KAJAK CLUB GARS

Flüsse voller Leben!

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2014

Wildbäche am Wechsel

"Entschuldigung, darf ich Sie etwas fragen?", meint der achtjährige Bub, "was haben Sie hier vor?" Nicht ganz unbegründet ist die Sorge, denn vermutlich hat er noch niemand zuvor auf der Güns paddeln gesehen. "Ich halte das für keine gute Idee" meint er noch, doch wir sind anderer Meinung. Schließlich haben wir den trockensten Winter im Waldviertel hinter uns, kein Tropfen Wasser weit und breit, erst südlich des Wechsels zeigt der Pegel Kirchschlag 1,5 m3/s am Zöbernbach, welcher sich an der Landesgrenze zum Burgenland mit der Güns vereinigt. In Lockenhaus reicht das Wasser (rund 4 m3/s), Raoul und mich kann niemand mehr stoppen. Die beiden Buben laufen noch ein Stück mit, dann starten wir zur Umrundung der mächtigen Burg Lockenhaus. Vorbei an einem See naht der erste Katarakt am Seeausfluss (WW II), dann fließt die Güns entlang der letzten Hügel auf Ungarn zu. Vor Rattersdorf noch ein Steinwurf, der technische Ansprüche stellt, dann nähern wir uns dem Grenzübergang, wir haben ja die Fahrräder 1 km jenseits der Grenze abgestellt! Für diese "internationale Fahrt" bezahlen wir mit schweren Umtragern im Urwald der Grenzzone, dann booten wir nach 12 km Fahrt vor der Fabrikswehr vor Köszeg aus. 
Schon am Vortag, am 8.3.2014, paddelten wir auf der Lafnitz, einst Grenzfluss zwischen Österreich und Ungarn, jetzt Burgenland, hier oberhalb von Rohrbach aber noch in der Steiermark. Ein kurzes Stück von 6 km ist ab dem Stauwehr beim Gh. Putz auch bei mäßiger Wasserführung (Rohrbach 4 m3/s) noch lohnend, sauberes Wasser in schöner Waldschlucht, WW I-II. 

Lafnitz
Güns bei Burg Lockenhaus Günser Katarakt vor Rattersdorf Lafnitz

Bei der Erkundung der "Buckligen Welt" sind wir noch auf einige "Projekte" gestoßen, die auf besseres Wasser warten. Schon am 1.5.2014 konnten Horst, Raoul und ich feststellen, dass auch die Pitten nicht zu verachten ist, 15 km von der Feistritzmündung bis Seebenstein bieten schönes, leichtes Wildwasser ohne besondere Probleme schon bei 4 m3/s am Pegel Warth.

Pitten Pittenwehr bei Warth Pitten beim "Türkensturz"

