Den folgenden Bericht habt ihr dem 45 Jahr Jubiläum des
KCG, dem Redakteur des Deutschen Kanuverbandes (Otto Kaufhold aus Schleswig
Holstein) und letztlich dem Virus zu verdanken!
Während der Quarantänezeit musste ich mich um Alternativen zu den geplanten Auslandsreisen umsehen und erstellte eine Liste mit 25 Flüssen in Österreich, die mir in meiner Sammlung noch fehlten. Nach 45 Jahren kann man sich vorstellen, dass diese Bäche nicht gerade zur Top-Liga gehören, nicht die "600 Flüsse, die man vor dem Sterben noch paddeln muss". Die Schmida war auch darunter.
Rudi hatte ja am 13.09.2014 den Schmida-Wasserfall in
Kühnring erstbefahren (Bericht im Jahr
2014), bei einem Abfluss am Pegel
Hollenstein von über 2 m3/s. Da seine Fahrstrecke aber kaum 100 m lang war,
sehnte er sich ebenfalls nach einem richtigen "Schmida-Flusspunkt". Gemeinsam
mit Bruder Toni erkundete er am 02.05.2020 eine vermeintlich interessante
Mühlbachquerung in Hippersdorf an der Schmida. Von der Wasserführung waren sie
so begeistert, dass sie mich zur umgehenden Befahrung am nächsten Tag
überredeten. Meine Zweifel waren groß, ein trockenes Frühjahr, Pegel Hollenstein
0,2 m3/s, Jahresmittel sind 0,3 m3/s! Eine Pioniertruppe bestehend aus Raoul,
Rudi und mir, begleitet von Toni, standen jedenfalls tagsdarauf am empfohlenen
Einstieg, tatsächlich, in dem 2,50 m breiten, kanalisierten Bachbett fanden wir
40 cm tiefes, fließendes Wasser vor! Wir booteten an der Brücke in Hippersdorf
ein (km 29,8), um auch noch das Mühlbachwehr zu befahren. Hier wurde bis zum
Hochwasser 2002 ein 10 km langer Mühlbach ausgeleitet, heute liegt er trocken,
wir rumpelten über die insgesamt fast einen Meter hohen drei Stufen hinunter.
Die Folgestrecke verläuft tief eingeschnitten stichgerade durch das Tullnerfeld,
eine Allee von Nuss- und Kirschbäumen begleitet den Bach. Kurz erblicken wir
auch Kirche und Schloß Stetteldorf hoch am Rücken des Wagrams. Der Rest ist
Knochenarbeit, die Schmida wird zwar breiter, aber stark mit Schilf verwachsen,
immerhin kein einziges Hindernis! Nach der Schnellstraßenbrücke vor Tulln
erreicht die Schmida die Auwälder der Donau, wir paddeln noch 1 km in die Au
südlich von Perzendorf (km 17,9).
Nach fast 3 Stunden und 12 km reicht es uns,
die Auwaldstrecke bleibt offen?
Natürlich muss diese Leistung auch in Facebook gewürdigt werden, und wenige Stunden später schreibt der DKV Redakteur, wann er einen Bericht für den neuen Österreich-Führer bzw. die Canua-App bekommt? Seit Dezember versuche ich ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen, manchmal verzweifle ich etwas ob seiner Liebe zu Details, aber das bekommt er nun zurück, eine Schmida Beschreibung mit dem gewissen Extra!
Die Schmida ist, wie gesagt, kein Fluss der Superlative, dennoch kann ich einzelne Höhepunkte hervorheben. Ihr Ursprung befindet sich beim Schloßpark der Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner in Harmannsdorf, gerade gegenüber der Quelle meines Haus-und Hofbaches, des Teichwiesenbaches. Zählt man die Laufstrecke im Waldviertel dazu, so ist die Schmida mit 78 km der längste Bach des Weinviertels (vor Russbach, Pulkau, Zaya und Göllersbach). Die amtliche Kilometrierung habe ich dank Michael E. und Otto K. im NÖ Atlas entdeckt, hier findet man viele interessante Informationen (atlas.noe.gv.at, unter "Karten Center" Fließgewässer auswählen und mit Abfrage "Stationierung" Punkte am Flusslauf anklicken). Einen Gebirgsfluss kann die Schmida wahrlich nicht nennen, der höchste Punkt im Einzugsgebiet ist eine 465 m hohe Kuppe bei Sigmundsherberg (der höchste Berg von Schleswig Holstein erreicht allerdings nur 167 m).
