schön, wir treffen uns zu siebent am Reissbach (Dracice) , um die tolle Vorjahrstour über die Grenze zu wiederholen. Zwar zeigt der Pegel Klikov nur 5 m3/s, doch auch das reicht noch gut. Ich habe unsere Erstbefahrung (?) letztes Jahr publiziert, doch wir sind genau so wie der freundliche Mühlenbesitzer sehr erstaunt, als sich zu uns noch 12 tschechische und slowakische Paddler gesellen, wahrlich eine internationale Veranstaltung! Die Gopprechtser Mäanderwiese können wir noch begradigen, für Dietmar Fries gibt es keine Baumhindernisse und auch am altbekannten Baum im ersten Katarakt kommen wir alle gut vorbei. Nach der Staatsgrenze der Höhepunkt bei Sonnenschein, wieder sind alle begeistert. 

Dietmar der Holzwurm Reissbach Hauptkatarakt Finale Dracice vor Frantiskov

Da Horst, Christian und Dietmar mit mir in Jindrichuv Hradec übernachten wollen, erkunden wir noch einige Bäche (...), bevor wir in der beliebten "Zlata Husa" einchecken. Sogar der Hamersbach ist befahrbar, der neue Internetpegel befindet sich am alten Platz an der Brücke nach Oldriz am Ende der Steilzone, mit 9 m3/s mehr als randvoll! Dietmar und ich haben uns aber Exoten vorgenommen, und die beiden wahren Freunde folgen uns brav auf die Kamenice, rechter Quellbach der Nezarka. 8 km paddeln wir flott durch ein nettes Waldtal ohne sportliche Höhepunkte, aber auch ohne nennenswerte Hindernisse, der Pegel nach dem Zusammenfluss mit der Zirovnice zeigt 11 m3/s. All diese Pegel findet man leicht auf der südböhmischen Wasserstandsübersicht, wenn man die Detailübersicht anklickt: http://www.pvl.cz/portal/sap/en/index.htm !
Am 30.3. wollen wir unsere Erkundungen abrunden, doch das Wasser sinkt zu schnell. Für Ostern ist aber kein besonderes Wetter angesagt, wir nutzen den herrlichen Tag auf der obersten Jihlava, auch keine 100 km Luftlinie von Gars am Kamp. Von Kostelec bis Iglau finden wir ein wunderschönes Waldtal mit flotten Schwällen bei 8 m3/s (Pegel Dvorce), keine 2 1/2 Stunden brauchen wir für 15 km, dann genießen wir das Essen im Rathaus von Iglau. 

Jihlava vor Iglau Pohorsky Potok Lainsitz vor Weitra

Nach kräftigen Regenfällen starten Ricky und ich zum Pohorsky potok (Buchersbach), der unser Langlaufparadies hinter Karlstift entwässert. Nasskalte Abendstimmung und Niederwasser (Pegel Licov 37 cm, 5 m3/s am Zusammenfluss an der Cerna) können uns nicht stoppen, wir paddeln die 7 km lange Waldschlucht von Pohorska Ves bis Mezirici, welche dem Purzelkamp ähnelt. Schön wäre auch der Cerna Oberlauf, den wir erkunden, doch mangels Wasser lassen. Unsere Langlaufpensionen haben wochentags geschlossen, so queren wir wieder die Grenze und nächtigen im turbulenten Bad Großpertholz (Knödeltag für die Kurgäste). Früh morgens geht es auf die Lainsitz, die im Gabrielental noch schönes Wasser führt (Ehrendorf 188 cm = 6 m3/s). 
Bei strahlendem Sonnenschein finden sich am 17. April fünf Paddler auf der Krems vom Krw. Hohenstein bis zum Pegel Imbach (175 cm = 4,5 m3/s), zu wenig Wasser für die Ausleitung oberhalb, aber noch eine sehr schöne, 20 km lange Fahrt ab Hohenstein. Alle sind überrascht, wie viele Schwälle und Blockstellen bis WW II es auch kurz vor Imbach noch gibt. Wir durchqueren zwei Klimazonen, oben noch kahle Laubwälder, unten blühende Obstbäume neben Weingärten. 
Auch beim Clubevent am 24. 4. reicht das Wasser noch, 18 Paddler freuen sich über die gemeinsame Fahrt am Kamp von Roiten bis Gschwendt. Leider ist die neue Turbine im Kraftwerk vor Zwettl schon fertiggestellt, da sollte man bei Pegel 178 cm nichts mehr riskieren (3 m3/s Ausleitung). Der Präsident des Tauchclub Austria, Eddi Heusler, begleitet uns mit Taucherbrille samt Videokamera, wir sind auf die Unterwasserszenen sehr gespannt - vielleicht ein neues Mitglied!
Traumwetter am 27.4. hält mich nicht mehr im Büro, ich starte mit Boot und Fahrrad nach Laa an der Thaya, um die Thaya ab der Mühlbachausleitung bei Krhovice 22 km bis Hevlin zu paddeln, eine bei uns unbekannte Strecke. Schon am Start bin ich von der Urwaldlandschaft begeistert, flott strömend zieht die Thaya natürlich mäandrierend dahin, Sand- und Schotterbänke, steile Lehmwände mit Eisvögeln, ein paradiesischer Aufluss! Keine Wehranlage hindert die Fahrt, kurz quere ich sogar österreichisches Staatsgebiet bei der Pulkaumündung, dann geht es noch 3 km kanalartig reguliert bis zur Brücke Laa - Hevlin, wo der Pegel 60 cm = 13 m3/s zeigt, ein sehr guter Wasserstand. Laut tschechischem Flussführer ist der Abschnitt ganzjährig fahrbar (ab 20 cm).

