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Schneeschmelze 2012
Nur
in den höchsten Lagen reichte heuer der Schnee für eine kurze, aber nette
Schmelzperiode. Am 17.3. starteten 7 KCG Paddler mit einem
Mühlviertel-Klassiker, der unteren Waldaist. Schon bei Pegel 165 cm
Weitersfelden ( http://www.ott-austria.at/at/aist.htm
) bietet die Waldschlucht spritziges Vergnügen mit einem hakeligen Ausgang, den
wir trotz Baumhindernis gut meisterten. Am Sonntag folgte unser Hausfluss, der Kamp,
wiederum zu siebent, aber in anderer Besetzung von Roiten bis Gschwendt, der
Verein ist erwacht!
Das nächste Wochenende führte Christl, Horst, Renate, Raoul, Christoph und
mich bis in den Bayerischen Wald. Die Große Mühl führte schönes
Schmelzwasser (140 cm Iglmühle http://www.land-oberoesterreich.gv.at
), wir wollten den Oberlauf befahren. Am Weg zur Staatsgrenze querten wir den Klafferbach
und mir war klar: Der muss jetzt auf die Liste! Sehr flott rauscht der zum
Triftweg ausgebaute Bergbach aus den Höhen des Hochficht talwärts, wir
erkundeten genau die ersten Meter bei Paffetschlag, um dann nach einigen
gefährlichen Baumsperren bei der Wehranlage Obermühl einzubooten. Auf den 2 km
bis zur Mündung blieb keine Sekunde zum Rasten, kurvenreich und schnell, WW
II-III, jeder mit dem notwendigen Sicherheitsabstand auf Spannung. Auf
der Großen Mühl war dann mehr Platz, dennoch überraschend schöne
Schwallstrecken durchgehend 14 km bis zur Furthmühle vor Haslach, wo uns Balu
schon im Gewitterregen erwartete.
Abends erreichten wir die nette Schrottenbaummühle an der Ilz, ein legendäres
Paddlergasthaus mit Campingplatz, den Christoph in dieser Saison eröffnete.
Sonntag war großer Kajaktesttag, bei strahlender Sonne zog es hunderte Paddler
auf die Ilz und ihre Quellbäche. Wir
wählten die wunderschöne Waldschlucht von der Schneidermühle 11 km bis
Kalteneck, bei diesem hohen Pegel (150cm Kalteneck, 40 m3/s - http://www.hnd.bayern.de/
) auch im Finale noch wuchtig, wie eine große Waldaist.
Osterurlaub in Kroatien
Zur Neuerscheinung des Südosteuropa Führers wollte ich die hohen Wasserstände
im April für spezielle Bäche in Kroatien nutzen, aus beiden Erwartungen wurde
zwar nichts, dennoch bot uns der Karst einige spektakuläre Erlebnisse in einem
verkürzten Osterurlaub. Für die 12 Paddelfreunde musste ich zunächst wegen
der extremen Trockenheit im Südosten ein sicheres Ziel finden, im Raum der
Plitvicer Seen kein Problem. Schon am Nachmittag erreichten wir Slunj an der
Korana und waren über das hübsch restaurierte Mühlendorf ("Rastoke")
begeistert. Mitten zwischen den Wasserfällen der Slunjica, die hier in die
Koranaklamm hinunterstürzen, fanden wir für drei Nächte Quartier. Leider war
es am 1.4. zunächst vorbei mit der Wärmeperiode, es schneite sogar bis in
höhere Tallagen. Wir wandern als Alternative gut 4 Stunden rund um die
Plitvicer Seen und haben den großartigen Nationalpark fast für uns alleine.
Kurz unter den letzten Fällen versickert die Korana, eine 50 km lange Strecke
liegt zumeist völlig trocken.
Statt dessen strömt das Wasser der Slunjica aus einer mächtigen
Quelle, hier wollen wir am Nachmittag einbooten. Nach kurzem Abstieg erreichen
wir das Felsentor, aus dem der fertige Fluss emporquillt. Die Fahrt ist sehr
beschaulich, stehendes, aber glasklares Wasser, nur wenige kleine Stufen bringen
Abwechslung. Nach 7 km können wir direkt vor der Haustür ausbooten und die
Kajaks für die Folgetour liegen lassen. Der Gastgeber empfängt uns
landesüblich mit selbstgebranntem Slivowitz.