Ostern 2014 in Italien

Nach den Missgeschicken in Mazedonien 2013 sollte wieder einmal ein südwestliches Land an die Reihe kommen. Ein später Ostertermin überzeugte 12 Freunde, mit 5 Wagen südwärts zu reisen. Schon beim ersten Treffpunkt Knittelfeld begann das Abenteuer - ein unbekannter Bach mit 5 m3/s Wasser! Vom Zirbitzkogel kommt der Hölltalbach kraftwerksverstärkt, hier booten wir kurzerhand in den Granitzenbach ein und paddeln 4 km bis Eppenstein, eine kurze, aber sportliche Strecke mit WW II ohne Probleme! Die Reise geht weiter in das Kanaltal, wo ein Teil am Fella-Ufer nächtigt. Leider wird mir vor dem Hotel die Reisetasche aus dem aufgebrochenen Auto gestohlen, ein paar alte Flussführer sind weg! Die Fahrt kann aber fortgesetzt werden, Poldi und Elin warten schon bei Florenz, wo wir uns pünktlich um 14 Uhr an der Sieve in Dicomano treffen. Nach gemeinsamen Pizzaverzehr starten wir auf dem leichten Wanderfluss, der aber an einer verfallenen Wehranlage doch auch seine Zähne zeigt. Gegen 17:30 Uhr erreichen wir Rufina, wo unsere braven Begleiterinnen eine gute Ausbootstelle gefunden haben. Zwei Autos müssen dennoch nachgeholt werden, sie wollen gleichzeitig nach einem Campingplatz Ausschau halten, doch es läuft nicht ganz nach Wunsch. Wir sind zwar mit reichlich Chiantiwein gut versorgt, doch es wird spät, als wir beschließen, ins nahe Florenz zum legendären Camping Michelangelo weiter zu fahren. Dank Navi finden wir bei Einbruch der Dunkelheit auch alle hin, doch der Platz ist wegen Bauarbeiten geschlossen! Eine Stunde suchen wir nach Ersatzquartieren, dann trennt sich die Gruppe zwecks Hotel und Campingsuche. Raoul hat im Campingführer einen Platz gefunden, telefonisch reserviert und wir starten mit vier Autos nach Navi-Vorgabe. Es lotst uns wiederholt mitten in die Altstadt von Florenz, wo wir endlich vor der "Via San Cristofano" kapitulieren - neben uns die Basilica di Santa Cruce! Der Straßenname war richtig, es fehlte aber der Vorort, Impruneta! Kurz vor 23 Uhr ereichen wir den rund 7 km südlich gelegenen Campingplatz und verschwinden erschöpft in die Schlafsäcke. Bei Sonnenschein sind wir wieder vereint und besprechen die Lehren aus dem Desaster, alle Planungen rechtzeitig genau absprechen und kontrollieren, mit fünf Autos ist Konvoifahrt auf gut Glück unmöglich! 

Granitzenbach Sieve Wehrkatarakt Sieve Ausstieg Rufina

Das Damenteam beschließt Florenz in Ruhe bei Tag zu besichtigen, wir vereinbaren den Nächtigungsort Viareggio am Meer und brechen Richtung Westen auf. Der Serchio hat zwar wenig Wasser, liegt jedoch am Weg. Vor einer kurzen Engstelle oberhalb der Limamündung booten wir ein, nachdem wir das Wohnmobil von Horst millimeterscharf durch eine Bahnunterführung gelotst haben. Einige nette Schwälle belohnen die Mühe, besonders schön ist die Ausbootstelle unter der "Teufelsbrücke", eine uralte Steinbogenbrücke in Borgo a Mozzano. Am Abend treffen wir uns alle wieder am schönen Campingplatz in Viareggio, wo auch die "Nichtcamper" nette Hütten mit allem Komfort finden. Endlich beginnt der Urlaub gemütlich zu werden, das Wetter spielt ohnedies perfekt mit! Auf der Autobahn kommen  wir morgens schnell Richtung La Spezia voran, nicht ohne uns zweimal zu verlieren (wieso bist Du plötzlich hinter mir...). 

Horst am Serchio Ponte Diavolo, Serchio

Dank Navi finden wir aber alle zur geplanten Ausbootstelle am Stausee der Vara bei Santa Margherita. Der Wasserstand ist grenzwertig bescheiden, wir steigen daher unmittelbar am Beginn der Waldschlucht ein. Schon nach kurzen Schotterbank-Rutschpartien sind wir mitten in der wunderschönen Schlucht, die mit ihren Felswänden an korsische Bäche erinnert. Einige steile Blockstellen kommen an der dritten Grad heran, alle sind perfekt unterwegs! Viel zu schnell ist die 4 km lange Schlucht gemeistert, jetzt wären wir hungrig! Leider gibt es nach 15 Uhr hier am Lande kaum Gelegenheiten, ein geöffnetes Restaurant zu finden, so fahren wir weiter bis Chiavari, wo sich ein Campingplatz direkt am Meer anbietet (auf der Rückseite allerdings die städtische Kläranlage...). Die Stadt hat eine gemütliche Strandpromenade mit vielen Lokalen, sodass auch die kulinarischen Bedürfnisse befriedigt werden können. 