Die Schmida durchschneidet zunächst die letzten Ausläufer
der Böhmischen Masse, konkret den Maissauer Granit. Bei km 72,4 ein
spektakulärer Höhepunkt, der "Kühnringer Wasserfall", eine 3 m hohe Felsstufe,
deren Entstehung offenbar auf einen alten Fischteich zurückzuführen ist, als
dessen Entlastungsgerinne der künstliche Durchbruch diente. Auch die
Folgestrecke unter dem Eisenbahnviadukt und durch den Burggraben der
mittelalterlichen Stadt Eggenburg mit einer weiteren
Stufe wäre interssant, aber
trotz Ausschreibung einer Erstbefahrungsprämie vor 10 Jahren hat sich kein
Erfolg eingestellt. Ab Eggenburg ist der Bach meist stark verwachsen, flankiert
von den Granitfiguren der Feenhaube und Kogelsteine verläßt er bei
Klein-Reinprechtsdorf (km 62,2) endgültig das Waldviertel. Kurz vor Roseldorf
(km 58,3) sammeln sich mehrere Zubringer, von hier weg wurde das Bachbett in der
ersten Hälfte des 20. Jhdt. brutal reguliert (wie auch alle anderen Weinviertler
Bäche). Der Bach hat nun in den Ablagerungen der Ur-Donau das Schmidatal
ausgeformt, Wein- und Ackerbau prägen Landschaft, Menschen und Wasserqualität,
aber auch seltene Großtrappen fühlen sich hier wohl. Bei km 47,5 befindet sich
der Pegel Hollenstein, bei höheren Wasserständen könnte man sicher schon hier
einbooten, wenden muss man ja nicht unbedingt können!
Nachspiel: Am 24.05.2020 erkunde ich bei Pegel Hollenstein
0,8 m3/s Teile der Auwaldstrecke, insbesonders Ausbootmöglichkeiten. Bei km 11,9
erreicht die Schmida einen Güterweg bei der Kläranlage der Ortschaft Schmida,
jedoch ist der gesamte Aubereich durch einem Wildzaun abgetrennt, Zugang
verboten! Bei km 3,8 kommt die Schmida auf Tuchfühlung mit dem breiten Altarm
der "Alten Naufahrt", beliebt bei Auwaldpaddlern. Hier könnte man nach Aussagen
eines Zeiselmauer Kanuten übersetzen, jedoch machen die vielen Biber eine Fahrt
höchst beschwerlich. Bei km 1,0 mündet der Göllersbach, hier könnte man zum Auto
in Stockerau flüchten, denn auch auf den nächsten Kilometern bis zur Donau gibt
es keine legale Zufahrt. Die Schmida mündet kurz darauf in die Alte Naufahrt,
die ab hier Krumpenwasser (km 11,5 ab Donaumündung) genannt wird, gleich darauf
die schönen alten Bootshäuser und das Gasthaus in der Au. Ich habe genug
gesehen, die Quarantäne ist auch vorbei, diese Befahrung darf warten!
Auf der Liste der 25 Flüsse stand auch die Perschling, zwischen Traisen und Tulln gelegen ein sehr unbekannter Bach im Nahbereich. Der Oberlauf beschrieben als selten befahrbarer sportlicher "Staudenrauscher", der Unterlauf ab Böheimkirchen "dürfte für eine Befahrung kaum in Frage kommen". Bei einem Wasserstand von 3 m3/s in Atzenbrugg stellt jedoch die Fahrt im streng regulierten Flussbett kein besonderes Problem dar, von psychischen Ausnahmesituationen abgesehen. Am 1. Juni 2020 fanden sich jedenfalls fünf Paddler, um bei Sonnenschein und 3,3 m3/s diesen Ausnahmebach zu bezwingen. Kurz nach Böheimkirchen vereinigen sich Michelbach und Perschling, unterhalb der Wehr von Schildberg booten wir ein. Wir werden von den Anrainern angefeuert, KollegInnen von Rudi, ihr Lieblings-Badeplatz. Der 6 m breite Fluss ist wenig spektakulär, einige Steinwürfe sind gut überronnen, sonst stört niemand die Flusskanalidylle. Nach 8 km erreichen wir den Ort Perschling, wo wir ausbooten, da kurz danach die Gabelung zwischen alter Perschling und Hochwasserkanal beginnt. Ich darf mir noch die kritischen Kommentare eines Mitpaddlers anhorchen, aber der Rest hat den schönen Tag genossen.