Der nächste Tag zeigt sich prachtvoll und wieder wärmer. Wir freuen uns schon
sehr auf die etwa 1 km lange Klamm der Korana, die wir vom Quartier und vom
angrenzenden Museumsdorf schon aus allen Perspektiven inspiziert haben. Ein
riesiger Sinterfelsen ist erst vor einigen Jahren hinuntergestürzt, die
Durchfahrt ist knapp 2 m breit. Jetzt sind wir über den Niederwasserstand froh,
bei Pegel Veljun von 115 cm ( http://www.voda.hr
) ein technisches Spiel, kaum WW III, bei 20 cm mehr sicher schon
gefährlich! Nach der Klamm wird die Korana breit und flach, wir fürchten
"das Schlimmste", immerhin hatten wir die Korana als
"Flachwasserfluss" jahrzehntelang ignoriert. Tatsächlich sind wir
aber schon nach wenigen Kilometern begeistert, in einsamer Felsschlucht paddeln
wir von Stufe zu Stufe, alles vom Boot aus erkennbar (spätestens wenn ein
"Dummy" vorausfährt). Einzig die Länge der Strecke schmerzt, erst
nach fünf Stunden für 21 km erreichen wir die erste Brücke in Veljun. Abends
im Restaurant müssen wir leider eine erste Krisensitzung abhalten - Tom hat
Fieber, der Kremser Bus beschließt, am nächsten Tag heimzufahren. Zuvor wollen
sie aber noch mit uns die Una im nahen Bosnien paddeln. Rasch sind
wir über der Grenze in Bihac und erreichen wenige Kilometer flußabwärts den
Einstieg beim Kraftwerk Kostela. Die Wasserführung ist mit 70 cm am
Internetpegel Kostajnica ( http://www.voda.hr
) recht gut, etwa 40 m3/s wirbeln durch die verzweigten Flussgassen der schönen
Schluchtstrecke, welche ich 2 Jahre zuvor bei sommerlichem Wasserstand erlebt
habe ( 2010 ). Leider zeigt sich das Wetter regnerisch -
kühl, sodass wir bereits nach 8 km in Salihovac ausbooten. Nach dem Abschied
von unseren Kremsern spazieren wir durch Bihac und probieren ein traditionelles
bosnisches Lokal am Una-Ufer. Die gleichfalls schon historische Chefin serviert
uns Cevapcici nach Art des Hauses (im fettgetränkten Brotfladen, niemals ein
Ketchup verlangen!), welche uns noch Tage in Erinnerung bleiben. Mit nunmehr
zwei Autos reisen wir weiter südwärts, vom Nadelwald der Berge durch trockene
Karstflächen hinunter zum Meer bei Starigrad. Die Temperatur ist ebenfalls
gesunken, nur mehr 13 Grad und die Hotelzimmer sind ungeheizt. Der nächste
Morgen ist aber wieder besser und wir wandern durch die gewaltige Paklenica
Schlucht in das Velebitgebirge, wo Kletterer wie Gämsen herumturnen. Am
Nachmittag fahren wir zur Zrmanja, auf welcher Horst und ich vor mehr als
25 Jahren wunderbare Entdeckungsfahrten unternommen haben. Ein- und
Ausbootstellen sind heute leicht zu finden, da hier Kanutouren kommerziell
angeboten werden. Erschreckend ist aber die Situation der Dörfer 17 Jahre nach
Kriegsende, zerschossene Ruinen rundherum! Einzig das berühmte Krupakloster
wurde wieder restauriert, unsere Erstbefahrung der Krupa vom Jahre 1983 kann man
heute nur mehr mit Bewilligung der Nationalparkverwaltung nachvollziehen,
einfacher als Trekkingtour. Wir paddeln von Kastel Zegarski weg, leider nur mehr
zu Viert, denn auch Rudi und Toni sind kränklich, dafür bin ich jetzt der
Jüngste in der Truppe! Horst zeigt uns, wie man nach mehr als 55 Jahren
Paddelerfahrung fit sein kann (dabei hat er doch erst seinen 60 er
gefeiert??). Wir erreichen nach wenigen Kilometern Flachwasser die
einzigartige Filmkulisse der Karstschlucht. Den großen Wasserfall (15 m)
umtragen wir links auf einem halbwegs gesichertem Steig. Danach folgen
sportliche Abfälle bis 3 m Höhe, an der letzten Stufe warten bereits die
Freunde sensationshungrig vor der 4 m Kante. Dietmar holt Schwung für den
Sprung, doch knapp davor ist das Wasser doch zu wenig, er steckt und wird von
mir zurückgeholt. Getrennt
vom Boot gelangen wir dann doch sportlich ins Unterwasser. Bei der Brücke von
Berberi erreichen wir nach 8 km den Ausstieg, wo uns auch ein netter Biergarten
erwartet. Der Internetpegel von Prevjes ist mit 75 cm doch ein Hinweis für
Niederwasser. Abends folgt die zweite Krisensitzung, hier finden wir kaum mehr
Wasser (nur Meerwasser), sollen wir für die verbleibenden vier Tage noch bis
zur Neretva weiterreisen, 600 km extra? Ich hätte da einiges vorbereitet
gehabt, doch auch dort soll die Trockenheit vorherrschen. Wir einigen uns
umzukehren und am Heimweg sich noch umzusehen. Gleich hinter dem Velebitgebirge
liegt eine jene Karstpoljen, welche ich schon vor 1990 näher erkunden wollte.