Hauptkatarakt der Vara-Schlucht Rudi am Ausgang der Vara-Schlucht

In Chiavari mündet die Entella in das Meer, heute ist "Damentag"! Am Zusammenfluss der Lavagna mit zwei Nebenbächen, alle bei reichlich Wasser sportliche Wildbäche, finden wir in Carasco gerade noch genug Wasser für die WW Kajaks (das Palava muss warten). Elin und Anna meistern die kleinen Schwälle problemlos, dann erreichen wir nach 5 km das Meer. Über zwei kurze Brandungswellen reiten wir hinaus in die die blaue Weite und landen nach 3 km vor unserem Campingplatz. Einige "Sundowner" an der Strandpromenade beschließen den überraschend netten Paddeltag. Seit meinem ersten Paddeljahr 1976 ist es mir nicht mehr gelungen, sieben neue Flüsse in Folge zu paddeln, ich bin hoch zufrieden! 

Schwälle auf der Entella Anna auf hoher See vor Chiavari

Heute ist Schluss mit dem Lotterleben am Ligurischen Meer, es geht steil hinauf in die Berge! Endlos windet sich die kleine Straße hinauf zum Passo la Forcella, eine herrliche Berglandschaft. Auf der Nordseite entspringt der Aveto, ein Klassiker, den wir bereits im Jahre 1983 befahren haben. Diesmal reicht das Wasser nur für ein 5 km langes Stück von der alten Steinbrücke nach Vicomezzano bis zum Stausee. Blauer Himmel und klares Wasser machen aber allen Spaß! Abends erreichen wir Bobbio und finden den Campingplatz nach 31 Jahren wieder auf den ersten Blick. Leider sind keine Hütten frei, daher beschließen auch Rudi und Helga die Nacht im Zelt zu verbringen. Romantisch ist der Abend in Bobbio, wo wir die berühmte Steinbogenbrücke besichtigen, die Nacht ist sternklar. Helga hat unser aller Mitgefühl, als sie in der Früh klappernd aus dem Zelt kriecht! Es wird aber wieder ein herrlicher Tag, und die Trebbia, einer der europäischen "Rivergods", steht am Programm. 

Die Trebbia überrascht Gerhard etwas ......... Ja wo ist er denn? Auch Poldi verschwindet im Schlitz!

Das Wasser reicht sogar für das Stück 6 km ober der Avetomündung, wir booten an der Brücke unter Carisasca ein. Technisch unterhaltsames Wildwasser in herrlicher Schluchtenlandschaft erwartet uns, der Fluss schneidet sich von Kurve zu Kurve tiefer in den Fels. In einer langgezogenen Biegung paddle ich entlang einer glatten Felsflanke, als sich plötzlich links ein Schlitz auftut, durch den ein Großteil des Wassers "abbiegt" - die Trebbia versucht, eine Große Mäanderschlinge abzukürzen! Ich ziehe kräftig nach rechts, dann muss schnell der Fotoapparat heraus. Ganz einfach scheint die "Abkürzung" nicht zu sein, aber Gerhard verschwindet bereits im Fels. Rudi und Raoul folgen lieber mir, aber auch Poldi "macht den Abgang"! Wir müssen jetzt eine weite Schlinge mit wenig Wasser auspaddeln, um die Vermissten wieder zu erreichen, dabei geht uns auch noch Renate verloren. Letztlich haben aber alle das Abenteuer gut überstanden, unsere Begleiter haben alles von der Straße hoch oben mit verfolgt. In Marsaglia wechseln wir die Mannschaft aus, statt Renate fahren jetzt Horst und auch Rudi und Helga im Palava mit. Die große Trebbia Schlucht bei Traumwetter ist paradiesisch schön, ein Vergleich mit Salza und Ardeche ist angebracht. Einige Prallwände warten auf das Schlauchboot, doch die beiden Paddler meistern diese mit lachendem Gesicht. Eine große Gruppe aus München ist mit uns unterwegs, am alten Kraftwerksstollen, den es zu überheben gilt, kommt es fast zu Paddlerkollisionen. Direkt am Campingplatz können wir nach 18 km Fahrt schön ausbooten. Diesmal nehmen auch Rudi und Helga ein Zimmer in Bobbio, ein weiser Entschluss, denn die Schönwetterphase ist vorbei. In der Nacht beginnt es zu schütten, ich baue mein Zelt morgens im Regen ab, der Fluss ist schmutzigbraun. Eigentlich wäre heute, am Karsamstag, noch die Enza am Programm gewesen, doch alle sind gesättigt und wollen nach der schönen Woche nicht mehr bei Regen paddeln. Horst, Renate und Raoul verbringen noch ein paar Tage in Florenz, wir schaffen die 1000 km Heimreise bis zum späten Abend ohne Probleme.