Dieses nette Musikstück spiele ich jetzt über 40 Jahre,
jedesmal muss ich an die Eger denken, die mir bisher entgangen ist. Mit Abflauen
der Covid-Krise starteten Rudi, Raoul und ich Anfang Juni erst einmal zu einer
kurzen Österreichrunde mit guten Wasserständen auf Mürz und Mur. Mein Ziel war
jedoch, den gescheiterten Osterurlaub im Erzgebirge nachzuholen, wenigstens die
Eger zeigte einen sehr guten Wasserstand und nach schwieriger Terminsuche konnte
ich mich mit Rudi, Christl, Ricky und Dietmar am 21. Juni auf den Weg machen.
"Nur" 350 km sind es von Gars bis Karlsbad, aber die Fahrt über Pilsen zieht
sich. Am späten Nachmittag erreichen wir das einzigartige Städtchen Loket
(Ellbogen) mit der gewaltigen Festung, welche seit fast 1000 Jahren den
Schluchtbeginn der Eger überwacht. Mit einer "Sonnwendfahrt" von Sokolov bis zum
Campingplatz in Loket (13 km) können wir die Burg im Abendlicht bestaunen. Es
ist Sonntag Abend, am Campingplatz wir es schnell erstaunlich ruhig. Am Morgen
starten wir zur großen 31 km langen Tour bis Radosov. Die Eger hat sich hier
zwischen Erzgebirge und Böhmischer Masse ein tiefes Waldtal gegraben, dank
voriger Regenfälle sorgen 20 m3/s für flotte Strömung. Nur selten gibt es
spritzige Wellen oder leichte Verblockung, die Eger ähnelt Kamp, Moldau oder
Thaya. Bei schönem Wetter genießen wir die unberührte Natur, einige
Jausenstationen sorgen für Stärkung. Die Durchfahrt durch Karlsbad ist wenig
lohnend, die heißen Quellen der Tepla merken wir erst beim Stadtbesuch am
letzten Tag deutlich. Unterhalb der Satdt beginnt der schönste Abschnitt,
zunächst mit einer sportlichen Slalomstrecke beim Hubertus-Camp. Als wir nach
fast 6 Stunden Kyselka erreichen, sind wir schon etwas geschlaucht. Die
historischen Bauten des alten "Bad Gießhübel-Sauerbrunn" mit der Mattoni-Quelle
besichtigen wir erst am nächsten Morgen, unser sehr schöner Campingplatz "Na
Spici" mit Hotel ist kurz nach der Ortschaft. Den Platz wollen wir zwei Nächte
nutzen, am nächsten Tag bleibt uns nur mehr eine 20 km lange Strecke bis
Perstein. Insgesamt hatten wir auf der 64 km langen Strecke nur 8 Wehranlagen zu
bewältigen, davon nur 2 Umtragungen. Die Fahrt ist für Familien mit Kindern
absolut zu empfehlen, Niedrigstwasserstände (unter 8 m3/s) sollte man eher
meiden. Eine neue App von der bekannten Anwendung kann ich sehr empfehlen:
https://mobil.raft.cz/.
Unsere Gruppe war vom Kurzurlaub sehr angetan und einig, dass wir nächstes Jahr nach endgültiger Bewältigung der Krise nochmals einen Ukrainetour versuchen wollen!
Am 25.8. reisten Rudi, Joe, Heinz und ich nach Breclav (Lundenburg), um
endlich einmal die Thaya ab dem Stausee Nove Mlyny zu befahren. Der erste Tag
führte uns durch den Schloßpark von Eisgrub, wir nächtigten in Breclav, dann
ging es besonders schön durch die Auwälder bis zur March bei Hohenau.