Krems bei Obermeisling Andi im großen Lulli am Kamp Start in Krhovice Thaya

Neues aus Montenegro

Nach einem Vierteljahrhundert wieder im Land der Schwarzen Berge, und das mit meinem alten Wegbegleiter Horst Weber und vier anderen guten Freunden! Wie viele Pläne habe ich in den Jahren gewälzt, zunächst mit öst.-ung. Generalkarten, zuletzt mit Google Earth, da hat sich einiges angestaut! Die Anreise führt uns über die neue Autobahn von Zagreb nach Dalmatien, wo wir an der Neretvamündung beim "Brückenwirt" in Rogatin eine zünftige Paddlerunterkunft finden. Das Wetter spielt völlig verrückt, eiskalt und Dauerregen (100 mm in 2 Tagen). Wir besichtigen Dubrovnik und staunen vor gewaltigen Karstquellen in der Bucht von Kotor, bevor wir über die alte Bergstraße über Cetinje die Hauptstadt Podgorica erreichen, ein Vorgeschmack kommender Passüberquerungen. Im strömenden Regen flüchten wir aus dem Stadtverkehr nach Danilovgrad, wo wir das sehr gepflegte Motel "Perjanik" heimsuchen. Wir sind frustriert, das Wetter, Hochwasser, ich habe mir auch noch eine Plombe ausgebissen... . 
Doch der nächste Morgen, der 18. Mai, beginnt mit strahlendem Sonnenschein, wir beraten, welchen leichten Bach wir riskieren können. Fast vor der Haustür fließt die Zeta, zwar 1-2 m höher als normal, aber grün und klar! Sie entwässert das Becken von Niksic, verschwindet dort unterirdisch und kommt teils aus einem Kraftwerk, teils aus Quellen, wieder ans Tageslicht. Dort booten wir ein, beim Hotel Glava Zete, wo im Sommer auch Kanusafaris angeboten werden. Gut 60 m3/s sorgen auf dem ersten Kilometer für eine wuchtige Highspeed Abfahrt auf dem breiten Fluss (WW II), doch schnell beruhigt sich der Mäanderriese mit kaum 1 Promille Gefälle. Wir können über Blumenwiesen paddeln und bei einem Mühlenrestaurant mit starker Quelle auf Terrassenniveau anlegen. Zeta MühlenrestaurantNach 13 km ist eine Staustufe zu überheben, dann folgen noch 10 km harter Schauflerei auf fast stehendem Wasser bis Danilovgrad. Wir sind froh, wenigstens den ersten Tag sportlich genutzt und einen schönen Wanderfluss erkundet zu haben (erst rund 20 km weiter rauscht die Zeta mit einem mächtigen Brückenschwall in die Moraca, WW III ?). 