Renate im Trebbia Oberlauf Einfahrt zur großen Trebbia-Schlucht Rudi und Helga im Palava

Zurück im staubtrockenen Waldviertel bleibt uns die Erinnerung an einen gemütlichen Paddelurlaub im sonnigen Italien!

Durch die Schluchten des Burgenlandes

 Mitte Mai sorgt ein Regenguss nochmals für eine Aufbesserung der Wasserstände südlich des Wechsels. Raoul, Horst und ich wollen nun ein altes Projekt angehen, welches seit der Öffnung der Ostgrenzen im paddlerisch unerforschten Burgenland auf uns wartet: Die Schlucht der Pinka am Nordhang des Eisenberges! Der Eisenberg ist mit 415 m Meereshöhe nicht gerade überragend, aber berühmt für seine Kellergassen und Rotweine. Die Pinka entspringt am Hochwechsel (1743 m) und hat über Pinkafeld und Oberwart bis zum Eisenberg bereits etwa 60 km Flusslauf hinter sich. Burgenland hat zwar keine Pegelinformationen im Internet (seit kurzem doch: http://wasser.bgld.gv.at/hydrographie/die-fluesse.html ), aber Ungarn , und gleich über der Grenze befindet sich die Messstelle Felsöcsatar, welche bei Mittelwasser rund 3 m3/s zeigt. Wir haben 7,5 m3/s (100 cm), das sollte doch reichen. Beim Einbooten in Woppendorf werden wir etwas enttäuscht - Anrainer erzählen uns, dass hier sogar öfters Kanufahrer die 3 km bis Burg paddeln, wir sind also nicht die Ersten! Die Pinka, hier 8 m breit und etwa 1 m tief, scheint wirklich für Kanutouren geeignet zu sein, sie fließt langsam auf die enge Waldschlucht zu. Mit vielen Kurven durchschneidet sie die östlichsten Ausläufer der Alpen. Wir müssen auf querliegende Bäume achten, tatsächlich dürften unsere Vorfahrer hier etwas ausgeschnitten haben. Nach der Straßenbrücke bei Burg mündet der wasserreiche Tauchenbach, nun geht es 4 km über die Staatsgrenze. Die Landschaft wird noch urtümlicher, jetzt müssen doch einige Bäume überhoben werden, aber wir sind positiv überrascht, welch großer Fluss hier unbekannt in so schöner Schlucht fließt. Das Gefälle ist mit 3 Promille zu gering für Wildwasser, die Strömung aber gut. Ein Wehr kündigt das Schluchtende an, wir müssen kurz umtragen, dann reicht das Wasser gerade noch in der kurzen Ausleitung. Schon erreichen wir die Brücke in Felsöcsatar mit einem kräftigen Pegelschwall, wo wir auch rechts ausbooten. Von Großdorf führt ein kleiner Grenzübergang direkt auf den Eisenberg, wo wir in einer kleinen Buschenschank den Wein und den großartigen Fernblick in die ungarische Tiefebene genießen.