Hier erscheinen Flüsse, verschwinden wieder, man erkennt auf der Karte gar
nicht die Fließrichtung und viele andere Mysterien. Wir besichtigen
zunächst die Lika, grundsätzlich ein großer und interessanter Wanderfluss,
Niederwasser und Ruinen mit Minenwarnschildern schrecken uns aber ab. Ein
Karstbecken nördlich fließt die Gacka, ein berühmter Forellenfluß. 3
km unter der Karstquelle booten wir spontan bei der ersten Straßenbrücke ein
und paddeln auf Trinkwasser 8 km Richtung Otocac, wo wir mit einem Picknick im
Grünen die Fahrt beenden. In Otocac gabelt sich der Fluß, eine Bifurkation,
wie sie nur ganz selten in großen Seengebieten vorkommt! Leider ist dieses
Phänomen durch Kraftwerksausleitung weitgehend zerstört, wir besichtigen
dennoch die Reste des alten Mühlendorfes in Svica, wo ein Teil der Gacka steil
in die Tiefe gestürzt ist, bevor sie in Ponoren endgültig Richtung Adria
verschwunden ist. Im Schloßhotel von Ogulin verbringen wir sehr nobel die
letzte Nacht, gleich über dem Abgrund der Dobra. Diesen Höllenschlund haben
offenbar ungarische Freunde vor einiger Zeit probiert, ein genauer Report wäre
interessant (kajak.at)!
Kroatien hat enorm viel an Naturschätzen zu bieten, versteckte Flußperlen
werden von einheimischen Paddlern zunehmend entdeckt, sie berichten mit
großartigen Fotos darüber: http://www.4riversadventure.com/ oder
http://www.huckfinncroatia.com .
Hohe Tatra
Für die Pfingstwoche war die Hohe Tatra lange geplant, jedoch der
Teilnehmerkreis höchst unsicher. Die neue Pegelinformation gab letztlich den
Ausschlag, acht Paddler nutzten die letzte Hochschmelze im kleinsten Hochgebirge
Europas für einige tolle Erlebnisse. Unser
Vorauskommando berichtete bereits euphorisch von der Befahrung des Bialka
Oberlaufes ab Lysa Polana, die 800 m lange Steilzone im ersten Drittel im oberen
WW IV, vergleichbar vielleicht mit den Steilzonen der Niederen Tauern. Am 24.5.
starten wir gemeinsam am rechten Quellfluss, der Javorinka, Klaus,
Michael und Hannes bereits ab Tatranska Javorina, wir folgten an der Brücke von
Podspady. Trotz Höchstwasserstand (Trybsz 24 m3/s, Lysa Polana 8 m3/s) reichte
hier das Wasser gerade für den noch unbeschriebenen Bach. Gespannt paddelten
wir von Kurve zu Kurve, doch außer einigen Schwällen im Schotterbett erwartete
uns keine Steilzone. Erst nach der slowakisch - polnischen Grenze folgten die
ersten Plattenstufen, wie sie für die Bialka typisch sind (6 km WW II-III).
Weitere 20 km folgten auf der großen Bialka, wuchtige Stufen im breiten
Flussbett, einer der schönsten Flüsse der Karpaten! Unser Hauptquartier
haben wir in einem sehr preiswerten und netten Seglerbootshaus gegenüber der
Bialkamündung am Dunajec Stausee, von wo es am Freitag nur einen
Katzensprung zur Einstiegstelle der berühmten Dunajecschlucht ist. Trotz
kühler Witterung werden die Touristen busweise auf die Holzkähne verfrachtet,
um die Fahrt durch die romantische Kalkschlucht anzutreten. Alle acht KCG´ler,
auch Andrzej, Balu und Christoph, begleiten sie mit unseren Kajaks, nur wenige
Stellen erreichen auch bei 30 m3/s WW I. Am Samstag will nun auch Hannes die
obere Bialka bezwingen ,
zu dritt starten sie von Lysa Polana. Die Fahrt an der Grenze des Nationalparkes
ist angeblich problematisch, doch niemand scheint das zu stören. Schon 1,5
Stunden später erreichen die Cracks die Mündung der Javorinka, Hannes ist vom
wilden Ritt erschöpft, aber begeistert. Am Nachmittag wandern wir mit tausenden
anderen Pfingsturlaubern aufwärts zum Morskie Oko, dem "Gosausee" der
Tatra. Da die Spisska Bela bei Lendak viel zu wenig Wasser führt, folgt am
Sonntag noch die bekannte Bela Liptovska, auch bei 65 cm Podbanske (6
m3/s) noch eine spritzige 24 km Tour.
Walter Mück, 10.6.2012
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