52,2 = 42,1 |
3. Talsperre, Einbootstelle links (Nove Mlyny). Der Sprung in der Kilometrierung ist durch zahlreiche Regulierungen notwendig. |
38,3 |
Radbrücke Bulhary |
37,0 |
rechts Ableitung der Zamecka Dyje (Schloßthaya), siehe KB. Folgestrecke bis Břeclav stark reguliert. |
36,3 |
Wehr 3,2 m hoch, X, beidseitig zu umtragen |
31,9 |
Wehr 0,7 m hoch, beidseitig zu umtragen |
29,9 |
Rückführung der Zamecka Dyje |
24,2 |
Ortsanfang Břeclav, rechts Abzweigung eines Seitenarmes |
23,3 |
Wehr kurz vor der Hauptstraßenbrücke, 3 m hoch, X, rechts ausbooten. Gute Einbootstelle mit Parkplatz 100 m danach. |
18,6 |
Rückleitung des Seitenarmes, Beginn der wunderschönen Aulandschaft des Nationalparkes |
17,6 |
Radbrücke |
16,8 |
Staatsgrenze Tschechien - Österreich in Flussmitte |
11,7 |
rechts Mündung des Hamelbaches, Zufahrt von Bernhardstal |
0 |
Einmündung in die March, linkes Ufer Slowakei. Ausbooten nach 2 km an der Brücke bei Hohenau an der March. |
Schloßthaya
(Zamecka Dyje)
Die Schloßthaya zweigt als Altarm bei km 37,0 von der Thaya
ab, die Schleuse muss umtragen werden. Zunächst urwaldähnlich bis zum
Campingplatz von Nejdek, nach 6 km sind ein Damm und die Wehranlage beim Schloß
Eisgrub (Lednice) zu umheben. Gemeinsam mit Ausflugsbooten führt nun die Strecke
durch den berühmten Schloßpark. Nach 11 km erreicht man das Schloß Januv Hrad,
die niedrige Brücke muss umhoben werden. Nach gesamt 12 km erreicht man wieder
die Thaya, die Schleuse muss wieder umtragen werden.
Am 2.9. schien der Wasserstand der Gölsen mit 9 m3/s in Rainfeld günstig für die lange aufgeschobene Befahrung des schwer verbauten Voralpenbaches. Mit Heinz und Rudi besichtigte ich zunächst den Unterlauf, die rückläufigen zahlreichen Einbauten ließen uns aber immer weiter flußauf schauen. Nachdem wir in Hainfeld noch immer genug Wasser vorfanden, packte uns der Pioniergeist! 2 km oberhalb entsteht die Gölsen durch den Zusammenfluss von Fliedersbach und Gerstbach, hier war aber keine gute Einbootmöglichkeit. Erst 2 km aufwärts am Fliedersbach in Bernau konnten wir in den kleinen Bach einsteigen, gerade noch ausreichend für eine "Berutschung". Umso größer war unsere Überraschung, als wir mit kleinen Abfällen und Schrägrippen in einer kleinen Schlucht konfrontiert wurden. 10 cm mehr, und man könnte von einem IIIer Wildbach sprechen! Mit der Mündung des Gerstbaches begann die überwiegend regulierte Strecke der Gölsen, die kleinen Gefällbremsen waren jedoch noch zu befahren. Mitten in Hainfeld wartete eine lange künstliche Blockstrecke mit erheblichem Gefälle auf uns, bei diesem Wasserstand ein sportlich schöner Parcour! Zwei hohe Wehranlagen mussten wir umtragen, aber kurz vor Rohrbach folgte noch eine nette naturnahe Flussstrecke, bevor wir nach gesamt 8 km die Fahrt beendeten. Am Heimweg folgten wir noch dem Michelbach, bei etwas mehr - ab 4 m3/s Plosdorf - auch ein netter Wildbach.
![]() |
![]() |
![]() |
Fliedersbach nach Bernau | Fliedersbach | Gölsen vor Rohrbach |
Die Covid19 Pandemie hat uns leider noch immer im Griff, viele Auslandstouren sind ausgefallen. Dafür bekamen wir im Waldviertel so viel Regen wie schon lange nicht mehr im Sommer, an solche Wasserstände im Oktober kann ich mich nicht erinnern! Unser Präsident Michael steuert gerade auf seine 70. Kampausfahrt heuer zu, begleitet meist von unserem Vereinspsychiater, der ebenso beachtlichen Einsatz zeigt. Aber auch viele "seltene" Mitglieder waren heuer zwischen Roiten und Grunddorf unterwegs, ein Jahr, das (hoffentlich in guter) Erinnerung bleiben wird.
Aktuelle Kurzinformationen mit Fotos und Filmen findet ihr immer häufiger auf unserer Facebookseite: https://www.facebook.com/Kajak.Club.Gars !
Home | Der Verein | Aktuelle Tipps | Berichte | Wasserstand | Der Kamp | Tschechien | Links |