Pinka in Woppendorf Pinka Schluchtausgang in Ungarn Pinka, Raoul im Pegelschwall Felsöcsatar

Am Campingplatz in Lutzmannsburg verbringen wir einen lauen Abend mit Wetterleuchten, in der Nacht schüttet es kräftig. Gutes Wasser gibt es am Morgen auch auf der nahen Rabnitz, doch die heben wir uns noch etwas auf. Nachdem wir im März die „Lockenhausschlucht“ der Güns befahren haben, wollen wir diesmal ihren Oberlauf, den Zöbernbach in Angriff nehmen. Dieser Bach entspringt bei Zöbern unter der Südautobahn südlich der Passhöhe, über Krumbach erreicht er den Kurort Bad Schönau, wo wir einbooten. Der Bach ist zwar nur wenige Meter breit, aber die Fahrt verläuft problemlos ohne Umtragungen. Die Strömung ist flott, einige Blockwürfe sorgen für kurze Aufmerksamkeit. Bald haben wir Kirchschlag in der Buckligen Welt erreicht, die mächtige Ruine, ein Bollwerk gegen Osten, grüßt uns. Die Ortsdurchfahrt ist recht nett, nach 7 km finden wir am Ortsende den Pegel (4,5 m3/s, 185 cm) und eine schöne Ausbootstelle. Nun haben wir auch den südlichsten Fluss Niederösterreichs befahren, nachdem im vergangenen Jahr der Norden an der Reihe war!

Zöbernbach nach Bad Schönau Kirchschlag in der Buckligen Welt Rocksplash von Horst am Zöbernbach, Kirchschlag

Die Černa, Traumbach nordwestlich des Nebelsteins

Ein Starkregen Ende Mai erlaubt erstmalig Befahrungen nördlich der Donau. Trotz Regen und Kälte sind wir bereits am 29.5. am Sierningbach und auf der unteren Pielach unterwegs. Michael erzählt mir von der gleichzeitigen Befahrung der oberen Černa, ein langer Wunsch von mir, den ich bei jeder Langlauftour im Gebiet nördlich von Karlstift geträumt habe. Tags darauf sind auch Raoul, Horst und ich dorthin unterwegs. Nach einem guten Mittagsmahl in der Pension Žofin, unser Langlaufquartier mitten im Hochwald, booten wir 2 km unterhalb an der Brücke von Černe Udoli (Schwarzthal) ein. Die ersten Kilometer sind nicht beschrieben, das Gefälle scheint aber unproblematisch zu sein, wir fürchten aber viele Bäume in dem schnellen Bach. Auf schwarz-goldenem Wasser beginnt eine schnelle Fahrt, jedoch kontrollierbar. Ein erster Baumverhau verlegt den Wasserlauf in die Wiese, ein Stück können wir folgen, dann müssen wir zu Fuß zum Bachbett zurück. Im Wald wird es ruhiger, doch etwa fünf Bäume wollen umhoben werden. Trotzdem ist die Natur fantastisch, das Tal wird langsam enger und steiler. Bei den Hütten von Třebičko beginnt eine wunderbare Blockstrecke, zunächst WW II, sie endet bei der verfallenen Gabrielensäge abrupt mit einer rassigen Dreifachstufe, gut WW III+! Die Ortsdurchfahrt durch Benešov ist verwirrend mäandrierend, aber problemlos. Am Ortsende beginnt jedoch mit einer nur schlecht befahrbaren Wehr eine vorher uneinsehbare Waldschlucht, vor der mich Michael vorgewarnt hat.