Albanische Grenzerlebnisse

Noch am Abend besichtigen wir jenen Fluss, den ich seit Jahren im Visier habe, Ricky war bereits letzten Sommer hier - die Cijevna oder albanisch "Cem". Dieser spektakuläre Wildbach kommt von den höchsten albanischen Bergen und gräbt sich nach einem Riesencanyon schon in der Tiefebene noch einen unglaublichen Schlitz in das Konglomerat vor der Mündung in die Moraca unterhalb von Podgorica. Dieser kaum zwei Meter breite Schlitz ist im Sommer bis 10 m tief, diesmal füllen satte 40 m3/s den Spalt bis zum Rand. Beim "Niagara", einer Wehranlage mit nettem Restaurant, tobt die Cijevna in die Tiefe, kein Gedanke an eine Befahrung zu dieser Zeit! Wir fahren aufwärts zum Ausgang des Canyons und finden einen Paradefluss bei Idealwasserstand vor, hier in Dinosha wollen wir morgen jedenfalls ausbooten, den Rest müssen wir noch erkunden. Start in den Canyon der CijevnaZeitig sind wir wieder vom bewährten Hotel zurück und arbeiten uns auf der guten Begleitstraße am linken Ufer Kurve für Kurve aufwärts - die Schluchtkulisse wird immer großartiger, nur zwei Problemstellen lokalisieren wir. Schließlich gelangen wir nach einer aufgelassenen Polizeistation direkt an die albanische Grenze, wo die Straße endet. Den obersten Teil konnten wir zwar nicht genau einsehen, doch scheint die Cijevna mit 4 Promille einen gutartigen Verlauf zu nehmen. Bei der Brücke unterhalb der Grenze booten wir alle ein, begleitet von unserem Spitzenchauffeur Pierre Ferrari. 900 m hoch ragen die Schluchtwände empor, wir gleiten in eine Verdon - ähnliche Landschaft hinein. Außer einigen wuchtigen Schwällen bis WW III treffen wir auf keine Probleme, meist WW II-III. Nach 5 km kommt die bereits von der Straße erkannte Wehrstufe einer zerfallenen Mühle, unfahrbar und leider sehr mühsam zu umtragen. Wir booten kurz davor bei einer Brücke aus und umfahren 500 m mit den Autos, wo wir bei einem kleinen Friedhof wieder einsteigen können. Die folgende "Friedhofsstrecke" ist zwar etwa ruhiger, vor einer kleinen Brücke erwartet uns aber ein kräftiger, verblockter Katarakt, der in den nur 4 m breiten Brückenschlitz führt, WW III-IV. Einige Kilometer danach folgt ein Felssturz mit einem wuchtigen Abfall, WW IV. Nach rund drei Stunden Fahrt und 15 km Gesamtstrecke erreichen wir den geplanten Ausstieg, freudig von der Dorfjugend begrüßt. Das Wetter hat sich so gebessert, dass wir eine wunderschöne Wiese bei einem Badeplatz am Fluss zum Zelten nutzen, ein herrlicher Abend nach der großartigen Tour.
Unser nächstes Ziel ist der Lim. Um dort hin zu kommen, teilen wir die Gruppe - Horst reist mit dem Wohnmobil über Moraca und Taraoberlauf, ich möchte der Cijevna zur Quelle folgen. Abends wollen wir uns in Plav wieder treffen. Da am Fluss weder Straße noch Grenzübergang existiert, muss ich über den "großen" Übergang" am Skutarisee fahren, der Grenzübertritt dauert nur 5 Minuten, nicht einmal die "Desinfektionsgebühr" ist fällig! Ich habe mit den albanischen Straßen noch eine Rechnung aus dem Jahr 2006 offen, mein "Tiguan" muss dass jetzt schaffen! Blick auf den albanischen CemEine asphaltierte Serpentinenstraße geht es 700 m steil bergauf, dann blicken wir tief hinunter in die Schlucht, dorthin, wo wir gestern eingebootet haben. Die abenteuerliche Passstraße wurde gerade frisch geräumt, so erreichen wir sicher den Talgrund und folgen dem Fluss aufwärts. Vom Zusammenfluss der beiden Quellbäche bei Tamare könnte man 8 km bis zur Grenze paddeln, deutlich gefällstärker und verblockt, ein toller Fluss! War die Straße bis hier gerade noch alltagstauglich, beginnt jetzt ein wilder Anstieg zum 1350 m hohen Bordolec - Pass, der mit einigen Bodenkontakten gerade noch zu machen ist. Hier sind wir auf der großen Wasserscheide, der Bach rinnt von hier nordwärts zur Donau, aber auch das Wetter ändert sich drastisch, eisig und feucht. Bald sind wir wieder unten im Tal von Vermosh, wo der junge Lim entspringt. Noch ein Grenzübertritt, und wir sind wieder in Montenegro und treffen pünktlich um 17 Uhr unsere Freunde beim vereinbarten Hotel am Plavsee. 
Am nächsten Morgen Nebelwetter, 10 Grad, die Motivation für den wuchtigen Lim ist am Minimum. Wir besichtigen den oberen Abschnitt und booten dann doch mit einigen serbischen Raftern in Plav ein. Dass 50 m3/s ein anderes Paddelerlebnis werden als Horst nach 30 Jahren erinnerlich ist, ist uns klar. Doch nach 3 km ruhiger Fahrt beginnt eine Serie von Walzen und Löchern quer über den 30 m breiten Fluss, die nur Michaels Herz jubeln lässt. Nach 2 km WW IV beruhigen sich Lim und Nerven, es geht leichter bis Murino, wo wir wegen der Kälte ausbooten. Leider versäumen wir dadurch die wunderschöne Schluchtstrecke kurz vor Andrijevica, doch uns reicht es. Wir fahren über den Pass nach Matesovo am Oberlauf der Tara, endlich wieder Sonne, wenn auch nur 13 Grad. Wir sind von der jungen Tara und dem Wetter so angetan, dass wir - entgegen meinen Prinzipien - nochmals ins Boot steigen. Am Zusammenfluss der Quellbäche Verusa und Opasanica starten wir in 1110 m Seehöhe, wahrlich kein mediterranes Umfeld, sondern vertraute Buchenwälder. Mit der Begleitstraße am Ufer gehen wir kein Risiko ein, schnell sind wir die 13 km auf leichtem Wildwasser (I-II) bis Matesovo gepaddelt, wo erst die regulär beschrieben Strecke beginnt. Die Nacht verbringen wir in einem Hotel am Hauptplatz von Kolasin mit einer netten "Konoba" nebenbei (Ethno-Restaurant). 
Wir werden von strömendem Regen geweckt, auch das üppige Frühstück kann nichts mehr ändern, bei 5 Grad haben wir hier in den Bergen nichts zu suchen, alle wollen zurück auf Meeresniveau! Start an der Mala RijekaHorst hat die Moracaschlucht schon bei der Anfahrt erkundet, viel zu viel Wasser für die Zwangspassage, einige Engländern sind am Vortag mit Seileinsatz herausgeklettert! Ich schlage eine Erkundungstour von der Taraquelle aufwärts und entlang der wilden Mala Rijeka Schlucht abwärts bis Bioce vor. Bekannt ist dieser Fluss wegen des höchsten Eisenbahnviadukts Europas, das hier 198 m über dem Talgrund die Schlucht überspannt. Von der Passhöhe auf 1200 m geht es steil in die Tiefebene, die Temperatur springt förmlich in die Höhe. Ein Abstieg zur Brücke ist kaum möglich, auch sehen wir noch wenig Wasser in der tiefen Klamm. Zwei Kilometer später jedoch leuchtet ein blaugrüner Fluss zu uns herauf, der gehört uns! Wir erkunden noch den restlichen Verlauf bis zur Mündung, scheint in Ordnung, und kehren zum Aussichtspunkt zurück. Es gibt nur einen Weg, steil über die Wiesen hinunter (von 280m auf 100m), leider ist die Wiese eine grasbedeckte Karstwüste, wir sind eine Stunde in praller Sonne unterwegs (wir wollten es ja wärmer). Dafür belohnt uns die Mala Rijeka mit kräftigen Quellen (10 m3/s) und leichten Schwällen in der ausklingenden Schlucht. Nur eine Kurve wird spannend, es ist die erkundete Stelle, kein ernstliches Problem (WW III). Viel zu schnell haben wir die 5 km bis zur Moraca hinter uns, genau hier bin ich ja vor 31 Jahren ausgestiegen! Auch der Unterlauf der Moraca bis zum Ortsanfang von Podgorica (7 km) ist noch sehr beeindruckend, ein tiefer Canyon mit wuchtigen Passagen (WW II-III bei 70 m3/s). Die erfolgreiche Expedition gilt es zünftig zu feiern, im bekannten Hotel Perjanik spielt die Band für uns den Donauwalzer (und leider noch mehr bis 3 Uhr früh...). Nun wollen wir das letzte Ziel von Süden her aufrollen!