Gabrielensäge Waldschlucht nach Benešov Granitrutschen

Auf den folgenden 1,5 km verliert der Bach 40 Höhenmeter, er wird langsam immer steiler. Plattenförmige Granitstufen überraschen mit guten Linien, gerade noch vom Boot erkennbar. Insgesamt drei Wehre sollten besser umtragen werden. Mich erinnert die Strecke ein wenig an das Höllentor der Waldaist, ein großartiger Böhmerwaldbach (WW III-IV)! Horst und ich paddeln jetzt mehr als 30 Jahre zusammen, ein eingespieltes Team, das keine Schwächen zeigt. Die letzten Kilometer bis zur Pegelbrücke bei Ličov mäandriert der Bach, verstärkt durch den Pohorskybach; wir sind am Ziel nach fast drei Stunden Fahrt für 13 km doch ziemlich müde. Der Pegel zeigt noch 72 cm (7 m3/s), für uns MW, Michael fuhr am Vortag bei 95 cm. Wir nächtigen am oberen Pohorskybach bei unserem Langlaufwirt Baronuv Most, und schauen, wieviel Wasser morgens noch bleibt.

Waldschluchtausgang Černa Ausleitung Černa Ausleitung

 Der Pegel Ličov ist auf 62 cm gesunken, das sind nur mehr 5 m3/s, und davon werden an der folgenden Staumauer 3 m3/s ausgeleitet. Doch gerade dieser Strecke gilt seit Jahren meine Neugier, Michael meint, sie ist auch nicht schwerer als oben, es sollten aber gut 90 cm sein. Für Niederwasserbefahrungen sind aber wir die Profis, und so quälen sich Horst und ich über die ersten Meter über Stock und Stein. Das schöne Wetter und das steile Flussbett sorgen aber doch noch für Spaß und wir genießen einen leichten Dreier, der sonst sicher schärfer ist. Nach 4 km kommt das Wasser aus dem Kraftwerk zurück, aber das Gefälle ist weg. Die folgende sportliche Wanderstrecke zur Maltsch bis Porešin ist durchaus lohnend. Wir treffen in Kaplice eine große tschechische Kanutentruppe beim Mittagsmahl in voller Paddlermontur, sie kommen von Rychnov an der Maltsch, eine unserer legendären Touren aus der Frühzeit (1983).

Erstbefahrung des Schmida Wasserfalls!

Immer wieder gibt es unglaubliche Entdeckungen in der unmittelbaren Umgebung, so wie im Jahr 1993, als wir bei einer Befahrung der oberen Fugnitz ab Fronsburg die einzige Klamm des Waldviertels erlebten (die Ysperklamm ist eigentlich nur eine steile Schlucht). Die Umlaufschlinge des alten Bachlaufes wurde irgendwann vor mehr als hundert Jahren durchbrochen, um eine Wasserkraftanlage zu errichten. Vor 3 Jahren war es wieder soweit, in einem neuen Bildband über die Schmida fand ich ein Foto des "Kühnringer Wasserfalles"! Zwei Kilometer weit durchstreifte ich das Bachgehölz, um endlich am oberen Ende direkt neben einem Fahrweg den Abfall zu entdecken. Ein dünnes Rinnsal stürzt gut 3 m in einen großen Tumpen, das könnte doch tatsächlich bei Hochwasser zu befahren sein? Auch hier vermute ich einen künstlichen Eingriff vor langer Zeit, zu finden war aber bis heute nichts Brauchbares außer alten Postkartenmotiven. Keiner unserer Eggenburger Paddler kannte diese Stelle, immerhin begann Christian unmittelbar darauf mit einer Baumschnittaktion, um die Befahrung vorzubereiten. 3 Jahre Trockenheit, beinahe war der Wasserfall in Vergessenheit geraten, da näherte sich eine massive Regenfront und ich setzte einen Preis für Befahrung mit Foto aus. Einen Tag später, ich war nicht im Lande, meldete Rudi den Vollzug. Michael und Christian verpassten die Pegelspitze und hatten das Nachsehen, nun dürfen wir zum großen Bericht in der NOEN gratulieren!

Walter Mück, Gars, am 01.10.2014

Eigene Seite: Georgien 2014 !

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