Der Glöckner von Pridvorica

Eine schaurige Geschichte, vor allem aber eine Unvollendete! Sie beginnt im Jahre 1955 (starker Jahrgang) mit einer Erstbefahrung (siehe "Der Hadernkahn"), mit Berichten in "Österreichs Paddelsport" 1962 und 1963 sowie dann nach Bau einer riesigen Staumauer endet sie vorläufig mit dem Bericht von Hans Matz in "Wildwasserfahrten in Jugoslawien" 1989. Er war im Oberlauf stecken geblieben, Notausstieg, irrte jedoch, was den Mittellauf betrifft. Nun bin ich wieder hier, wo wir im Jahr 1979 zur Nächtigung gezwungen waren, fest entschlossen, die letzten Fragen zu klären!
Herrliches Wetter, reichlich Wasser, wir nehmen uns einen Tag Zeit zum Erkunden, was bei der engen Klamm kaum wirklich möglich ist, befragen Einheimische und beschließen, früh morgens zu starten. Verpflegung und Mobiltelefone werden wasserdicht verpackt, unser Fahrer Pierre soll vorsichtshalber noch zwei Stunden am Einstieg warten, bevor er zur 28 km entfernten Brücke aufbricht. Renate, Horst, Michael, Ricky und ich brechen tatendurstig auf, doch merken wir schnell, dass hier weit mehr Wasser unterwegs ist, als zuvor eingeschätzt! Nach wenigen Kilometern kommt der Punkt der Entscheidung, letzter Notausstieg oder Risiko? Alle Varianten werden diskutiert, dann einigen wir uns auf ein frühes Ende. Zu wuchtig ist der Fluss, um in einer unbekannten Klamm sicher voran oder zurück zu kommen! Pierre wird verständigt, Renate und ich gehen ihm am Ufer entgegen. Wir wollen eine Zufahrt erkunden, ich umfahre mit dem Tiguan den Berg nördlich und finde bald eine Abzweigung steil hinunter, wo mir auch schon Pierre verschwitzt entgegeneilt. Der Glöckner von PridvoricaAls wir über eine holprige Piste den Talgrund erreichen, läutet die Glocke der kleinen Friedhofskirche, wer kann das wohl sein? Die Freunde und die Boote sind gerettet, eine Stunde später sind wir wieder am Einstieg zurück. Horst meint "schreib´ nichts darüber, das ist unser Fluss, da kommen wir bei Normalwasser wieder her". Wir feiern im Herbst übrigens seinen 70. Geburtstag, eine Paddellegende mehr! 

Meine Freunde paddeln anschließend noch zwei Tage die großartige Taraschlucht, kein billiges Vergnügen (58.- Euro pro Paddler), dafür mit guter Infrastruktur (Camps auf beiden Ufern). In Scepan Polje zwischen den Grenzstationen von Montenegro und Bosnien Herzegowina endet unser Abenteuer. Über Sarajevo reisen wir die Bosna entlang nordwärts - jetzt müssen wir nur noch über den Manhartsberg! 

Wasserstandinformationen:
Seit Monaten habe ich die Wasserstände Montenegros beobachtet. Der Pegel Moraca Zlatica zeigte vorher und nachher rund 115 cm, allerdings stiegen die Flüsse während unserer Anreise bis zu zwei Meter! Montenegro kann jedenfalls ganzjährig herrliche Wildflüsse bieten, wir kommen wieder!

Walter Mück, 17.6.2010

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